Deutsche Telekom: Lernen von der US-Tochter

Inhaltsverzeichnis

Wer die Geschichte der Deutschen Telekom in den vergangenen Jahren verfolgt hat, dem dürfte vor allem eine Entwicklung ins Auge gesprungen sein: die der Tochterfirma T-Mobile US.

Das US-Mobilfunkgeschäft galt der Telekom lange eher als Klotz am Bein. Mehrfach versuchten die Bonner, das Sorgenkind loszuwerden – ohne Erfolg. In der Rückschau jedoch haben sie damit sogar Glück gehabt, denn inzwischen gilt T-Mobile US als einer der größten Gewinnbringer für den Konzern und läuft, gerade in Sachen Wachstum, wesentlich besser als der deutsche Ex-Monopolist.

Seit 2012 wird umgekrempelt

Die Zäsur in der Geschichte kam 2012 in Gestalt des neuen Spartenchefs John Legere. Der Manager macht seinem Nachnamen alle Ehre: Stets in magentafarbenen T-Shirts gekleidet und mit dem T-Logo dekoriert unterhält er Social Media Kanäle und hat auf diese Weise das angestaubte Image der Telekom-Tochter runderneuert. Wie kaum ein anderer verkörpert er die Marke und hat sie in den Jahren seiner Amtszeit auch wirtschaftlich klar auf Vordermann gebracht.

Mit aggressiven Marketingstrategien hat er es geschafft, Millionen neue Kunden für T-Mobile US zu begeistern. Dabei ist er sich durchaus bewusst, dass viele seiner Konzepte wohl nicht durchgegangen wären, hätte er dafür erst in Bonn um Erlaubnis gebeten.

Die Deutsche Telekom macht ihrem Ruf alle Ehre: Als ehemaliger Staatskonzern, der nach wie vor etliche Beamte aus früheren Zeiten beschäftigt, agiert der Riese eher schwerfällig, wenn es um innovative Vertragsgestaltung geht.

Hohe Netzqualität – aber starre Verträge

Zwar bietet die Telekom ein technisch gutes Netz und wird qualitativ durchaus geschätzt. Doch ihre Vertragsprodukte gelten als starr mit langen Laufzeiten und vergleichsweise hohen Preisen. Besonders deutlich wird der Gegensatz zur hippen US-Tochter, wenn man sich an den Versuch erinnert, DSL-Leitungen ab einem bestimmten Datenvolumen in der Geschwindigkeit zu drosseln – T-Mobile US punktete bei den Kunden dagegen als erster Mobilfunkanbieter mit unbegrenztem Datenvolumen.

Zwar wurden die hiesigen Drosselungspläne gerichtlich verhindert, doch sie zeigen die urdeutsche Beamtenmentalität, die bei der Telekom vielfach noch vorherrscht. Und während viele Altkunden noch immer in ihren jahrzehntealten Verträgen stecken, wechselt die jüngere Generation lieber zur flexibleren Konkurrenz.

Telekom Aktie profitiert durch US-Tochter

Das Dilemma zeigt sich nicht zuletzt auch beim Blick auf Quartalsberichte oder Aktienkurse. T-Mobile US steht wesentlich besser da als die Telekom. Dass der Dax-Konzern in Analystenstudien dennoch mit Kaufempfehlungen versehen wird, liegt nicht zuletzt an dem Umstand, dass die Bonner etwa zwei Drittel an der erfolgreichen Tochter halten, die wiederum gutes Geld in die Kassen spült.

Gerade im vergangenen Jahr konnte die Aktie der US-Tochter kräftig zulegen, während die Deutsche Telekom Aktie nur mäßig von der Stelle kam. Führende Köpfe vom Schlage Legeres würden womöglich auch dem Mutterkonzern wieder zu mehr Schwung verhelfen. Doch bis man sich in Bonn darauf einlässt, dürfte noch viel Wasser den Rhein hinunterfließen.