Siemens Energy: Aktie mit Totalabsturz

Siemens Energy: Aktie mit Totalabsturz
Rafael Henrique / stock.adobe.com
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Dass ein DAX-Wert an einem einzigen Tag in der Spitze 40% und zum Schlusskurs immer noch über 35% an Wert verliert, habe auch ich in meiner langjährigen Zeit als Börsenkorrespondent noch nicht erlebt.

Dennoch genau so geschehen vergangene Woche bei Siemens Energy, wie Sie sehen können:

Zwischenzeitlich war das Papier letzte Woche für unter 6,50 Euro zu haben.

Dass sich Siemens Energy allerdings in einer tiefen Krise befindet und das nicht erst seit gestern, war dem Markt jedoch bekannt.

Spanische Tochter belastet nach wie vor

Vor allem die schwächelnde spanische Wind- und Turbinenkrafttochter Siemens Gamesa hat dem Unternehmen schon in den letzten Quartalen immer wieder die Bilanz verhagelt.

So hat Siemens Energy erst vor kurzem erklärt, wegen der Probleme bei Siemens Gamesa im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) mit rund 4,5 Mrd. Euro in die roten Zahlen zu rutschen.

So bereiten vor allem die Qualität der beiden jüngsten Onshore-Windturbinenplattformen von Siemens Gamesa große Probleme. Die Mängel sollen von defekten Rotorblättern und Lagern bis hin zu prinzipiellen Fehlern der Konstruktion reichen, durch die Risse entstehen können.

Weiterhin kommen dann noch ein schwieriges Marktumfeld für die europäische Windkraftbranche im Allgemeinen hinzu, denn trotz der wachsenden Nachfrage nach sauberer Energie leidet der Sektor unter höheren Materialpreisen und anhaltenden Unterbrechungen der Lieferketten.

Aussichten auf das neue Geschäftsjahr ernüchternd

Somit war es eigentlich nicht verwunderlich, dass Siemens Energy in der vergangenen Woche bekannt geben musste, Gespräche mit Partnerbanken wie auch mit der Bundesregierung zu führen, um zu prüfen, ob man denn den Zugang zu Garantien erhalten werde, um künftiges Wachstum nicht nur zu ermöglichen, sondern auch zu garantieren.

Die Aussagen, dass man weiterhin an den Qualitätsproblemen im Onshore-Bereich arbeite und aktuell keine neuen Onshore-Verträge für bestimmte Plattformen abgeschlossen würden, konnten dabei die Investoren und Anleger nicht beruhigen.

Denn der Auftragseingang und der Umsatz im neuen Geschäftsjahr werden voraussichtlich unter den Markterwartungen liegen und der Nettoverlust sowie die Mittelabflüsse dürften entsprechend höher ausfallen als erwartet.

Mittelfristziele sollen erreicht werden

Dabei scheint es reine Augenwischerei zu sein, dass die Mittelfristziele erreicht werden sollen. Denn die Milliardenverluste werden auch weiterhin Bestand haben und auch das nächste Jahr noch nicht ausgestanden sein und demnach sind weitere Quartale mit Verlusten zu befürchten.

Somit mag zwar eine Bürgschaft des deutschen Staates für die Finanzierung der Projekte helfen und für Absicherung sorgen, aber die Probleme bei Siemens Gamesa werden dadurch sicherlich nicht verschwinden.

Nicht alles, was billig ist…

Letztlich insgesamt festgestellt werden muss, dass die Aktie sich zwar durch den Kurssturz enorm verbilligt hat, aber nicht alles, was günstig ist, wird sich in den nächsten Quartalen auch so erholen, dass es gut ist! Das sollten Sie bedenken.

Sicherlich gibt es an der Börse Tochterfirmen, die einst eher einem hässlichen Entlein glichen, bevor sie zu wirklich schönen Schwänen wurden, wie z.B. die Tochter der deutschen Telekom, T-Mobile US. Was allerdings Siemens Energy mit der Tochter Siemens Gamesa noch beweisen muss und bis dahin bleibt es unruhig und volatil beim Mutterkonzern! Agieren Sie hier vorsichtig.