Megafusion in der Autobranche – neue Konkurrenz für Volkswagen

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Es ist ein Paukenschlag: Nach den gestrigen Gerüchten wurde heute bestätigt, dass Fiat-Chrysler und PSA eine Fusion anstreben. Dadurch würde der viertgrößte Autobauer weltweit entstehen, hinter Volkswagen, Renault-Nissan und Toyota.
Bemerkenswert ist an den Plänen vor allem, dass Fiat-Chrysler offenbar einer Fusion unter Gleichen, also einem 50-50-Zusammenschluss, zugestimmt hat – obwohl der italienisch-amerikanische Konzern in Sachen Umsatz und Absatz deutlich größer ist als der französische Konkurrent.
Nachdem aber erst vor wenigen Monaten ein Zusammengehen mit Renault-Nissan gescheitert war, gehen Fiat-Chrysler allmählich die Alternativen aus. Und so ist man denn wohl bereit, eine größere Kröte zu schlucken.

Fortsetzung der Konsolidierungsphase

Klar ist: Um die Herausforderungen zu stemmen, die in den kommenden ein bis zwei Jahrzehnten auf die Automobilbranche zukommen, braucht Fiat-Chrysler einen Partner. Alleine sind die Investitionen kaum zu stemmen, die erforderlich sind, um Forschung und Entwicklung in Sachen alternative Antriebsformen einerseits und autonomes Fahren andererseits hinreichend zügig voranzubringen.
Beide Entwicklungen fordern die Branche als Ganzes heraus. Weder Fiat-Chrysler noch PSA sind in diesem Zusammenhang bislang sonderlich stark aufgestellt. Durch die Fusion sollen nun neue Impulse und Synergieeffekte entstehen.
Der Zusammenschluss ist nur ein weiterer Schritt im Zuge der bereits seit Jahren laufenden Konsolidierungsphase innerhalb der Automobilbranche. Erst 2017 hatte PSA die deutsche Marke Opel vom US-Konkurrenten General Motors übernommen, der Zusammenschluss von Fiat und Chrysler liegt auch gerade erst fünf Jahre zurück.

Wie geht es weiter für Opel?

Beide Unternehmen hoffen nun auf positive Effekte und schlossen Werksschließungen im Zuge der Fusion aus. Die Arbeitnehmerseite zeigte sich dennoch besorgt über mögliche Arbeitsplatzverluste. Bei Opel verwies man auf den tarifvertraglich garantierten Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2023 und hofft, dass die Marke auch im neuen Konzern eigenständig erhalten bleibt.
Bislang spricht nichts dagegen, im Gegenteil: Entgegen aller Befürchtungen war es PSA gelungen, Opel innerhalb relativ kurzer Zeit mit Hilfe eines Sparprogramms wieder auf Spur zu bringen. Inzwischen schreibt die Marke wieder schwarze Zahlen, nachdem sie jahrelang eher zu den Sorgenkindern der Branche gehörte.

Konkurrenz vor allem für Volkswagen

Da Peugeot, Citroen, Opel und auch Fiat vor allem im Kleinwagensegment vertreten sind, aber auch Luxusmarken wie Alfa Romeo zu dem neuen Großkonzern zählen, liegt auf der Hand, welcher deutsche Autobauer den neuen Konkurrenten wohl am meisten fürchten muss: Die Markenstruktur erinnert an Volkswagen, auch hier sind etliche Marken in unterschiedlichen Marktsegmenten unter einem gemeinsamen Dach vertreten.
Gerade in Europa dürften sich dadurch neue Machtverhältnisse ergeben: Volkswagen kommt auf dem Kontinent auf einen Marktanteil von rund 25 Prozent, Fiat-Chrysler und PSA zusammen liegen mit etwa 22 Prozent auf vergleichbarem Niveau.
Einen Vorsprung hat VW jedoch im Bereich der Modulfertigung, wonach etliche Modelle nach dem Baukastenprinzip auf gleichen Bauteilen basieren. Gut möglich, dass der neue italienisch-amerikanisch-französische Konzern für die eigene Zukunft ähnliches anstrebt.

VW Aktie: Anleger besorgt über neue Konkurrenz

Experten halten die geplante Fusion für aussichtsreich und langfristig tragbar, warnen jedoch vor möglichen Machtkämpfen zwischen den bislang stark involvierten Unternehmerfamilien, die sowohl bei Fiat als auch bei PSA noch einiges zu sagen haben.
Fest steht: Gelingt die Fusion, werden die Karten in der Branche neu gemischt. Anleger reagierten prompt: Nach dem steilen Anstieg der VW Aktie in den vergangenen Wochen gab das Papier nach Bekanntwerden der Fusionspläne der Konkurrenz heute deutlich nach. Bis zum Mittag sackte der Kurs um mehr als 2 Prozentpunkte ab.