Volkswagen: Starker Rückblick, schwacher Ausblick
Bereits am Freitag hatte Volkswagen Zahlen aus der Jahresbilanz für den Gesamtkonzern vorgelegt, am Dienstag folgte nun die detaillierte Aufschlüsselung unter Berücksichtigung der zahlreichen Konzernmarken und Tochtergesellschaften.
Diess warnt vor Absenkung der Jahresprognose wegen Ukraine-Krieg
Dabei zeigt sich, dass vor allem der Premiumbereich glänzend läuft: Porsche und Audi steuerten hohe Gewinne bei, auch für die Kernmarke lief es 2021 gut. Trotz Chipkrise und dadurch rückläufiger Absatzzahlen konnte Volkswagen seinen operativen Gewinn verdoppeln auf 19,3 Milliarden Euro. Die Priorisierung margenträchtiger Modelle in der knappen Fertigung sowie die Durchsetzung höherer Verkaufspreise spielten dem Konzern in die Hände.
Dass sich die Volkswagen Aktie am Dienstag trotz der erfolgreichen Jahresbilanz in der Verlustzone bewegte, liegt vor allem am Blick in die Zukunft. Für das laufende Jahr geht VW derzeit mit einem Wachstum zwischen 8 und 13 Prozent. Doch das könnte sich ändern, sollte sich die Lage in der Ukraine nicht in den nächsten Wochen entspannen. VW-Vorstandschef Herbert Diess warnte davor, dass die Prognose möglicherweise „überarbeitet“ werden müsse.
Kriegsfolgen für VW: Exportstopp, Produktionsunterbrechung und Lieferengpässe
Für den Moment ist der Export nach Russland gestoppt, die Produktion in den dortigen beiden Standorten vorerst eingestellt. Diess signalisierte die Bereitschaft des Autobauers, wirtschaftliche Sanktionen Europas gegen Russland mitzutragen, selbst wenn dies einen Rückzug bedeute. Zusätzlich getroffen wird VW durch fehlende Kabelbäume, die in der Ukraine gefertigt werden. Deren Produktion läuft derzeit nur noch auf 30 bis 40 Prozent des Normalniveaus.
Die Folge: An deutschen Standorten fehlt der Materialnachschub, Schichten fallen aus, Beschäftigte werden einmal mehr in Kurzarbeit geschickt. Die Produktion wird vorübergehend ausgelagert in die USA und China. Doch auch dort gibt es Probleme: In 3 VW-Werken im Reich der Mitte stehen die Bänder ebenfalls still, weil nach einem Corona-Ausbruch umfassende Lockdown-Maßnahmen verhängt wurden. Die chinesische Zentralregierung setzt weiterhin auf ihre strikte Null-Covid-Strategie, hat zuletzt aber mit mehreren größeren Ausbrüchen zu kämpfen.
Chipkrise belastet Autobranche weiterhin
Hinzu kommt, dass auch die Chipkrise noch längst nicht ausgestanden ist. Diess rechnet damit, dass sich die Knappheit am Halbleitermarkt noch mindestens bis ins zweite Halbjahr 2022 hinziehen werde. Schon jetzt hat das Unternehmen für mehrere Fahrzeugmodelle vorläufige Bestellstopps verhängt, um die bestehenden Aufträge abzuarbeiten. Von dem Bestellstopp betroffen sind vor allem die bei Kunden beliebten Plug-in-Hybride.
Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, könnte auch das eine Anpassung des Ausblicks notwendig machen. Mit mehr Klarheit können Anleger wohl erst nach Abschluss des Auftaktquartals rechnen. Für das zurückliegende Geschäftsjahr verbuchen die Wolfsburger bei einem Absatzrückgang von 6 Prozent immer noch einen Umsatzanstieg um 12 Prozent auf 250 Milliarden Euro.
VW Aktie nach Jahresbilanz: Analysten bekräftigen Kaufempfehlungen
Die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie hatte nach schwachem Start am Dienstag noch den Sprung in die Gewinnzone geschafft und schloss leicht höher bei rund 150 Euro. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit jedoch zweistellige Verluste eingefahren, zuletzt sah es nach leichter Erholung aus.
Analysten reagierten überwiegend positiv auf die nun vorgelegten Geschäftszahlen, mehrheitlich empfehlen sie die VW Aktie weiterhin zum Kauf. Die Kursziele bewegen sich dabei in einer Spanne zwischen 210 Euro (Deutsche Bank) und 310 Euro (RBC Capital).