Sixt – Gewinn mit Vollgas, Aktie im Schritttempo

Sixt – Gewinn mit Vollgas, Aktie im Schritttempo
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Der Autovermieter Sixt hat im ersten Halbjahr 2022 glänzend verdient und steuert auf ein erneutes Rekordjahr zu. Das Ergebnis vor Steuern legte um 250 % zu und liegt damit auch weit über den Gewinnen aus der Vor-Corona-Zeit. Der Aktienkurs gibt dennoch nach.

Lieferprobleme der Autohersteller lassen Mietpreise klettern

Die großen internationalen Autovermieter profitieren enorm von den Produktionsproblemen der Autoindustrie. Denn  potenzielle Autokäufer steigen zum Teil wegen der langen Lieferzeiten auf Mietwagen um. Auf der anderen Seite werden Sixt &Co. als Großkunden der Fahrzeughersteller bevorzugt mit Neuwagen bedient. Sixt konnte so seinen Fahrzeugbestand im ersten Halbjahr 2022 um 24 % auf durchschnittlich 129 400 Einheiten erweitern.

Die großen Autovermieter bekommen zwar weniger Autos „zugeteilt“ als sie wegen der hohen Nachfrage bräuchten. Aber dank dieser Knappheit an Mietfahrzeugen können sie erhebliche Preiserhöhungen durchsetzen. Und das steigert die Ertragsmargen in beachtlichem Ausmaß.

Insgesamt konnte Sixt in den ersten sechs Monaten den Umsatz um 59,4 % auf 1,32 Milliarden Euro steigern. Im Vergleich zu 2019 sind das 16,9 % mehr. Da die Aufwendungen – bedingt auch durch Sparmaßnahmen zu Beginn der Pandemie – mit einem Plus von „nur“ 47 % wesentlich langsamer zunahmen als der Umsatz, blieb ein üppig steigender Gewinn übrig.

Vor Steuern (EBT) verbuchte Sixt mit 223 Millionen Euro ein um 250 % höheres Ergebnis als im Jahr zuvor und um 97 % mehr als in den ersten sechs Monaten des Vor-Corona-Jahres 2019.

Auslandsanteil steigt auf 70 %

Das hohe Wachstumstempo des MDAX-Unternehmens ist vor allem der starken Nachfrage in Europa (ex Deutschland) und den USA zu verdanken. Der Auslandsanteil erhöhte sich von 64 % auf 70 %. Deutschland ist mit einem Anteil von 29,6 % inzwischen der kleinste der drei regionalen Märkte und wurde von den USA (29,8 %) knapp überholt. Europa bleibt mit 40,6 % unangefochten die wichtigste Region.

Trotz der sehr guten Halbjahreszahlen erhöht Sixt den Jahresausblick für das Ergebnis vor Steuern nicht, rechnet aber damit, dass der Gewinn eher am oberen Ende der bisherigen Prognosespanne von 380 bis 480 Millionen Euro liegen werde. Die Vorsicht begründet das Management mit den drohenden gesamtwirtschaftlichen Schwierigkeiten und den Lieferproblemen der Fahrzeughersteller, die den Flottenaufbau behindern.

Keine Prognoseanhebung – das nimmt die Börse übel

Der vorsichtige Ausblick kam an der Börse nicht gut an. Obwohl die Halbjahreszahlen besser als erwartet ausfielen, gab der Kurs der Sixt-Stammaktie im Vormittagshandel um 5  % auf gut 118 Euro nach. Im November 2021 hatte die Notierung noch kurzzeitig die 170 Euro-Marke überschritten.