Traton Group – VW-Tochter mit soliden Zahlen, aber gesenkter Prognose

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Die Münchener VW-Tochter Traton Group hat ein paar turbulente Jahre hinter sich. Nach Vorlage der Quartalszahlen steigt die Aktie. Doch die Prognose enttäuscht die Anleger.

Turbulente Kursentwicklung nach Börsengang

Im Juni 2019 erfolgte der Börsengang, 2020 übernahm Traton den US-Konkurrenten Navistar, 2021 wurde mit einem Squeeze-Out der verbliebenen Aktionäre die Verschmelzung mit MAN Truck & Bus vollzogen. Ähnlich turbulent entwickelte sich seit dem Börsengang der Aktienkurs.

Zu Beginn der Corona-Pandemie halbierte er sich auf knapp 12 Euro, im Juni 2021 konnte aber bereits ein neuer Höchststand bei über 28 Euro gefeiert werden. Doch seitdem und verstärkt seit dem russischen Überfall auf die Ukraine geht es wieder nach unten bis auf 15 Euro.

Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten dürfte ruhiges Fahrwasser für die Aktionäre weiterhin nicht zu erhoffen sein. Das zeigen auch die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2022 (Q1). Diese fallen zwar grundsätzlich solide aus, aber wegen des Ukraine-Kriegs senkt der Vorstand seine bisherige Prognose für das gesamte Geschäftsjahr.

Leichter Gewinnrückgang, aber deutliche Steigerung bei Absatz, Umsatz und Auftragseingang

Dank des Markteintritts in Nordamerika durch die Übernahme von Navistar gelang Traton in Q1 des Geschäftsjahres 2022 ein beträchtliches Wachstum. Der Umsatz wurde im Vorjahresvergleich um 30 Prozent auf rund 8,5 Milliarden Euro gesteigert, der Fahrzeugabsatz stieg trotz Lieferengpässen um 12 Prozent auf 67.800.

Auch der Auftragseingang entwickelte sich mit einem Plus von 17 Prozent auf 95.600 Fahrzeuge sehr positiv. Besonders das (im Vergleich zu LKWs relativ kleine) Geschäft mit Bussen boomt, wie ein Anstieg um 183 Prozent beim Auftragseingang und ein Plus von 92 Prozent beim Absatz belegen. Ein wesentlicher Grund dafür ist der an Schwung gewinnende Wandel hin zu alternativen Antrieben in der Branche.

Weniger gut sieht es beim bereinigten operativen Ergebnis aus, das als Folge von Lieferengpässen und wegen des Ukraine-Kriegs um gut ein Fünftel auf 402 Millionen Euro sank.

Ukraine-Krieg sorgt für überwiegend schwächeren Ausblick

Da der Ukraine-Krieg laut Finanzchefin Annette Danielski starke Auswirkungen auf Traton hat – allen voran wegen Versorgungsschwierigkeiten bei Kabelbäumen –, musste das Management seine Prognose für das Geschäftsjahr 2022 in einigen Punkten korrigieren. So wird bei der bereinigten operativen Rendite nur noch ein Wert zwischen 5 und 6 Prozent avisiert statt der bisherigen 5 bis 7 Prozent. Der Fahrzeugabsatz soll wegen der Lieferprobleme nur noch „stark” statt „sehr stark” steigen.

Umgekehrt sieht es beim Umsatz aus, hier wird nun ein „sehr starkes” statt eines „starken” Wachstums erwartet. Eine Änderung der Situation in der Ukraine könnte aber auch diesen neuen Ausblick schnell hinfällig werden lassen.

Anleger nehmen die gesenkte Prognose fürs Erste gelassen hin, der Traton-Aktienkurs steigt im Vormittagshandel um rund 3 Prozent auf knapp 17 Euro. Das liegt noch ziemlich weit unter dem durchschnittlichen Kursziel der Analysten bei etwa 23,50 Euro.