Siemens Aktie bricht wegen Krim-Konflikt ein

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Wie sehr geopolitische Rahmenbedingungen auch ganz konkret deutsche Konzerne betreffen, zeigt sich immer dann besonders deutlich, wenn etwas schiefgeht – so wie im Fall von Siemens.

Das deutsche Traditionsunternehmen hatte vier Gasturbinen für den Bau eines Kraftwerks an Russland geliefert und vertraglich festgehalten, was damit passieren sollte. Vorgesehen waren die Turbinen für ein Kraftwerk in Taman im Süden Russlands, das jedoch nie gebaut wurde.

Stattdessen sind mindestens zwei der im Sommer vergangenen Jahres ausgelieferten Turbinen nun auf der Krim aufgetaucht – jener Halbinsel, die 2014 von Russland annektiert wurde und seither wirtschaftlichen Sanktionen seitens der westlichen Staaten unterliegt.

Siemens kämpft

Auch die Europäische Union hat klare Regeln aufgestellt – und Siemens beteuert, diese auch eingehalten und alles in seiner Macht Stehende getan zu haben, um eine rechtmäßige Verwendung der Turbinen sicherzustellen.

Russland habe seinerseits vertragswidrig die Komponenten modifiziert und auf die Krim transportiert. In Moskau ist man sich unterdessen offiziell keiner Schuld bewusst, es habe sich um Turbinen aus russischer Produktion gehandelt, die dementsprechend nicht von den Sanktionen betroffen seien.

Heftig beschädigt wird dadurch nicht nur das über Jahre gewachsene Vertrauens- und Geschäftsverhältnis zwischen Russland und Siemens, sondern darüber hinaus auch ganz generell das Verhältnis zu russischen Abnehmern westlicher Exportprodukte.

Werden explizite Verträge, die den Sanktionsrahmen entsprechen, von russischer Seite schlichtweg unterlaufen, und führt dies wiederum zu Konsequenzen für die hiesigen Konzerne, könnte das über kurz oder lang dazu führen, dass Geschäfte mit Russland überdacht oder auf Eis gelegt werden. Dies jedoch würde – gerade bei Unternehmen wie Siemens – eine erhebliche Lücke in die Bilanz reißen, immerhin ist Russland ein wichtiger Absatzmarkt für den Konzern.

Bei Siemens jedenfalls ist man bemüht, selbst möglichst unbeschadet aus dem Skandal herauszukommen. Inwieweit dies gelingen wird, ist jedoch fraglich.

Siemens Aktie seit Jahreshoch im Abwärtsmodus

Auch an der Börse war die Stimmung schon mal besser. Nach dem Jahreshoch, das die Siemens Aktie Anfang Mai bei gut 133 Euro markiert hat, ging es kontinuierlich abwärts. Zuletzt kostete das Papier noch rund 116 Euro.

Auf Jahressicht entspricht das zwar immer noch einem Plus von gut 20 Prozent, die zwischenzeitlichen Erfolge der vergangenen sechs Monate sind jedoch mittlerweile gänzlich verpufft.

Die Einschätzungen der Analysten gehen dementsprechend auseinander. Zwar sind die Skeptiker von Goldman Sachs mit ihrer Empfehlung, die Aktie zu verkaufen und sich auf einen Kursrückgang auf 112 Euro einzustellen, allein in ihrer Zunft. Doch längst nicht alle sind von durchschlagenden Erfolgen überzeugt.

So halten sich Empfehlungen, die Siemens Aktie zu kaufen oder zu halten, in etwa die Waage. Die Kursziele der Skeptiker liegen dabei überwiegend im Bereich zwischen 120 und 140 Euro, optimistischere Stimmen sehen das Papier auf Kurs in Richtung 155 Euro.