Ford elektrisiert Köln

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Elektrisierende Neuigkeiten für den Kölner Standort: Die Metropole am Rhein hat den Zuschlag erhalten, von hier aus will Ford künftig ganz Europa mit Elektroautos beliefern.

Milliardeninvestition in Kölner Standort

1 Milliarde US-Dollar will der Hersteller in das Werk investieren, das entspricht gut 800 Millionen Euro. Ab 2023 soll das erste E-Auto für den europäischen Markt in Köln vom Band rollen, ein zweites Modell ist ebenfalls in Aussicht gestellt. Bis 2030 soll die gesamte Pkw-Flotte von Ford für Europa elektrisch betrieben werden, bei den Nutzfahrzeugen sollen bis dahin zwei Drittel mit Elektro- oder Hybridmotor laufen. Insgesamt will Ford in den kommenden Jahren rund 22 Milliarden US-Dollar in die Umstellung der Produktion auf Elektroautos investieren, wie das Unternehmen bereits bekanntgab.

Für das seit 90 Jahren in Köln ansässige Werk bedeutet die Ankündigung Fluch und Segen zugleich: Einerseits ist damit der Standort auch perspektivisch gesichert, andererseits dürften mit der Umstellung auf E-Autos weitere Arbeitsplätze wegfallen. Bereits in den vergangenen Jahren hatte Ford bei seiner Personalpolitik in Köln den Rotstift angesetzt. Da für den Bau von Elektrofahrzeugen weniger Arbeitskräfte benötigt werden als für Verbrenner, werden wohl weitere folgen, fürchtet der Betriebsrat.

Starthilfe aus Wolfsburg

Dass Ford nun auf die Tube drückt, weil die Konkurrenz in Sachen Elektrifizierung schon deutlich weiter ist, freut unterdessen auch die Konkurrenz aus Wolfsburg: Bereits 2019 hat der US-Hersteller mit Volkswagen einen Kooperationsvertrag geschlossen. Das neue Kölner Modell, das in einigen Jahren den bislang hier produzierten Ford Fiesta ablösen dürfte, wird auf dem VW-eigenen Baukasten basieren. Untergestell, Motor und Batterie stammen somit aus der Entwicklungsabteilung von Volkswagen. Aus der Plattform MEB baut VW derzeit die Elektrofahrzeuge ID.3 und ID.4, auch bei Ford wird zunächst ein Kleinwagen, vermutlich mit SUV-Design, erwartet – beide Segmente sind in Europa sehr gefragt.

Ford selbst hat bislang kein einziges rein elektrisches Modell im Sortiment und will sich diesbezüglich nun radikal neu aufstellen. Mittelfristig dürften auch derzeit outgesourcte Elemente – wie beispielsweise der VW-Baukasten – zugunsten von Eigenentwicklungen wieder abgestoßen werden, was wiederum neue Arbeitsplätze bei Ford generieren würde.

Ford Aktie gefragt, VW Aktie schwächelt

Für den Moment aber ist man dankbar für die Starthilfe aus Wolfsburg. Anleger sahen zuletzt mehr Potenzial beim US-Hersteller: Die Ford Aktie hat innerhalb der vergangenen sechs Monate um mehr als 60 Prozentpunkte zugelegt, die VW Aktie hingegen hat ihr Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht. Das Papier der Wolfsburger ist mit rund 162 Euro aber auch erheblich teurer als die Anteilsscheine des US-Konkurrenten, die derzeit für knapp 10 Euro gehandelt werden.

Analysten bescheinigen indes beiden Papieren gute Kurspotenziale und raten zum Kauf sowohl der Ford Aktie wie auch der VW Vorzugsaktie. Angesichts eines starken vierten Quartals hoben Experten von JP Morgan das Kursziel für die Ford Aktie von 11 auf 14 US-Dollar an. Für Volkswagen sieht die Großbank das Kurspotenzial unverändert bei 183 Euro.

Europas Elektrifizierung läuft schleppend

Insgesamt läuft die Elektrorevolution in Europa eher schleppend. Zwar sprechen sich Spitzenpolitiker bereits seit etlichen Jahren für ambitionierte Zielwerte aus, tatsächlich lassen Ladeinfrastruktur und Nachfrage bislang aber noch zu wünschen übrig. Insbesondere im ländlichen Bereich besteht Nachholbedarf. Förderprogramme der Bundesregierung konnten den Absatz mit Elektrofahrzeugen zwar etwas ankurbeln, von den angestrebten Anteilen am Gesamtmarkt sind die Neuzulassungen aber noch weit entfernt.

Gerade mit Blick auf den Klimawandel gilt die Elektrifizierung des Autoverkehrs als wichtiger Baustein, wobei Kritiker die CO2-Belastung bei der Batterieherstellung kritisieren. Bis diese sich amortisiert, muss das E-Auto erst einmal mehrere Jahre herumfahren.

Jahrzehnt der Elektrooffensive

Dennoch will man den E-Antrieb nun vorantreiben, notfalls eben per Verordnung. Erste Staaten, darunter auch Frankreich, haben bereits angekündigt, ab den 2030er Jahren nur noch Neufahrzeuge mit alternativen Antriebsarten zuzulassen. In Deutschland hat man sich dazu bis dato noch nicht durchgerungen, gilt doch die Automobilindustrie als Schlüsselindustrie der hiesigen Volkswirtschaft und Garant für den Exporterfolg der Bundesrepublik.

Da sich aber auf lange Sicht die Verbrenner international kaum noch vermarkten lassen werden, stellen sich auch die deutschen Hersteller allmählich um und setzen verstärkt auf alternative Antriebe oder Hybridmotoren. Mit der Elektrooffensive der Autobauer, die in diesem Jahrzehnt deutlich hochgefahren werden soll, wird sich somit auch die Angebotsseite deutlich verändern.

Mit steigendem Angebot und zunehmender Erfahrung dürften letztlich auch die Anschaffungspreise für Neufahrzeuge oder die Aufladedauer sowie Reichweitenkapazitäten der Batterien weiter optimiert werden – beides bislang Argumente der Verbrennerfans, das E-Auto (noch) abzulehnen.