Investorentag bei Volkswagen: Value over Volume
Rendite vor Volumen: So lautet die neue Devise des Volkswagen-Konzerns, die in dieser Woche beim Kapitalmarkttag vorgestellt wurde. Dabei wurde ein strategischer Umbau inklusive Neubenennung der Sparten in Aussicht gestellt, ebenso wie eine konkrete Vorgabe von Renditezielen für die einzelnen Bereiche.
Jede Markengruppe mit eigenem Renditeziel
Bis 2027 soll die Rendite des gesamten Konzerns auf bis zu 10 Prozent zulegen. Bis 2030 soll sie eine Spanne von 9 bis 11 Prozent erreichen. Zum Vergleich: 2022 erzielten die Wolfsburger eine bereinigte Rendite von 8 Prozent. Bei der Umsatzentwicklung strebt Volkswagen ein jährliches Wachstum um 5 bis 7 Prozent bis 2027 an.
Selbstverständlich drückte der neue Chef Oliver Blume den Markengruppen auch neue Namen auf, ohne dass sich an deren Zusammensetzung substanziell etwas verändern würde. Sein Vorgänger Herbert Diess hatte die Gruppen vor einigen Jahren zusammengestellt, das scheint sich bewährt zu haben. Statt „Volumen“ heißt die Gruppe, die die Kernmarke VW sowie Skoda, Seat/Cupra und die VW-Transporter umfasst, künftig „Core“. Die Gruppe soll bis 2025 eine Rendite von 8 Prozent erzielen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Kernmarke VW: Hier sind Effizienzsteigerungen in einer Größenordnung von 10 Milliarden Euro geplant, um die Rendite in den kommenden 3 Jahren auf 6,5 Prozent zu steigern (2022: 3,6 Prozent).
Neuer Name, alte Probleme
Auch die Premiumsparte bekommt einen neuen Namen und läuft künftig unter „Progressive“. Darunter werden Audi, Bentley, Lamborghini und der Motoradhersteller Ducati zusammengefasst. Angepeilt ist für diese Gruppe eine Rendite von 14 Prozent. Damit liegt das neue Ziel deutlich über den bisherigen Vorgaben von 9 bis 11 Prozent.
Kostendisziplin und Synergieeffekte sollen zur Effizienzsteigerung beitragen. Volkswagen sieht sich wie die gesamte Branche vor neue Herausforderungen gestellt angesichts der geopolitischen Spannungen des Westens mit Russland und China und der insgesamt schwächelnden Konjunktur. Hinzu kommen technologische Innovationen wie die Automatisierung und Elektrifizierung der Fahrzeuge, bei denen junge Anbieter bislang die Nase vorn haben: Insbesondere Tesla verweist die alteingesessenen Hersteller in die Schranken und dominiert den Elektroautomarkt.
Kann VW am chinesischen E-Auto-Markt punkten?
Am wichtigen chinesischen Absatzmarkt erobern zudem regionale Hersteller zunehmend Marktanteile im wachsenden Elektrosegment. Volkswagen – unter den Verbrennern in der Volksrepublik noch gut vertreten – spielt am wichtigen chinesischen Elektroautomarkt kaum eine Rolle. Nicht zuletzt deswegen sehen sich die Wolfsburger unter Zugzwang.
Ein 10-Punkte-Plan, den VW-Chef Blume ebenfalls im Rahmen des Kapitalmarkttags am Mittwoch vorstellte, soll nun helfen, den Konzern wieder auf die Erfolgsspur zurückzuführen. Unter anderem sollen die einzelnen Marken und Gruppen eigenständiger werden und unabhängiger von der Wolfsburger Zentrale agieren können. Zugleich sollen sie untereinander enger verzahnt werden, um eine bessere Auslastung der Produktionsstätten zu gewährleisten. Auch ein schrittweiser Personalabbau durch Nichtnachbesetzung freiwerdender Stellen ist geplant, ebenso wie eine Reduzierung der Modellvielfalt. Die vielfach als zu hoch kritisierten Investitionen in Forschung und Entwicklung sollen in den kommenden Jahren ebenfalls prozentual sinken.
VW Aktie im Minus: Anleger und Analysten bleiben skeptisch
Wer sich von der Investorenveranstaltung am Hockenheimring neuen Schwung für die VW Vorzugsaktie erhofft hatte, wurde unterdessen enttäuscht. Anleger reagierten skeptisch, die Aktie rutschte am Donnerstag ins Minus und weitete die Verluste am Freitag noch einmal aus. Auf Wochensicht verliert das Papier bis Freitagnachmittag gut 5 Prozent auf rund 122 Euro.
Auch Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen wenig beeindruckt von der neuen Strategie. Sie beließen Einstufungen und Kursziele weitgehend unverändert auf dem vorherigen Stand. So rät das Analysehaus Bernstein Research zum Halten der Aktie mit Kursziel 140 Euro, ebenso wie die Experten von Goldman Sachs und dem Analysehaus Stifel, die das Kursziel mit 151 und 149 Euro etwas höher ansetzen.
Eine Kaufempfehlung bestätigte hingegen das Analysehaus Warburg Research, das mit einem Kursziel von 200 Euro deutlich über den Erwartungen anderer Experten liegt. Ebenfalls zum Kauf der VW Vorzugsaktie rät die kanadische Bank RBC, die das Kursziel bei 160 Euro sieht. Dagegen hält das Analysehaus Jefferies an seiner Verkaufsempfehlung fest und beziffert die faire Bewertung auf 115 Euro.