Uniper wird verstaatlicht – fällt nun auch die Gasumlage?

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Paukenschlag am Mittwochmorgen: Was tagelang als Gerücht die Runde machte, ist seit heute offiziell. Uniper wird verstaatlicht. Der Bund plant, insgesamt 98,5 Prozent an Deutschlands größtem Gasimporteur zu übernehmen.

Dramatische Zuspitzung der Notlage

Der Schritt wird notwendig, weil die wirtschaftliche Schieflage von Uniper sich zuletzt weiter dramatisch zugespitzt hatte. Bereits im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen einen Verlust von mehr als 12 Milliarden Euro angehäuft.

Weil Russland inzwischen seine Gaslieferungen an Deutschland nach vorheriger Kürzung komplett eingestellt hat und sich der Gaspreis am Markt insgesamt erhöht hat, verbrennt Uniper weiterhin Tag für Tag hohe Beträge. Die ausbleibenden russischen Lieferungen müssen kurzfristig anderweitig kompensiert werden, die Preise dafür konnte Uniper zuletzt kaum noch stemmen.

Was wird nun aus der Gasumlage?

Deswegen hatte die Bundesregierung bereits im Juli ein milliardenschweres Rettungspaket für Uniper auf den Weg gebracht. Auch die umstrittene Gasumlage, die Verbraucher ab Oktober abführen sollen, war in erster Linie zur Stabilisierung von Uniper gedacht.

Kein Wunder also, dass unmittelbar nach der Meldung über die staatliche Übernahme des Unternehmens Forderungen laut wurden, die Gasumlage doch nicht einzuführen und damit die Endverbraucher nicht noch stärker zu belasten. Ohnehin ächzen mittelständische Unternehmen wie auch private Haushalte bereits unter stark steigenden Energiepreisen und Lebenshaltungskosten, die Inflation überstieg in Deutschland zuletzt die Marke von 8 Prozent und dürfte in den kommenden Monaten weiter steigen.

Wirtschaftsministerium will an Abgabe festhalten

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erklärte am Morgen jedoch, die Bundesregierung wolle an der geplanten Gasumlage trotz der neuen Gesamtumstände festhalten – zumindest vorläufig, um den etwa dreimonatigen Zeitraum zu überbrücken, den es braucht, bis die Verstaatlichung von Uniper abgeschlossen ist. Bisher hält der finnische Energieriese Fortum eine Mehrheit von rund 78 Prozent der Uniper-Anteile. An Fortum wiederum hält der finnische Staat etwas mehr als 50 Prozent.

Ob allerdings auch nach Abschluss der Verstaatlichung eine Gasumlage zugunsten von Uniper verfassungskonform ist, soll nun zeitnah geprüft werden. Denn dann würden Verbraucher gleich zweimal zur Kasse gebeten: zum einen über die Steuerzahlungen, über die die Übernahme letztlich finanziert wird, zum anderen über die zusätzliche Umlage.

Hinzu kommt die Überlegung, was mit anderen, kleineren Gasimporteuren geschehen soll, die ebenfalls von der Gasumlage profitieren sollten. Alle verstaatlichen? Wohl kaum. Gasumlage reduzieren? Möglicherweise. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen vor allem offene Fragen im Raum, die politisch und verfassungsrechtlich in den kommenden Wochen noch für hitzige Diskussionen sorgen dürften.

Erste Börsenreaktionen: Uniper Aktie stürzt ab

Anleger hingegen reagierten wenig erfreut auf die neuen Pläne, die Uniper Aktie brach am Mittwochmorgen um mehr als ein Fünftel ein. Ohnehin hatten Aktionäre des Unternehmens seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine wenig Freude an dem Papier. Seit Jahresbeginn hat sich der Wert der Uniper Aktie geradezu pulverisiert, das Minus beläuft sich auf mehr als 90 Prozent.

Am Morgen kostete die Aktie noch rund 3,30 Euro – der Bund bietet lediglich 1,70 Euro je Aktie. Tatsächlich macht auch Fortum mit dem jetzt bekanntgewordenen Deal dementsprechend einen Milliardenverlust. Nachdem der finnische Konzern rund 8 Milliarden Euro in Uniper investiert hatte, zahlt die Bundesregierung nun lediglich 480 Millionen Euro für die Übernahme der Anteile.