Volkswagen Aktie: Dieselskandal gut überstanden?
Als wäre nie etwas gewesen: Volkswagen hat im ersten Quartal des laufenden Jahres so viele Fahrzeuge seiner Kernmarke VW verkauft wie nie zuvor.
Insgesamt 1,5 Millionen Fahrzeuge mit VW-Emblem wurden im Zeitraum von Januar bis Ende März ausgeliefert. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht das einer Absatzsteigerung um 5,9 Prozent.
Starker Jahresauftakt
Dass der Betriebsgewinn für den Gesamtkonzern um 4 Prozent zurückging auf 4,2 Milliarden Euro lag vor allem in Details der neuen Rechnungslegung begründet. Ohne diesen Effekt konnte das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr leicht gesteigert werden.
Die Marge ging im Auftaktquartal von 7,8 auf 7,2 Prozent zurück, was jedoch ebenfalls auf die Sondereffekte in den Berechnungen zurückzuführen ist. Der Gesamtumsatz stieg auf 58 Milliarden Euro, etwa 8,2 Prozent davon bleiben als operativer Gewinn.
Den Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte der Vorstand des Wolfsburger Autokonzerns nach Vorlage der Quartalsbilanz. Demnach strebt das Unternehmen ein Umsatzplus von bis zu 5 Prozent an, die operative Rendite soll 2018 um 6,5 bis 7,5 Prozent gesteigert werden.
Weltgrößter Autobauer vor dem japanischen Konkurrenten Toyota zu bleiben, ist dabei nur die Kirsche auf der Torte. Vielmehr stehen bei Volkswagen tiefgreifende Veränderungen auf der Agenda.
Tiefgreifende Umbaumaßnahmen
Erst vor wenigen Wochen hat VW-Markenchef Herbert Diess den Vorstandsvorsitz von Matthias Müller übernommen. Der Führungswechsel war zwar grundsätzlich erwartet worden, wurde jedoch überraschend schnell vollzogen. Die Kommunikationsstrategie und Außendarstellung in diesem Zusammenhang wurden vielfach kritisiert und dürften wohl auch auf der Hauptversammlung am 3. Mai zur Sprache kommen.
Diess hat bereits grundlegende Umstrukturierungen angekündigt. So sollen die zahlreichen Marken zu insgesamt vier Gruppen gebündelt werden: Volumen (VW, Skoda, Seat), Premium (Audi), Superpremium (Porsche, Bentley, Bugatti, Lamborghini) und Nutzfahrzeuge (MAN, Scania). Durch die Dezentralisierung sollen Arbeitsprozesse zusammengelegt und letztlich Kosten gespart werden. Zudem soll die Nutzfahrzeugsparte voraussichtlich fit gemacht werden für einen eigenständigen Börsengang, bei dem bis zu 25 Prozent der Anteile in Streubesitz gehen könnten.
Langfristige Herausforderungen
Neben der internen Neuausrichtung sieht sich Volkswagen konfrontiert mit den Herausforderungen, die die gesamte Automobilbranche seit einigen Jahren umtreiben und wohl auch in der kommenden Dekade noch eine wesentliche Rolle spielen dürften, etwa die Umstellung auf alternative Antriebstechnologien oder eine stärkere Vernetzung der Fahrzeuge, Stichwort autonomes Fahren.
Um seinem Führungsanspruch gerecht zu werden, wird Volkswagen auch hier noch kräftig investieren müssen – zumal die langfristigen Folgen des Skandals um manipulierte Dieselabgaswerte noch nicht absehbar sind, nach wie vor werden beispielsweise Fahrverbote oder Zulassungsbeschränkungen diskutiert.
VW Aktie auf Erholungskurs
An der Börse herrscht unterdessen Erleichterung, seit dem Führungswechsel konnte die VW Aktie wieder Boden gutmachen und notierte zuletzt fast 20 Prozent höher als noch vor einem Jahr. Anfang der Woche waren die Anteilsscheine für rund 170 Euro zu haben.
Auch Analysten gehen mehrheitlich davon aus, dass Volkswagen das Schlimmste hinter sich gelassen und den Dieselskandal zumindest wirtschaftlich gut überstanden hat. Etliche Experten sprachen zuletzt Kaufempfehlungen für die im Dax gelistete Vorzugsaktie aus, die Kursziele lagen dabei überwiegend jenseits der 200 Euro.