Siemens Aktie: Trotz Allzeithoch noch einsteigen?
Die Siemens Aktie hat es geschafft: Nach mehr als 16 Jahren hat sie Anfang Mai den Sprung auf ein neues Allzeithoch geschafft. Mit gut 133 Euro kostete das Papier so viel wie nie zuvor.
Normalerweise sind solche Meilensteine für Anleger ein guter Zeitpunkt, um Gewinne einzustreichen. Meist folgt auf ein Rekordhoch zunächst ein Dämpfer, und ob der Anstieg danach weitergeht, ist häufig ungewiss.
Bei Siemens allerdings zeigen sich Analysten zuversichtlich. Obwohl die Aktie seit ihrem Rekordhoch ein bisschen Federn lassen musste und zuletzt für rund 125 Euro gehandelt wurde, halten viele Beobachter einen neuerlichen Anstieg und Ausbruch über den bisherigen Höchststand hinaus für durchaus realistisch.
Visionen für die Zukunft – radikaler Umbau
Das liegt vor allem an der Nachhaltigkeit und zielgerichteten Fokussierung des Umbaus, den Siemens-Chef Joe Kaeser in den vergangenen Jahren unter der Überschrift Vision 2020 vorangetrieben hat. Siemens galt lange Zeit als schwerfälliger Ozeandampfer, riesig und dadurch schwer zu manövrieren. Unter Kaeser hat der Traditionskonzern an Agilität gewonnen und ist zukunftsfähig geworden.
Insofern ist die Bezeichnung Vision 2020 gar nicht mal so verkehrt – mit Industrie 4.0 und zunehmender Digitalisierung der Produktionsprozesse haben durchaus visionäre Zukunftsthemen Einzug gehalten in die angerosteten Siemenswerke.
Zudem hat Kaeser konsequent Sparten ausgelagert. Der Bereich Windkraft und erneuerbare Energien wurde beispielsweise nach dem Zusammenschluss mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa unter dessen Dach untergebracht. Auch eine Abspaltung der Gesundheitssparte Healthineers, die Labor- und Medizintechnikprodukte entwickelt, gilt unter Beobachtern als immer wahrscheinlicher.
Abspaltung der Gesundheitssparte?
Fraglich wäre die Art der Trennung: Siemens könnte seinen zweitgrößten Gesundheitsbereich als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen (Beispiel: Infineon), die neuen Aktien an bestehende Siemens-Aktionäre verteilen (Beispiel: Osram) oder dem Gamesa-Beispiel folgend eine Fusion mit einem Wettbewerber anstreben.
Analysten zufolge würde Healthineers mit einem Wert von geschätzten 30 bis 40 Milliarden Euro jedenfalls ordentlich Geld in die Siemens-Kasse spülen – und diese finanziellen Mittel könnten dann wiederum den zukunftsorientierten Bereichen zufließen.
Vernetzung, Cybersecurity, künstliche Intelligenz – das sind die Themen, denen sich Siemens künftig widmen will. Einen Traditionskonzern so grundlegend neu zu erfinden, braucht einiges an Mut. Den hat Kaeser bewiesen, und die Anleger haben es honoriert.
Siemens Aktie – Erfolg auf ganzer Linie
Analysten sehen das Potenzial der Siemens Aktie bei 150 Euro (Société Générale) und darüber (S&P Capital; Jefferies & Company – Kursziel jeweils 155 Euro). Mit großer Mehrheit empfehlen die Experten die Siemens Aktie auch nach ihrem Allzeithoch zum Kauf.
Der jüngste Kursrücksetzer könnte dabei bereits als Einstiegsgelegenheit gewertet werden. Einen wesentlich deutlicheren Rückschlag sehen die meisten derzeit nicht. Zwölf Kaufempfehlungen stehen dabei neun Ratschläge, die Aktie zu halten, gegenüber – bemerkenswert nach dem Erreichen des Allzeithochs.