Volkswagen Aktie: Dieselskandal – EU-Kommission lässt nicht locker!
Es ist der Wandel vom Saulus zum Paulus: Während die deutsche Autoindustrie jahrzehntelang nicht gerade ein Garant für ökologisches Wirtschaften war, zeigt sich die Branche aktuell auffallend geläutert.
Elektromobilität hier, Elektromobilität da: Angetrieben durch immer strengere Klimaziele vonseiten der Politik überbieten sich die Hersteller heute regelrecht mit neuen Stromermodellen. Man will sich verantwortungsbewusst zeigen – ja gar dazu beitragen, den menschengemachten Klimawandel einzudämmen.
Doch der schöne neue Schein ist trügerisch. Denn: Noch immer müssen sich die Autobauer mit den unsauberen Geistern aus der Vergangenheit herumschlagen. Beispiel: Volkswagen. Vielleicht haben Sie es auch in den Medien gelesen.
Dieselgate: Brüssel drängt VW zu weiteren Zahlungen
Die EU-Kommission forderte die Wolfsburger jüngst zu weiteren Entschädigungszahlungen in Europa auf. Sie werden es schon vermuten: Natürlich geht es dabei um den Dieselskandal. Ein Thema, über das VW eigentlich lieber den Mantel des Schweigens legen will, schließlich passt der Skandal so gar nicht zu dem neuen ökologischen Image.
Für Sie zur Erinnerung: 2015 hatte Volkswagen einräumen müssen, in weltweit rund 11 Millionen Autos eine illegale Software zur Manipulation der Abgaswerte eingesetzt zu haben. Dadurch erreichten die Fahrzeuge zwar im Prüfmodus die Abgasvorgaben, auf der Straße im reellen Betrieb allerdings emittierten sie weit mehr als erlaubt.
Für Volkswagen ist das sogenannte Dieselgate bis heute das größte Desaster in der jüngeren Unternehmensgeschichte – verbunden mit üppigen Milliardenzahlungen. Doch offenbar reichen die Entschädigungen des Konzerns nicht aus, wie die EU-Kommission jetzt monierte.
Viele Kunden aus der EU warten immer noch auf Entschädigungen
Hintergrund: In Deutschland etwa hatten sich Verbraucherschützer und der Konzern darauf geeinigt, je nach Alter und Typ des Fahrzeugs zwischen 1.350 und 6.250 Euro an die Kunden zu zahlen. In Italien und den Niederlanden hatten Gerichte VW zu ähnlichen Zahlungen verdonnert. In den meisten anderen EU-Ländern aber kam der Autobauer bislang ungeschoren davon.
Eben das ist Brüssel ein Dorn im Auge. VW müsse ein klares Signal an die Kunden in den anderen Ländern senden, dass man sie in einem ähnlichen Rahmen entschädige. Bislang zeige der Konzern hierfür allenfalls eine mangelnde Bereitschaft, so EU-Justizkommissar Didier Reynders. Deshalb drohe Volkswagen ein noch gravierender Imageschaden.
Das dürfte man in Wolfsburg nicht gerne hören. Immerhin sind nach Angaben von Verbraucherschutzbehörden in der EU insgesamt 8,5 Millionen Dieselwagen betroffen.
Ein Milliarden-Desaster
Sollte man dem nachgeben, würden für den Konzern erneut saftige Kosten anfallen. Erst im Juli hatte die EU-Kommission in einem Kartellverfahren gegen mehrere deutsche Hersteller Geldbußen von insgesamt 875 Millionen Euro verhängt. Auf VW entfiel mit etwa 507 Millionen der größte Einzelbetrag. In dem Verfahren ging es um illegale Absprachen zur Abgasreinigung bei Dieselfahrzeugen.
Wie viel der Dieselskandal unterm Strich für Volkswagen bislang gekostet hat, ist kaum abzumessen. Experten sprechen inzwischen von 32 Milliarden Euro. Obwohl sich der Konzern auch gegenüber uns Anlegern immer wieder Mühe gibt, von einem baldigen Ende der Kostenflut zu sprechen, ist das Thema noch längst nicht vollständig vom Tisch. Die neuste Forderung der EU-Kommission zeigt das klipp und klar.
Aber was heißt das nun für Sie als Anleger?
Nun, glücklicherweise ist Volkswagen ein hochprofitabler Konzern. Allein im ersten Halbjahr 2021 verdienten die Wolfsburger rund 11 Milliarden Euro. Entsprechend hat das Unternehmen die finanziellen Mittel, um die Kosten rund um den Dieselskandal zu decken.
Dennoch kann auch Volkswagen Geld nicht einfach aus dem Fenster werfen. Der Konzern hat sich gleichermaßen ambitionierte wie teure Ziele rund um die Elektromobilität verschrieben. Dass sich die Geister aus der Vergangenheit immer noch nicht beruhigen lassen, ist da sicherlich weniger förderlich.
Der Dieselskandal wird für Sie als Anleger also weiterhin ein Faktor bleiben.