Volkswagen-Aktie: Autobauer im Krisenmodus – jetzt auch noch eine Klimaklage!
Es sind stürmische Zeiten in Wolfsburg: Wegen der Halbleiter-Krise musste Volkswagen im dritten Quartal empfindliche Abstriche machen. Sowohl Umsatz als auch Absatz krachten teils erheblich ein. Und: Im Unterschied etwa zu Daimler ging auch die Profitabilität spürbar zurück – vor allem bei den Volumenmarken VW, Skoda und Seat.
E-Mail-Skandal: Diess in der Kritik
Als wäre das noch nicht schlimm genug, muss das Unternehmen aktuell auch noch mit einer Führungskrise zurechtkommen. Für Sie zur Erinnerung: Konzernboss Herbert Diess hatte laut Medienberichten in einer internen E-Mail die Streichung von mehr als 30.000 Stellen im Wolfsburger Stammwerk nahegelegt.
Beim Betriebsrat, Gewerkschaften, Politikern, aber auch den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch stieß das Schreiben auf heftige Ablehnung. Der Konzernchef habe ohne Rücksprache mit Arbeitnehmervertretern einen solch massiven Kahlschlag forciert, heißt es vom Betriebsrat. Ein solcher Kulturbruch sei nicht hinzunehmen. Nun steht in Wolfsburg die Frage im Raum, ob Diess überhaupt noch der richtige Mann für den Job ist.
Greenpeace reicht Klimaklage gegen VW ein
Aber es geht noch weiter. Vielleicht erinnern Sie sich: Im September hatten Greenpeace und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Klimaklagen gegen Deutschlands führende Autobauer angekündigt.
Nun hat Greenpeace Ernst gemacht. Wie die Organisation am Dienstag mitteilte, habe man gegen Volkswagen „wegen mangelndem Klimaschutz“ beim Landgericht Braunschweig eine Klage eingereicht.
Greenpeace will den Autokonzern gerichtlich dazu zwingen, früher aus der Produktion von Autos mit Verbrennungsmotoren auszusteigen. Das Geschäftsmodell von VW sei derzeit nicht mit dem Klimaziel vereinbar, wonach der globale Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzt werden soll, so die Naturschützer. Vielmehr sei der Autobauer einer der „weltweit klimaschädlichsten Konzerne“.
Verbrenner sollen schneller verschwinden
Konkret will Greenpeace erreichen, dass das Unternehmen spätestens im Jahr 2030 keine Verbrenner mehr verkaufen darf. Volkswagen aber plant den Ausstieg erst für den Zeitraum 2033 bis 2035. Bis 2030 sollen demnach lediglich 70 Prozent der Neuwagen aus dem Konzern in Europa rein elektrisch fahren.
Nun wird sich zeigen, ob die Richter im Sinne der Umweltschützer urteilen. Dass das Ganze nicht aussichtslos ist, zeigt ein Urteil aus den Niederlanden. Im Mai hatte ein Gericht in Den Haag den Ölkonzern Shell dazu verpflichtet, seine CO2-Emissionen stärker als vom Konzern geplant zu reduzieren.
Rechtsexperten aber sehen das Urteil kritisch und bezweifeln, ob Gerichte solche eigentlich politischen Entscheidungen überhaupt treffen dürfen. Nichtsdestotrotz hat Shell inzwischen seine Klimaziele verschärft.
Mein Fazit für Sie
Volkswagen dürfte sich mit Händen und Füßen gegen eine entsprechende Verurteilung wehren. Für den Konzern wäre ein früheres Verbrenner-Aus freilich ein Desaster.
Denn die Wolfsburger müssen so lange wie möglich das margenstarke Geschäft mit Benziner- und Dieselautos aufrechterhalten, um nicht zuletzt die finanziellen Mittel zu haben, um die teuren Investitionen in die Elektromobilität stemmen zu können.