Siemens will mit nächstem Milliardenzukauf Vollgas geben

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Bei Siemens geht es momentan Schlag auf Schlag. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate macht der Konzern mit einer milliardenschweren Übernahme auf sich aufmerksam. Erst im Herbst schluckte Siemens für rund 10 Milliarden Dollar den Spezialisten für Industriesoftware Altair, nun folgt der nächste Coup: Mit dem Kauf von Dotmatics soll das Geschäft mit Automatisierungstechnik weiter ausgebaut werden.

Ein teurer Fang: Siemens investiert 5,1 Milliarden Dollar

Siemens hat für stolze 5,1 Milliarden Dollar den Kauf des US-amerikanischen Unternehmens Dotmatics bekanntgegeben. Das ist einer der drei teuersten Zukäufe der Firmengeschichte. Finanziert werden soll der Deal vor allem durch Aktienverkäufe, darunter Anteile der Tochtergesellschaft Siemens Healthineers.

Dotmatics: Der Datenzauberer aus Boston

Dotmatics, mit Hauptsitz in Boston, ist kein unbeschriebenes Blatt. Stellen Sie sich vor, Chemiker, Biologen und Pharmazeuten könnten ihre Daten nicht nur sammeln, sondern tatsächlich verstehen. Dotmatics’ Plattform macht genau das: Sie verknüpft experimentelle Daten aus verschiedenen Disziplinen, serviert KI-gestützte Analysen und beschleunigt so die Entwicklung neuer Medikamente oder Chemikalien. Mit Kunden wie Pfizer und Bayer ist das Unternehmen der heimliche Matchmaker der Life-Sciences-Branche – ein Geschäftsmodell, das so „klebrig“ ist wie Labor-Klebeband, wie der Anteil auf die hohen wiederkehrenden Erlöse deutlich macht.

Strategisches Kalkül: Siemens‘ Vision für die Zukunft

„Wir wollen keine Maschinen bauen, wir wollen Datenströme orchestrieren“ – so ließe sich Siemens’ Strategie übersetzen. Mit der Übernahme festigt der Konzern seine Position im 11-Milliarden-Dollar-Markt für Life-Sciences-Software. Dotmatics ergänzt perfekt die Xcelerator-Plattform, die bereits Produktionsanlagen simuliert. Jetzt kommt die Labor-Phase dazu: Vom Molekül-Design in der Petrischale bis zur Serienproduktion – alles in einem digitalen Ökosystem. Ein Schachzug, der Konkurrenten ins Schwitzen bringen könnte.​

Synergien: Wenn KI auf Industriewissen trifft

Siemens verspricht sich jährliche Synergien von 100 Millionen Dollar (mittel­fristig) bis 500 Millionen (langfristig). Wie? Indem Dotmatics’ KI-Tools mit Siemens‘ Digital-Twin-Technologien fusionieren. Beispiel: Ein Medikament, das im Labor per Algorithmus optimiert wird, könnte direkt in virtuellen Fabriken getestet werden – ohne zehn Jahre Trial-and-Error. Oder kurz: Wissenschaftler träumen, Ingenieure bauen. Und Siemens kassiert.

Ein Blick auf die Zahlen: Was bringt Dotmatics mit?

Dotmatics bringt beeindruckende Zahlen mit:​ Immerhin soll der Konzern in 2025 einen Umsatz von rund 310 Millionen Dollar​ erzielen. Bemerkenswert ist der hohe Anteil wiederkehrender Umsätze, der bei 95% liegt. Insgesamt zählt Dotmatics rund 14.000 Kunden und ist zugleich hochprofitabel. Für 2025 wird eine bereinigte Vorsteuergewinnmarge (EBITDA) von über 40% erwartet.

Die Gretchenfrage: Ist der Preis gerechtfertigt?

Die Börse zuckte erstmal: Die Siemens-Aktie gab gestern Mittag rund 5% ab, wohlgemerkt in einem schwachen Marktumfeld. 5,1 Milliarden für ein Unternehmen mit 300 Millionen Umsatz? Klingt nach 17-fachem Umsatz – happig. Doch hier spricht die Zukunftsmusik:

  • Marktpotenzial: Die Life-Sciences-Softwarebranche soll sich in fünf Jahren verdoppeln.
  • KI-Bonus: Dotmatics’ Plattform füttert Siemens mit Daten für trainierte Modelle – ein Goldesel für Subscription-Modelle.
  • Schutzschild gegen Tech-Konkurrenz: Google und Co. drängen in die Gesundheits-KI. Mit Dotmatics hält Siemens die Tür zu.

Fazit: Ja, der Preis ist stolz. Aber Siemens kauft kein Startup, sondern ein profitables Unternehmen in einem Wachstumsmarkt – mit der Chance, zum Spotify der Labor-Daten zu werden. Wenn die Integration gelingt, könnte dieser Deal in fünf Jahren wie ein Schnäppchen aussehen.