ThyssenKrupp Aktie nach Q1-Bilanz auf Tauchstation
Ein guter Start ins neue Jahr sieht anders aus: Der Essener Mischkonzern ThyssenKrupp hat seine Bilanz zum abgelaufenen ersten Quartal des Geschäftsjahres vorgelegt und Anleger damit auf breiter Front enttäuscht.
Dabei hält die Bilanz eigentlich sogar ein paar Lichtblicke parat: Auftragseingang, Überschuss und Umsatz lagen über den Werten des Vorjahreszeitraums. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach jedoch um 26 Prozent ein auf nur noch 333 Millionen Euro.
Ebenfalls schmerzhaft: Die Probleme ziehen sich quer durch den Konzern. Selbst die sonst so lukrative Vorzeigesparte ThyssenKrupp Elevator verzeichnete Einbußen und brachte mit 204 Millionen Euro satte 16 Millionen Euro weniger ein als noch im Vorjahresquartal.
ThyssenKrupp Aktie im Keller
Zudem hatte ThyssenKrupp im Herbst mit Lieferengpässen aufgrund des Niedrigwassers im Rhein zu kämpfen, was unter anderem die Stahlsparte belastete. Die schwächelnde Nachfrage aus der Automobilindustrie, einem der wichtigsten Kunden, komplettiert den Reigen schlechter Nachrichten.
Kein Wunder also, dass Anleger zuletzt das Weite suchten und die ThyssenKrupp Aktie auf Tauchstation ging: Innerhalb einer Woche gab das Papier um mehr als 16 Prozent nach und sackte zwischenzeitlich sogar unter die Marke von 13 Euro.
Auf Jahressicht hat sich der Kurs damit fast halbiert, seit Ende September ging es besonders steil bergab und die Talfahrt wurde nun durch die jüngste Quartalsbilanz noch einmal beschleunigt.
Konzernumbau schreitet voran
Da hilft es auch nichts, dass die Pläne zum Konzernumbau allmählich konkreter Gestalt annehmen. Zum 1. Oktober, also mit Beginn des neuen Geschäftsjahres, sollen die beiden neuen ThyssenKrupps an den Start gehen: ThyssenKrupp Industrials und ThyssenKrupp Materials. Zuvor soll die Stahlsparte abgespalten und mit dem Europageschäft des indischen Stahlherstellers Tata fusioniert werden.
Die EU-Kommission hat hierzu allerdings einige Einwände, die noch aus dem Weg geräumt werden müssen. ThyssenKrupp-Chef Guido Kerkhoff ist dennoch zuversichtlich, dass das Joint Venture im Frühjahr realisiert werden kann.
Die beiden künftigen ThyssenKrupp-Unternehmen sollen vor allem durch schlankere Führungsstrukturen agiler und effizienter werden. Die Verwaltungskosten sollen durch die Umstrukturierung von derzeit etwa 380 Millionen auf dann unter 300 Millionen Euro sinken. Jedes der beiden Unternehmen soll zudem nur noch drei Vorstandsressorts haben: einen Vorstandsvorsitzenden, einen Finanz- und einen Personalvorstand. Die bisherige komplexe Matrixstruktur des Konzerns wird aufgelöst, einzelne Bereiche erhalten dadurch größere Spielräume und auch mehr Eigenverantwortung.
Analystenmeinungen gehen auseinander
Dass die laufende Umbruchphase von politischen Risiken wie Brexit und Handelsstreit einerseits und konjunkturellen Unsicherheiten andererseits begleitet wird, sorgt für zusätzlichen Gegenwind. Die aktuellen Einschätzungen der Analysten zur ThyssenKrupp Aktie liegen weit auseinander.
Barclays rät zum Verkauf des Papiers und rechnet mit einem Kursniveau von 13 Euro – also keine Steigerung in Sicht. Andere Experten sehen nach der Q1-Bilanz größere Spielräume: JP Morgan und Independent Research raten zum Halten der Aktie mit Kurszielen von etwa 16 Euro. Kaufempfehlungen sprechen unter anderem die NordLB (Ziel: 19 Euro), das Analysehaus Jefferies (23 Euro) oder die Schweizer Großbank UBS (28 Euro) aus. Am optimistischsten zeigten sich zuletzt die Experten von Kepler Cheuvreux, die ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 35 Euro garnierten.