Funklöcher stopfen oder Bußgelder zahlen: Bundesnetzagentur macht Druck

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Wer im eher ländlichen Raum lebt, viel mit der Bahn unterwegs ist oder häufiger mal im Tunnel im Stau steht, kennt das Problem: Urplötzlich sitzt man im Funkloch.

Langsame Internetverbindungen und schlechter Handyempfang finden sich quer durch die Republik, vor allem jenseits der Metropolregionen. Peinlich sollte das dem Land eigentlich sein, das immerhin die größte Volkswirtschaft in der Euro-Zone bildet. Etliche andere EU-Staaten sind den hiesigen Standards weit voraus. Wer aus den Nachbarländern einreist und schnelles, frei zugängliches Internet gewohnt ist, staunt häufig nicht schlecht über die vielen weißen Flecken in der deutschen Netzabdeckung.

1&1 kommt beim Netzausbau nicht hinterher

Zuständig für den flächendeckenden Ausbau sind unter anderem die Mobilfunkanbieter. Telekom, Vodafone und Telefonica (o2) betreiben jeweils eigene Handynetze, auch 1&1 ist dabei, eigene Funkmasten zu errichten. Der Konzern mit Sitz in Montabaur hatte vor einigen Jahren davon profitiert, dass sich mit E-Plus und o2 die beiden kleineren Anbieter zusammenschlossen: Eine der wettbewerbsrechtlichen Auflagen für die Fusion war das Abtreten von Netzkapazitäten an einen Wettbewerber. 1&1 bekam seinerzeit den Zuschlag.

Von den 1.000 Funkmasten, die bis Ende 2022 durch den Netzneuling errichtet werden sollten, existierten zum Stichtag ganze fünf. Die Bundesnetzagentur verhängte daraufhin ein Bußgeld gegen 1&1, weil es seinen Pflichten nicht nachkomme. Auch gegen die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica hat die Bundesnetzagentur nun ein Bußgeldverfahren in die Wege geleitet, und zwar schon im September, wie jedoch erst Anfang dieser Woche bekannt wurde.

Zahlreiche Funklöcher bei allen Anbietern

Zur Begründung verweist die Behörde auf die zahlreichen noch immer bestehenden Funklöcher. Als Referenz wurde die Abdeckung mit dem sogenannten 4G-Netz getestet: Mindestens 100 Megabit pro Sekunde müssen von mindestens einem der Anbieter gewährleistet werden. An rund 500 Orten ist das jedoch nach Auffassung der Behörde nicht der Fall, sodass den Mobilfunkkonzernen nun Bußgelder drohen wegen „schuldhafter nicht rechtzeitiger vollständiger Erfüllung der Versorgungsauflagen“.

Was auf den ersten Blick pompös klingt, dürfte den Netzanbietern unterm Strich jedoch kaum wehtun. Zunächst einmal ist noch gar nicht sicher, ob schlussendlich überhaupt Bußgelder fällig werden – und falls doch, dürften diese, Branchenexperten zufolge, überschaubar ausfallen. Es ist wohl eher ein etwas nachdrücklicher Reminder der Bundesnetzagentur an die Betreiber, sich in Sachen Netzausbau und flächendeckender Versorgung deutlicher zu engagieren.

Deutsche Telekom Aktie notiert so hoch wie seit Mai nicht mehr

Die Aktie der Deutschen Telekom reagierte kaum auf die Berichte um die drohenden Bußgelder. Vielmehr bewegt sich der Kurs seit Anfang November recht stabil seitwärts um die Marke von 21,50 Euro und liegt damit auf Monatssicht etwa 7 Prozent im Plus. Es ist zugleich das höchste Kursniveau seit Ende Mai, ausgelöst durch eine Rally noch vor Bekanntgabe der jüngsten Quartalsbilanz.

Der Dax-Konzern aus Bonn hat für das kommende Jahr ein 2 Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Zudem soll die Dividende von zuletzt 70 Cent auf nun 77 Cent pro Aktie ansteigen – ein Plus von 10 Prozent, das in erster Linie dem Erfolg der US-Mobilfunktochter T-Mobile US zu verdanken ist.

Anleger und Analysten erfreut von Rundum-Sorglos-Paket der Telekom

Dass die Telekom im Sommerquartal von Juli bis Ende September einen Umsatzrückgang um knapp 5 Prozent verbuchen musste, ist in erster Linie auf belastende Währungseffekte zurückzuführen. Werden diese herausgerechnet, erzielten die Bonner einen Umsatzanstieg um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Überschuss lag zudem mit gut 1,9 Milliarden Euro deutlich über dem Vorjahresergebnis von knapp 1,6 Milliarden Euro. Sehr zur Freude der Anleger hob der Konzern im Zuge der Q3-Bilanzpräsentation auch die eigene Jahresprognose noch einmal leicht an, sodass die eine Woche zuvor angestoßene Kursrally ungebrochen weiterlaufen konnte.

Auch Analysten werteten die Telekom Aktie zuletzt als klaren Kauf: Zum Wochenauftakt erhöhte die US-Investmentbank Goldman Sachs das Kursziel von 27,20 auf 28,40 Euro und bekräftigte zugleich die Kaufempfehlung. Ebenfalls am Montag riet die Berenberg Bank unverändert zum Kauf der Telekom Aktie mit Kursziel 28 Euro. Damit befinden sich die beiden jüngsten Analysen im Mittelfeld der Kurszielspanne, die aktuell von 26 Euro (Barclays) bis 31 Euro (JP Morgan) reicht.