Endlich Lichtblicke für TUI: Worauf Sie jetzt achten sollten
Haben Sie auch im zurückliegenden Sommer zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie eine längere Reise unternommen? Viele Deutsche jedenfalls haben in den Sommermonaten nach den langwierigen Restriktionen endlich wieder ihrer Sehnsucht nach der Ferne gefrönt.
Doch nicht nur die Urlauber freut diese Entwicklung. Auch für den durch Corona schwer angeschlagenen Reisekonzern TUI ist das endlich wieder ein Lichtblick. Schauen Sie: Vor wenigen Tagen hat der deutsche Touristik-Player seine Bilanz zum Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 veröffentlicht.
TUI-Geschäftsjahr 2021/22: Nettoverlust deutlich geschrumpft
Demnach fiel für TUI in dem Zeitraum zwar immer noch ein Nettoverlust an. Dieser blieb mit 277 Millionen Euro allerdings deutlich unter dem des Vorjahres (2,47 Mrd. €). Der Umsatz belief sich auf rund 16,5 Milliarden Euro und war somit rund dreieinhalbmal so hoch wie im Vorjahr.
Wie eingangs erwähnt lief das Geschäft vor allem im Sommer hervorragend. Laut TUI erreichten die Buchungen in diesen Monaten bereits rund 91 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.
Aber auch für den Winter zeigte sich der Konzern nun zuversichtlich. Die Buchungen seien demnach stabil und der Wunsch nach Reisen groß. Für das seit Oktober laufende, neue Geschäftsjahr erwartet TUI abermals einen starken Umsatzanstieg und Fortschritte beim Ergebnis. Ob es unterm Strich für die Gewinnschwelle reichen wird, ließ der Konzern jedoch offen.
Reisekonzern will weitere Staatshilfen zurückzahlen
Der wirklich bemerkenswerte Aspekt der jüngsten Bilanzpräsentation ist allerdings ein anderer. Hintergrund: 2020 hatte der deutsche Staat den Konzern wegen des coronabedingten Zusammenbruchs des Reisesektors mit insgesamt 4,3 Milliarden Euro über Wasser gehalten. Davon entfielen 3 Milliarden auf Kredite der Förderbank KfW und 1,3 Milliarden auf Eigenkapital in Form von Stillen Einlagen.
Jetzt hat der Reisegigant mit der Bundesregierung vereinbart, die restlichen Stillen Einlagen des Bundes bis Ende 2023 zu tilgen. TUI wird demnach mindestens 730 Millionen Euro aufbringen, um diese Hilfen abzulösen. Zudem verzichtet der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) im Zuge der Vereinbarung auf das Recht, die Stillen Einlagen in neue TUI-Aktien zu wandeln. Wäre das geschehen, wäre der deutsche Staat selbst zum Großaktionär des Konzerns geworden.
Wie sich TUI frisches Geld besorgen will
Um die Rückzahlung abzusichern, plant TUI derweil eine weitere Kapitalerhöhung, die nicht ganz unproblematisch ist. Denn: TUI hatte sich in den letzten eineinhalb Jahren dreimal frisches Kapital beschafft, im Gesamtvolumen von mehr als 2 Milliarden Euro. Das hat den Aktienkurs massiv verwässert, da die Anteilseigner nach einer Kapitalerhöhung weniger prozentualen Anteil an dem Unternehmen haben als vor der Erhöhung.
TUI will deshalb vor der neuen Kapitalerhöhung einen Zwischenschritt gehen. Demnach soll das Grundkapital zunächst herabgesetzt werden – im Verhältnis zehn zu eins. Das heißt: Wer vorher zehn TUI-Aktien besaß, hat danach nur noch eine im Depot. Aus insgesamt 1,78 Milliarden TUI-Aktien werden dann 178 Millionen Papiere.
TUI erklärte hierzu, dass neue Aktien im Zuge einer Kapitalerhöhung nicht unter dem rechnerischen Nennwert von 1,00 Euro ausgegeben werden dürfen. Die Kapitalherabsetzung soll also den Wert der einzelnen Aktie steigern und somit die Kapitalerhöhung zu marktüblichen Konditionen ermöglichen. Die TUI-Aktionäre sollen auf der Hauptversammlung im Februar 2023 den vom Management geplanten Kapitalmaßnahmen zustimmen.
Mein Fazit für Sie
Dass TUI die Staatshilfen zurückzahlen will, ist prinzipiell ein gutes langfristiges Signal. Denn dadurch befreit sich TUI auf der einen Seite von der Zinslast und kann auf der anderen Seite perspektivisch wieder Dividenden ausschütten.
Anzumerken bleibt, dass es bei den neuen Maßnahmen vor allem um die WSF-Hilfen geht. Nach wie vor bestehen milliardenschwere Kreditlinien der KfW, die man jedoch ebenfalls sukzessive auflösen will.
Operativ ist TUI derweil auf einem soliden Wege. Das Ende der strengen Corona-Maßnahmen in den meisten Ländern der Welt sorgt für Nachholeffekte im Reisesektor, auf die der Konzern aufbauen kann.
Trotzdem sollten Sie auch die Risikofaktoren kennen: Natürlich steht an erster Stelle immer noch das Coronavirus. Sollte es entgegen der Erwartungen zu einer neuen Verschärfung der Pandemie kommen – etwa durch eine wesentlich gefährlichere Virusvariante – würde das die Reisebranche erneut ins Mark treffen. Es könnten dann neue staatliche Restriktionen erfolgen und vor allem die Angst der Urlauber würde wieder zunehmen.
Abseits vom immerwährenden Corona-Risiko ist die makroökonomische Entwicklung das wohl unmittelbarste Problem. Denn: Sollten die Inflation und die Lebenshaltungskosten im nächsten Jahr hoch bleiben, dürften viele Verbraucher noch zurückhaltender werden und nicht unbedingt notwendige Ausgaben verschieben oder streichen. Davon könnten auch Urlaubsreisen betroffen sein.
In einem Satz: Das Fahrwasser für TUI bleibt unruhig, wenngleich es am Horizont Lichtblicke gibt. Ein wirklich nachhaltiger Befreiungsschlag für die immer noch schwer strauchelnde Aktie lässt jedenfalls noch auf sich warten. Die Hängepartie geht also vorerst in die nächste Runde.