Telekom Aktie: T-Mobile-US-Fusion platzt und das ist gut
Es wird kein Bündnis geben, die Verhandlungspartner haben sich nicht einigen können. Was nach gescheiterten Jamaika-Sondierungen klingt, trifft längst nicht nur in der Politik zu. Immer wieder kommt es vor, dass auch Unternehmen geplante Mega-Deals platzen lassen, und zwar von sich aus, ohne dass ihnen die Kartellbehörden erst einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten.
So geschehen jüngst im Ringen um ein Joint Venture der Telekom-Tochter T-Mobile US und dem US-Mobilfunkanbieter Sprint, der größtenteils der japanischen Softbank gehört. Weil keiner der beiden Mutterkonzerne zum Juniorpartner in einem solchen Bündnis werden wollte, hat Telekom-Chef Tim Höttges den Deal nun komplett abgeblasen. Zumindest bis auf weiteres soll es nun keinen Zusammenschluss der beiden Mobilfunker geben.
Bewegte Geschichte mit T-Mobile US
Aus Sicht der Deutschen Telekom erscheint diese Entscheidung nur allzu logisch. Die Bonner blicken auf eine bewegte Geschichte mit ihrer US-Mobilfunktochter zurück. Im Jahr 2000 völlig überteuert und überschuldet übernommen, galt die Sparte lang als Sorgenkind. 2014 sollte sie verkauft werden, schon damals liefen Verhandlungen mit Sprint, doch damals unterbanden die Wettbewerbshüter den Geschäftsabschluss.
Seinerzeit hätten die Japaner die Kontrolle übernommen, Sprint war mehr wert als T-Mobile US und verfügte über einen größeren Kundenstamm. Inzwischen aber hat sich das Blatt bekanntlich gewendet: Seit der unkonventionelle Topmanager John Legere das Ruder übernommen hat und man ihm aus Bonn weitgehend freie Hand lässt, boomt die Marke T-Mobile US.
Legere hat die Tarifstrukturen umgebaut, lange Laufzeiten gegen flexible Tarifmodelle ausgetauscht und eine aggressive Werbekampagne gestartet. Das Image der Marke hat sich um 180 Grad gewendet, vom vorgestrigen Hinterwäldler zum hippen Trendsetter. Inzwischen zählt T-Mobile US mehr als 70 Millionen Kunden, während Sprint auf gerade einmal 54 Millionen Verträge kommt.
T-Mobile US: wichtig fürs Geschäft
Und mehr noch: Die Tochter hat sich vom Klotz am Bein zum Goldesel gemausert und steuert inzwischen beträchtliche Summen zum Konzerngewinn der Deutschen Telekom bei. Der Umsatz der Tochter konnte in den vergangenen drei Jahren von rund 24 auf gut 40 Milliarden Dollar gesteigert werden. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich von 0,3 Dollar in 2014 auf 1,77 Dollar in 2016 und soll im laufenden Jahr erneut kräftig anziehen auf voraussichtlich 2,44 Dollar.
Kein Wunder, dass die Telekom hier die Zügel nicht aus der Hand geben will – und dann eben lieber auf den Deal verzichtet, auch wenn der Zusammenschluss die Kosten gesenkt und die Rahmenbedingungen etwa bei der Vergabe von Frequenzen wohl verbessert hätte.
Telekom Aktie: Da geht noch was
Die Telekom Aktie reagierte eher unwesentlich auf die neuerlichen Entwicklungen. Sie hat sich von ihrem Jahreshoch, das im Frühsommer bei gut 17,50 Euro erreicht werden konnte, ein gutes Stück entfernt und wurde zuletzt zu rund 15 Euro gehandelt.
Analysten trauen dem Unternehmen und seiner Aktie jedoch noch einiges zu, die Kursziele liegen nicht selten im Bereich zwischen 18 und 20 Euro.