Steuerpolitik: Katastrophale Verlustverrechnungsbegrenzung
Für Privatanleger in Deutschland kommen zu den vollkommen legitimen Risiken und Chancen der Kapitalanlage noch zahlreiche rechtliche Unwägbarkeiten hinzu, die zu einer steuerlichen Ungleichbehandlung führen. Realisierte Gewinne aus Wertpapiergeschäften müssen stets mit der Abgeltungsteuer versteuert werden, erlittene Verluste können aber in zahlreichen Fällen nicht uneingeschränkt angerechnet werden.
Erfreulicherweise hat der BFH hier die deutsche Steuerpolitik durch seine anlegerfreundliche Rechtsprechung wiederholt in ihre Schranken gewiesen. Mit seinem vor kurzem veröffentlichten Urteil (Az. I R 24/19) vom 08.12.2021 hat der BFH entschieden, dass Verluste aus Knock-Out-Zertifikaten steuerlich voll anrechenbar sind. Das Ausgleichs- und Abzugsverbot nach § 15 Abs. 4 Satz 3 EStG für Termingeschäfte hat in diesen Fällen keine Wirkung. Dieses Urteil ist auf andere Zertifikate übertragbar, da der Gesetzgeber Zertifikate nicht mit Termingeschäften gleichgestellt hat. Dennoch hat das Finanzamt bislang eine gegenteilige Auslegung zum Nachteil des betroffenen Anlegers getroffen.
Steuerpolitik: Katastrophale Verlustverrechnungsbegrenzung
Die Verlustverrechnungsbegrenzung auf lediglich 20.000 Euro pro Jahr, die im Jahr 2021 durch den Gesetzgeber eingeführt wurde, ist für Privatanleger und aktive Trader eine Katastrophe.
Mittlerweile wird das Bundesministerium der Justiz und der Finanzen durch FDP-Minister geführt. Marko Buschmann und Christian Lindner haben vor kurzem ein Zukunftsfinanzierungsgesetz auf den Weg gebracht, das die Aufhebung der Verlustverrechnungsbegrenzung beinhaltet. Darüber hinaus sollen Börseninvestments steuerlich vorteilhafter werden, um den so wichtigen privaten Vermögensaufbau zu fördern.
Mein Fazit: Selbstverantwortung statt Staat! Vertrauen Sie nicht auf die Politik!
Der Staat benötigt aufgrund explodierender Ausgaben dringend Einnahmen und für Steuerentlastungen bei Kapitalanlegern ist kein Handlungsspielraum, ohne dass in anderen Bereichen ein Ausgleich dafür geschaffen werden muss. Ebenso besteht wenig gesellschaftliches Verständnis für steuerliche Zugeständnisse bei Kapitalanlegern in Zeiten von explodierender Inflation und großen Problemen zahlreicher Bürger und Verbraucher, überhaupt ihre existenziellen Grundbedürfnisse und Lebenshaltungskosten wie Mieten, Energie und Lebensmittel bewältigen zu können.