Volkswagen-Aktie: VW-Aus in Russland – ein böses Omen?

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Noch vor einigen Jahren hatte der damalige VW-Chef Herbert Diess die positiven Beziehungen des Autokonzerns zu Russland demonstrativ gelobt und weitere hohe Investitionen in das Land angekündigt. Sogar ein persönliches Treffen zwischen Diess und Machthaber Wladimir Putin hatte es damals gegeben.

Nun hat sich das Blatt bekanntlich gewendet – und Volkswagen steht in Russland vor dem endgültigen Aus.

Russisches Gericht friert VW-Vermögenswerte ein

Vielleicht haben Sie es auch in den Medien gelesen: Vor wenigen Tagen hat ein russisches Gericht sämtliche Vermögenswerte der Wolfsburger in Russland beschlagnahmt. Hintergrund ist demnach ein Rechtsstreit zwischen dem russischen Autokonzern GAZ und Volkswagen.

Bereits im August 2022 beendete VW seine Kooperation mit GAZ, nachdem das russische Unternehmen mit US-Sanktionen belegt worden war. GAZ hatte bis dahin in einer Fabrik in Nischni Nowgorod verschiedene Modelle von VW und Skoda montiert. Gegen die Beendigung der Zusammenarbeit legten die Russen dann Klage ein und forderten eine Vertragsstrafe gegen die Deutschen in Höhe von 190 Millionen Euro, die nun offenbar bewilligt wurde.

Kaluga-Verkauf auf der Kippe?

VW jedenfalls zeigte sich enttäuscht von seinem ehemaligen Partner und wies auf die jahrelang guten Geschäftsbeziehungen zu GAZ hin. Problematisch ist der Gerichtsentscheid jedoch vor allem wegen der Fabrik in Kaluga, die im Unterschied zum Standort Nischni Nowgorod vollständig im Besitz von VW ist.

Quelle: Volkswagen (Volkswagen Group Rus, Werk Kaluga, Russland | Volkswagen Newsroom (volkswagen-newsroom.com)

Volkswagen hatte das Werk in Kaluga, rund 140 Kilometer südlich von Moskau, ebenfalls bereits im letzten Jahr stillgelegt, sogar schon im März. Die dortigen rund 4.000 Mitarbeiter bekommen seither eine Art Kurzarbeitergeld. Das Problem: Zuletzt war bekannt geworden, dass VW die Kaluga-Fabrik und andere Vermögenswerte in Russland (vor allem Finanzdienstleistungen) verkaufen wolle.

Es bleibt nun abzuwarten, inwieweit der neue Gerichtsentscheid diesen Verkaufsprozess beeinflusst. VW versucht derzeit laut Medienberichten die für die Veräußerung nötigen Genehmigungen der dortigen Behörden einzuholen. Das heißt: Im Endeffekt wird der russische Staat entscheiden, ob Volkswagen seine Fabrik in Kaluga verkaufen darf.

Der Kreml hatte die Auflage eingeführt, nachdem der Westen Sanktionen gegen Russland verhängt hatte. Entsprechend ist die Befürchtung nun groß, dass Russland Maßnahmen ergreifen könnte, um die Fabrik in Kaluga zu enteignen.

VW würde dann mit leeren Händen dastehen. Der Konzern hatte zwar bereits im letzten Jahr eine gewisse Summe auf sein Russland-Geschäft abgeschrieben. Der Markt aber hatte gehofft, dass VW zumindest einen Teil der Abschreibungen zurückholen könnte.

Mein Fazit für Sie

Klar: Der Gesamtkonzern wird durch die Schlappe in Russland wohl nicht in die Bredouille geraten. Dafür ist das Russland-Geschäft der Wolfsburger zu unbedeutend. Im Jahr 2021 hatte der Autokonzern dort rund 200.000 Fahrzeuge abgesetzt. Das waren gerade einmal 2,3 Prozent des weltweiten Absatzes (alle Marken).

Doch der Fall zeigt deutlich, wie abhängig gerade die deutschen Autokonzerne von politischen Entwicklungen sind. Vor allem China könnte für VW in diesem Kontext zu einem erheblichen Problem werden. Schließlich ist die Volksrepublik der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt der Wolfsburger und war 2021 für 3,3 Millionen verkaufte Fahrzeuge verantwortlich (38 % des Gesamtabsatzes).

China ist aber nicht nur ein gigantischer Absatzmarkt, sondern auch ein Lieferant von Rohstoffen und wichtigen Komponenten – gerade für Elektroautos. Immerhin: Volkswagen kündigte kürzlich an, seine Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten zu drosseln.

So wollen die Wolfsburger noch mehr Geld in eigene Batteriefabriken investieren und auch direkt in Minenbetriebe einsteigen. Dadurch würde sich der Konzern neben finanziellen Vorteilen mehr Selbstständigkeit sichern, was in diesen geopolitisch unruhigen Zeiten extrem wichtig wäre, um bei der Elektromobilität nicht ins Hintertreffen zu geraten.