Telefónica bei O2-Übernahme auf der Zielgeraden

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Der spanische Telekommunikations-Gigant Telefónica kommt bei der geplanten Komplettübernahme der deutschen Tochter Telefónica Deutschland voran. Bis zum 17. Januar haben die Anleger noch Zeit, die Offerte der Spanier anzunehmen. Doch bereits während der Frist baut Telefónica den Anteil am börsennotierten Mobilfunkanbieter deutlich aus.

Telefónica nutzt Kursdelle

Anfang November legte Telefónica ein Angebot für die 28%-Streubesitz der börsennotierten Tochter Telefónica auf den Tisch. Die spanische Telefónica nutzte den Kursverfall ihrer Tochter, um den seit 2012 eigenständig börsennotierten Mobilfunkanbieter wieder vollständig an sich zu ziehen.

Konkret bietet das europäische Telekom-Schwergewicht 2,35 Euro je Telefónica Deutschland-Aktie. Das entspricht einem Aufschlag von 36,3% auf den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate vor Bekanntgabe der Übernahme. Insgesamt muss Telefónica entsprechend rund 1,97 Milliarden Euro aufwenden.

Im letzten Geschäftsjahr erwirtschaftete die deutsche Tochter bei einem Jahresumsatz von 8,22 Milliarden Euro einen Nettogewinn in Höhe von 248 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Bieter Telefónica kam bei 39,99 Milliarden Euro Umsatz auf einen Nettogewinn von 2 Milliarden Euro.

Die Hintergründe zur Übernahme

Der Kurs von Telefónica Deutschland war zuletzt im August an der Börse schwer abgestraft worden, als 1&1 ein 5G-Roaming-Abkommen mit Vodafone gelang. Damit räumt die United-Internet-Tochter nicht nur eigene große Schwierigkeiten beim Netzausbau aus dem Weg, sondern entzieht dem bisherigen Roaming-Partner Telefónica Deutschland auf die Zukunft gerichtet spürbare Umsätze.

Der spanische Mutterkonzern vollzieht mit dem Schritt eine strategische Kehrtwende. Bisher war das erklärte Ziel, durch Verkäufe den eigenen Schuldenberg zu reduzieren. Zum Hintergrund: Telefónica ist bereits sehr hoch verschuldet. Inklusive Pensionsverpflichtungen und anderer Verbindlichkeiten summierte sich die Belastung zuletzt auf über 42 Milliarden Euro. Nun soll das Angebot die Konzernstruktur vereinfachen. Mit der Übernahme soll die Position im wichtigen Kernmarkt Deutschland gestärkt werden. Zu den weiteren Kernmärkten zählt der Konzern Spanien, Brasilien und Großbritannien.

Möglicherweise geringere Dividende

Das Angebot ist an keine Mindestannahmeschwelle gebunden. Zudem ist weder ein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag noch ein Delisting geplant. Allerdings deutet Telefónica an, die außenstehenden Aktionäre müssten möglicherweise in den nächsten Jahren mit einer niedrigeren Dividende rechnen, wenn sie das Übernahmeangebot nicht annähmen.

Telefónica stockt auf 81% auf

Obwohl die Angebotsfrist noch bis zum 17. Januar läuft, hat Telefónica seinen Anteil bereits kräftig aufgestockt. Bei der Ankündigung des Übernahmeangebots hielt der Konzern erst 72% aller Anteile. Mittlerweile meldet Telefónica einen Anteil von 81,5%. Für die restlichen Anteile müsste der Telefon-Riese nochmals rund 1,3 Milliarden Euro auf den Tisch legen.

Der Aktienkurs verharrt derweil mit 2,349 Euro nahezu exakt auf dem Angebotsniveau.