VW Aktie im Minus: Schadensersatz für deutsche Kunden?

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Es ist ein Hoffnungsschimmer für alle VW-Kunden, die in den vergangenen Jahren Ärger mit ihrem Dieselfahrzeug hatten: Der Autobauer aus Wolfsburg hat sich bereiterklärt, mit Verbraucherschützern über einen Vergleich zu verhandeln.

Hintergrund ist das Ergebnis einer Musterfeststellungsklage. Dieses Instrument der Sammelklage, bei der Verbände stellvertretend für Verbraucher gegen Konzerne klagen können, existiert in Deutschland erst seit Ende 2018 und wurde praktisch zugeschnitten auf Volkswagen und den Dieselskandal.

Musterfeststellungsklage: 400.000 Kunden verlangen Schadensersatz

Im September 2015 wurde bekannt, dass der Hersteller in großem Stil Manipulationssoftware eingesetzt hatte, um Abgaswerte auf dem Prüfstand zu schönen. Im tatsächlichen Straßenverkehr wurden die so gemessenen Emissionswerte hingegen weit übertroffen. Ein Skandal, hatte man doch offensiv gerade mit der Umweltfreundlichkeit der Fahrzeuge geworben – was viele Kunden seinerzeit auch zum Kauf bewogen hatte.

Neben dem immensen Imageschaden, den VW im Zuge der Dieselaffäre davongetragen hat, schlägt sich das Ganze auch nachhaltig in den Bilanzen nieder. Neben Strafzahlungen wurden hohe Schadensersatzsummen gezahlt – allerdings nur in den USA, nicht an europäische Verbraucher.

Das empfanden zahlreiche Kunden hierzulande als ungerecht. Dank der Musterfeststellungsklage sollten sie ein juristisches Instrument erhalten, um auch ihre Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Rund 400.000 VW-Kunden schlossen sich der Klage an. Im Ergebnis urteilte das zuständige Gericht, dass die Klage durchaus Erfolgsaussichten hat. Das Prozedere sieht allerdings vor, dass alle betroffenen Kunden ihre Ansprüche einzeln vor Gericht geltend machen müssten.

VW Aktie im Keller

Dies wäre mit hohem zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden, was auch aus Sicht des Konzerns nicht gerade wünschenswert ist, denn in Wolfsburg will man die Causa Dieselgate lieber heute als morgen abhaken. Dass man sich nun nach monatelanger Blockadehaltung offenbar doch auf die Verbraucherschützer zubewegt, um über einen außergerichtlichen Vergleich zu verhandeln, könnte das Ganze deutlich beschleunigen.

Für die einzelnen Kunden hätte das den Vorteil, dass sie relativ schnell auf Schadensersatzzahlungen hoffen dürften. Ob sie dies akzeptieren wird jedoch wohl nicht zuletzt davon abhängen, wie lukrativ das Angebot aus Wolfsburg ausfällt. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt: Einerseits sollte das Angebot für Kunden annehmbar sein, also nicht zu niedrig angesetzt werden, um die Situation nicht noch weiter eskalieren zu lassen. Andererseits liegt es nicht im Interesse des Konzerns, sich über alle Maße in Unkosten zu stürzen, da dies bei Anlegern auf wenig Gegenliebe stoßen dürfte.

Ob es VW gelingt, hier den goldenen Mittelweg zu finden, bleibt abzuwarten. Bislang haben die Wolfsburger in Sachen Krisenkommunikation im Kontext des Dieselskandals nur wenig glänzen können. Anleger zeigten sich jedenfalls in einer ersten Reaktion wenig begeistert: Die VW Aktie schmierte am Freitag ab und büßte bis zum Mittag mehr als 3 Prozentpunkte ein.