Aktien von Uniper und Gazprom im Keller
Schockmoment am Parkett: In der vergangenen Woche hat der Energieversorger Uniper seine Prognose für das laufende Jahr gekappt – und nach staatlicher Hilfe gerufen.
Staatliche Rettung für Uniper?
Der Grund liegt auf der Hand. Das Kriegsgeschehen in der Ukraine und die daraus resultierenden Verwerfungen mit Russland haben die Geschäftsaussichten dramatisch verschlechtert. Uniper ist der größte ausländische Kunde des russischen Energiekonzerns Gazprom und einer der wichtigsten Energieversorger der Bundesrepublik.
Anleger schickten die Uniper Aktie daraufhin auf Talfahrt, binnen weniger Stunden büßte das Papier bis zu 20 Prozent seines Wertes ein. Neben der Versorgung etwa von Stadtwerken mit der tagtäglich benötigten Energie betreibt Uniper auch einen Großteil der nationalen Gasspeicher, die bis Ende des Jahres weitgehend aufgefüllt werden sollen, um die Versorgung während der Wintermonate sicherzustellen.
Gazprom drosselt Lieferungen drastisch
Das Unternehmen ist 2016 durch die Aufspaltung des Energiekonzerns Eon entstanden und gehört seit März 2020 mehrheitlich dem teilstaatlichen finnischen Energiekonzern Fortum. In der Diskussion für staatliche Hilfen durch die Bundesregierung steht neben Kreditlinien oder Garantiezusagen auch eine direkte staatliche Beteiligung, ähnlich wie es in den vergangenen Jahren etwa bei der Lufthansa zu Beginn der Pandemie oder bei der Commerzbank im Zuge der globalen Finanzkrise zu beobachten war.
Dass Uniper nun die Reißleine gezogen und seine Probleme öffentlich gemacht hat, schickte zwar Schockwellen übers Börsenparkett, kommt andererseits aber nicht allzu überraschend. Es war bereits bekannt, dass Russland seit Mitte Juni nur noch rund 40 Prozent der eigentlich zugesicherten Gasmenge nach Deutschland liefert, was eben vor allem Uniper als größten Abnehmer betrifft.
Uniper wagt keine neue Jahresprognose
Für das erste Halbjahr 2022 rechnet der Vorstand daher nun mit Ergebnissen deutlich unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums – und gibt vorerst keine neue Prognose heraus. Zu ungewiss ist aus heutiger Sicht die weitere Entwicklung im Zerwürfnis mit Russland. Um die Versorgung notfalls auch ohne Gas aus Russland sicherstellen zu können, muss anderswo eingekauft werden – und das ist angesichts der aktuellen Weltmarktpreise ziemlich kostspielig.
Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges treffen jedoch nicht nur den Westen, sondern sehr direkt auch Russland selbst: Der Staatshaushalt ist stark abhängig vom Energiegeschäft mit ausländischen Kunden. Angesichts umfassender westlicher Sanktionen und einseitig gekappten Gaslieferungen schneidet man sich in Moskau ein Loch in die eigene Tasche.
Gazprom streicht Dividende – Aktie bricht ein
Auch für die Gazprom Aktie ging es zuletzt rapide abwärts. Die Eigentümer lehnten eine Dividendenausschüttung ab. Noch im Mai hatte der Vorstand 52 Rubel je Aktie in Aussicht gestellt, nachdem höhere Gaspreise im vergangenen Jahr für ein Rekordergebnis des Konzerns gesorgt hatten. Mehr als 28 Milliarden Euro hat Gazprom 2021 eingenommen – doch wegen der westlichen Sanktionen und Unsicherheiten in diesem Jahr rechnet man mit rückläufigen Umsätzen und hält Gewinnausschüttungen auf Basis des Vorjahresergebnisses nicht für angebracht.
Anleger reagierten entsetzt, die Gazprom Aktie verbilligte sich um zeitweise 25 Prozent.