VW Aktie: Kurzfristig top, langfristig Flop

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Was trieb VW in den vergangenen Jahren stets an? Es war sicher nicht der Wille, für den Kunden da zu sein, schadstoffarme Autos zu entwickeln oder die Elektromobilität voranzutreiben oder gar für Aktionäre üppige Gewinne einzufahren.

Nein, VW war einzig und allein vom Willen getrieben, größter Autohersteller der Welt zu werden und Toyota zu übertrumpfen. Dem wurde alles untergeordnet, zu allererst die Profitabilität. Die war schließlich schon vor dem Dieselgate branchenunterdurchschnittlich schlecht.

Interessant ist, dass VW das nun trotz Dieselgate geschafft zu haben scheint. 10,3 Millionen Fahrzeuge gingen über die Theken der VW Händler. Das waren 3,8% mehr als im Vorjahr. Damit ist VW größter Autohersteller der Welt, denn Toyota kam nur auf 10,09 Millionen.

Doch was ist es wert, Marktführer zu sein, wenn die Aktionäre davon keinen Penny haben? Toyota ist profitabel, während VW das Geld mit beiden Händen zum Fenster hinauswirft für Umrüstaktionen, Autorückkäufe, Rabatte und Strafzahlungen? Eben: Nichts!

Selbst im Boom-Markt China ist VW market underperformer!

Dazu kommt, dass dieser „Erfolg“ auf tönernen Füßen steht. Er hängt fast allein am Marktwachstum in China. Dort setzte VW 14% mehr Autos ab als 2015. Das ist toll – allerdings wuchs der chinesische Markt insgesamt um 16%.

VW performt also selbst in diesem Erfolgsmarkt marktunterdurchschnittlich. In den USA, Südamerika, Westeuropa hingegen sehen wir bei wachsendem Markt Rückgänge bei den VW Verkäufen.

VW ist also gänzlich von China abhängig, ist dort Underperformer und China plant eine verpflichtende Elektroquote für alle Hersteller, die VW mit der aktuellen Modellpalette nicht erfüllen kann. Weder hat VW ausreichend attraktive Elektroautos im Portfolio, noch die Produktionskapazitäten, um 10% der China-Verkäufe zu elektrisieren.

Trotzdem stieg die Aktie seit dem Tief um gute 50%. Vor allem die schnelle Einigung mit den US-Behörden und –Verbrauchern in Sachen Strafen und Schadensersatz beruhigte die Börse.

Die völlige Untätigkeit der Europäer in Sachen Strafen und das verhinderte Sammelklagenrecht in Deutschland taten natürlich ihr Übriges. Es kam also nicht so schlimm, wie es hätte kommen können. Da hätte man als Aktionär mit Nerven also ordentlich Geld verdienen können.

Als Langfrist-Anleger sähe das natürlich schon ganz anders aus. Die Schwankungen, mit denen diese 50% hätten verdient werden können, waren enorm. Und auf Sicht mehrerer Jahre ist VW ein klarer Underperformer.

Viele Wenns stehen zwischen VW und dem Allzeithoch

Um an die alten Allzeithochs anschließen zu können, müssen bei VW gleich mehrere glückliche Fügungen zusammentreffen. Matthias Müller muss es schaffen, den Konzern auf Effizienz zu trimmen.

Schon vor dem Dieselgate verdiente VW an jedem Auto nur wenige hundert Euro, viel weniger, als die deutsche Konkurrenz. Wenn das nicht gelingt, wird die Aktie wohl auch langfristig kaum mit dem Markt mithalten können.

Gleichzeitig muss VW aber auch massive Investitionen in alternative Antriebe stemmen. Die 10.000 elektrischen Golfs, die man in der Gläsernen Manufaktur in Dresden jährlich bauen will, werden wohl kaum ausreichen.

Eine solche Stückzahl fertigt Tesla derzeit alle 5 Wochen und schon 2020 will Tesla 10.000 Stück alle 2,5 Werktage bauen. VW mangelt es sowohl an attraktiven Fahrzeugen, Produktionskapazitäten, offensichtlich an KnowHow in Sachen Elektromobilität und an Lieferkapazitäten für Batterien.

Ein Gesetz, wie es China auf den Weg bringen will, eine Elektroquote von 10%, kann VW bereits das Genick brechen. Wenn VW hier nicht schleunigst aufholt, dürfte langfristig die Performance darunter leiden.

Weiterhin muss VW verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. In den Märkten, in denen VW mit rückläufigen Verkäufen zu tun hat aber auch in China, wo VW inzwischen marktunterdurchschnittlich wächst. Wenn das nicht gelingt, kann man nur mit hohen Rabatten um die Gunst der Kunden werben – und das geht wieder auf Kosten der Gewinnmarge.

Ich meine daher, dass es langfristig gesehen attraktivere Aktien gibt. Aktien, bei denen zwischen dem Ist-Zustand und Erfolg für die Aktionäre nicht so viele Wenns stehen.

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