Schaller verschollen, Mateschitz verstorben – Schillernde Sportunternehmer hinterlassen Imperien
- Schaller revolutioniert Fitnessmarkt in Deutschland
- Erfolgreiches Geschäftsmodell – europaweite Expansion
- Bundesweite Bekanntheit durch Loveparade-Unglück
- Schallers Privatflugzeug ist wohl vor Mexikos Küste abgestürzt
- Red Bull-Chef nach langer Krebserkrankung verstorben
- RB Leipzig: erfolgreich und umstritten
- 27 Milliarden Dollar Vermögen: Mateschitz gilt als reichster Österreicher
Mutmaßlich gleich zwei ebenso schillernde wie umstrittene Unternehmer aus Deutschland und Österreich sind am vergangenen Wochenende verstorben, beide hinterlassen ein Vermögen – und ein Imperium: Rainer Schaller und Dietrich Mateschitz.
Schaller revolutioniert Fitnessmarkt in Deutschland
Rainer Schaller hat in den 1990er Jahren das Discounter-Prinzip auf Fitnessstudios umgemünzt und die Kette McFit gegründet. Das Konzept ist ebenso einfach wie erfolgreich: keine Kurse, kein Schnickschnack, stattdessen Trainingsgeräte, die rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr zugänglich sind – und das alles für einen überschaubaren monatlichen Mitgliedsbeitrag.
Auch für seine Marketingstrategie wurde Schaller gefeiert: Bei der Eröffnung des ersten Studios tat er einfach so, als gäbe es schon zahlreiche, erfolgreiche Filialen in anderen Städten und schaltete die Werbung „Jetzt auch in Würzburg!“
Erfolgreiches Geschäftsmodell – europaweite Expansion
Inzwischen gibt es deutschlandweit 165 Studios und auch über die Landesgrenzen hinaus ist das Konzept erfolgreich. In Europa gibt es mehr als 250 McFit-Filialen, das Unternehmen zählte im Jahr 2018 rund 1,7 Millionen zahlende Kunden. Mehrere Konkurrenten wurden im Laufe der Jahre von Schallers RSG Group übernommen. Als wechselseitige Werbepartner fungierten zeitweise McFit und die Boxprofis Vitali und Wladimir Klitschko: Die Ukrainer traten als Werbegesichter für McFit in Erscheinung, umgekehrt trat McFit als Sponsor bei den Boxkämpfen der beiden Brüder auf.
Wie die meisten Fitnessketten geriet auch McFit während der Pandemie in wirtschaftliche Bedrängnis. Wochenlange Schließungen im Zuge der Corona-Beschränkungen bescherten der RSG Group einen Verlust von gut 30 Millionen Euro im Jahr 2020. Zuvor hatte die Kette einen jährlichen Gewinn von mehr als 20 Millionen Euro erwirtschaftet.
Bundesweite Bekanntheit durch Loveparade-Unglück
Traurige Bekanntheit erlangte Rainer Schaller im Zusammenhang mit der Loveparade in Duisburg im Jahr 2010. Damals kamen bei einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben. Maßgeblich mitverursacht wurde die Katastrophe wohl durch ein mangelhaftes Sicherheitskonzept, für das Schaller als Chef des Veranstalters Lopavent neben den kommunalen Behörden Duisburgs verantwortlich war.
Vor Gericht stand Schaller selbst nie, er trat in den anschließenden Prozessen lediglich als Zeuge auf. Die Verfahren wurden kurz vor der Verjährung der Anklagepunkte eingestellt, für das Loveparade-Unglück wurde bis heute niemand rechtskräftig verurteilt.
Schallers Privatflugzeug ist wohl vor Mexikos Küste abgestürzt
Nun scheint Schaller selbst ums Leben gekommen zu sein. Seit dem Wochenende gilt er offiziell als vermisst, nachdem der Kontakt zu seinem Privatflugzeug abgebrochen ist. An Bord waren neben Schaller seine Lebensgefährtin, zwei gemeinsame Kinder, ein weiterer Mann sowie der Pilot. Rettungskräfte konnten am Wochenende zwei Leichen sowie Trümmerteile aus dem Meer bergen, die Maschine war von Mexiko nach Costa Rica unterwegs gewesen. Schaller selbst wurde zunächst nicht gefunden, es wird davon ausgegangen, dass auch er den Absturz wohl nicht überlebt hat.
Was sein Verschwinden für sein Unternehmen bedeutet, ist bislang unklar. Schaller ist der alleinige Inhaber seines Unternehmens, Medienberichten zufolge gibt es vier weitere bevollmächtigte Personen bei der RSG Group.
Red Bull-Chef nach langer Krebserkrankung verstorben
Ebenfalls erfolgreicher Sportunternehmer war Dietrich Mateschitz. Der Österreicher gründete Red Bull und brachte den Energydrink nach Europa. Mit auffallenden Zeichentricksketchen wurde das Getränk auch in Deutschland beworben, es gilt nach wie vor als der beliebteste Energydrink.
Doch Mateschitz beließ es nicht dabei. Mit der Marke Red Bull trat sein Unternehmen in unterschiedlichsten Sportarten als Sponsor auf. Besonders bekannt sind der Formel-1-Rennstall, für den zeitweise Sebastian Vettel an den Start ging, sowie die Fußballclubs Red Bull Salzburg und RB Leipzig, die dem Unternehmen gehören.
RB Leipzig: erfolgreich und umstritten
RB Leipzig trägt aus rechtlichen Gründen nicht den Namen Red Bull im Namen, das RB steht offiziell für Rasenballsport, die markanten roten Bullen von den Getränkedosen sind lediglich im Vereinslogo vertreten. Praktisch aus dem Nichts wurde hier mit unternehmerischem Blick ab 2009 ein Fußballclub aus dem Boden gestampft, der seit 2016 mit namhaften Spielern die Bundesliga aufmischt und 2022 den DFB-Pokal gewann.
Kritiker warfen Mateschitz die Kommerzialisierung des Sports vor und beklagten außerdem dessen Engagement auch für hochriskante Sportarten, bei denen es auch bei Sponsoring-Events oder Werbedrehs für Red Bull immer wieder zu tödlichen Unfällen kam. Für großes mediales Aufsehen sorgte im Jahr 2012 der Stratosphärensprung von Felix Baumgartner, der jedoch wie geplant gelang. Kritisiert wurde Mateschitz auch für seine rechtsgerichteten Äußerungen, entsprechenden Stimmen bot auch der unternehmenseigene Fernsehsender ServusTV eine Plattform.
27 Milliarden Dollar Vermögen: Mateschitz gilt als reichster Österreicher
Mit einem Vermögen von gut 27 Milliarden US-Dollar galt Mateschitz als reichster Bürger Österreichs. In seinem Erfolgsunternehmen hielt er jedoch nur 49 Prozent: Er war nicht der Erfinder des Energydrinks, dieser war zuvor bereits in Thailand erhältlich. Mateschitz sicherte sich seinerzeit die Vertriebsrechte außerhalb Asiens und legte damit den Grundstein für das heutige Imperium. Rein rechtlich liegt die Entscheidungsgewalt nun aber bei den thailändischen Geschäftspartnern, wie genau es im unternehmensinternen Machtgefüge weitergeht, bleibt abzuwarten.
Dietrich Mateschitz verstarb am Wochenende im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Er hinterlässt einen erwachsenen Sohn, der möglicherweise die Nachfolge antritt.