Volkswagen Aktie: Wie Phoenix aus der Asche
Es ist eine ebenso kontroverse wie langwierige Debatte: Deutschland diskutiert über das Ende des Dieselmotors und mögliche Alternativen, will Anreize schaffen für mehr Elektromobilität und wird das einst ausgerufene Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Straßen rollen zu sehen, wohl dennoch krachend verfehlen.
Wenn auch nicht ausgelöst, so doch zumindest befeuert wurde diese Diskussion durch den VW-Skandal, der im September 2015 ans Licht kam: Die Wolfsburger hatten in ihren Fahrzeugen Software verbaut, die auf dem Prüfstand wesentlich bessere Abgaswerte ausgab als im tatsächlichen Gebrauch auf der Straße.
Der Aufschrei war groß, nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA. Kunden und Behörden fühlten sich betrogen, die Marke VW erlitt einen erheblichen Imageverlust, die Aktie stürzte ins Bodenlose.
Doch während man hierzulande durchaus nach wie vor auf gemischte Gefühle stößt, wenn man Menschen nach ihrer Meinung zu Volkswagen fragt, ist dem Konzern in den USA gelungen, was noch vor wenigen Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte: Die Marke Volkswagen ist auferstanden wie Phoenix aus der Asche.
Das hat wohl nicht zuletzt damit zu tun, dass sich VW nach Bekanntwerden des Manipulationsskandals vor allem auf die Schadensbegrenzung in den Vereinigten Staaten fokussiert hat – denn dort werden straf- und zivilrechtliche Klagen sehr schnell sehr teuer, ganz anders als in Europa.
Charmeoffensive für US-Kunden
So erhielten US-Kunden Entschädigungsangebote, VW kroch öffentlich zu Kreuze und bettelte um Entschuldigung, schloss mehrere Vergleiche mit US-Behörden, um die Strafzahlungen zumindest einigermaßen zu begrenzen. All das zeigte Wirkung.
Nun folgt eine Charmeoffensive, ganz nach dem Geschmack der Amerikaner. Bei der Autoshow in Detroit präsentiert sich der Konzern wieder selbstbewusst, gleich zwei neue SUV-Modelle stehen für den amerikanischen Markt bereit, der zudem nun häufiger mit Facelifts und Nachfolgemodellen versorgt werden soll als der europäische Heimatmarkt.
Auch Preisnachlässe und umfassende Garantieversprechen haben den Absatz in den USA zuletzt wieder angekurbelt und unterm Strich dafür gesorgt, dass Volkswagen 2017 im Vergleich zu den beiden sehr schwachen Vorjahren kräftig zulegen konnte – und das, obwohl sich der Automarkt in den USA insgesamt erstmals seit der Finanzkrise wieder leicht rückläufig entwickelt hat.
VW Aktie steigt dank Absatzrekord
Um 5,2 Prozent konnten die Verkäufe in den USA gesteigert werden, insgesamt wurden dort im vergangenen Jahr 339.676 Fahrzeuge der Marke VW an den Kunden gebracht. Weltweit erzielte das Unternehmen sogar einen neuen Rekord: Mit 6,23 Millionen Fahrzeugen der Marke VW wurden so viele verkauft wie nie zuvor. Das lag vor allem an den starken Verkäufen in China, dort setzte Volkswagen erstmals mehr als 3 Millionen Fahrzeuge ab.
Anleger zeigten sich von den starken Zahlen angetan, die Aktie stieg zum Wochenauftakt um gut 2 Prozent auf knapp 188 Euro und erreichte damit den höchsten Wert seit Bekanntwerden des Dieselskandals vor zweieinhalb Jahren.