Schaeffler – mit E-Mobility zu neuer Stärke?
Die Erwartungen klar übertroffen hat 2021 der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler. Die Anleger honorierten es im frühen Handel mit einem Kurssprung der Vorzugsaktie von zeitweise rund 10 %. Nicht zuletzt das außerordentlich hohe Wachstumstempo im Bereich der E-Mobilität weckt Hoffnungen auf eine bessere Zukunft.
Für viele gilt der von der Milliardärsfamilie um Maria Schaeffler und ihren Sohn Georg beherrschte Konzern immer noch als Inbegriff der „Old Economy“. Aber wie der Jahresabschluss für 2021 eindrucksvoll zeigt, steckt das Unternehmen in einem starken Wandel. Von dem kräftig auf 10,2 Milliarden Euro gestiegenen Auftragseingang der größten Sparte Automotive entfielen immerhin schon 3,2 Milliarden auf den Geschäftsbereich E-Mobilität – also rund 31 Prozent. Das Erstaunliche daran: Das Unternehmensziel für 2021 hatte ursprünglich nur bei 1,5 bis 2 Milliarden Euro neuer Bestellungen gelegen …
Investitionen in Wasserstoff-Technologie und Windenergie
In der Wasserstoff-Technologie unternimmt der Vorstand um Klaus Rosenfeld ebenfalls eine ganze Menge. Am Stammsitz Herzogenaurach entsteht ein Kompetenzzentrum für diese Zukunftstechnologie, und auch bei Großlagern für die Windenergie hat Schaeffler deutlich aufgeholt. Der Vorstand tut also einiges dafür, damit der Konzern vom Megatrend Klimawandel überdurchschnittlich profitieren kann.
Trotz der Kosten für den Umbau des Unternehmens in Richtung Zukunftstechnologien ist der Gewinn 2021 vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 59 Prozent auf 1,27 Milliarden geklettert und damit wesentlich stärker als erwartet. Unter dem Strich kam ein Ergebnis je Aktie von 1,14 Euro heraus – nach einem Verlust von 64 Cents 2020. Und auch der Dividendenvorschlag überzeugt. Die Ausschüttung wird auf 50 Cents pro Aktie verdoppelt – prognostiziert waren von Analysten im Schnitt 45 Cents.
Ist die Aktie ein Schnäppchen?
Dadurch ist die Schaeffler-Aktie zu einem echten Billigheimer geworden: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beläuft sich beim Kurs von rund 5,20 Euro gerade mal auf 4,6, die Dividendenrendite erreicht mit 9,6 % einsame Höhen. Und jeder Euro des Jahresumsatzes von 13,9 Milliarden Euro wird an der Börse lediglich mit 6 Cents bezahlt – so wenig wie im SDAX bei keiner anderen Aktie. Ein starker Cash Flow und eine deutlicher Abbau der Nettoverschuldung runden das positive Bild ab.
Unter normalen Umständen sind Schaeffler Vorzüge angesichts derart beeindruckender Kennzahlen und eines rekordverdächtigen Auftragseingangs ein klarer Kauf. Dummerweise sind die Umstände aber seit ein paar Wochen alles andere als normal. Deshalb hat der Vorstand vorerst auf eine Prognose für das Geschäftsjahr 2022 verzichtet – etwas, das wir in den nächsten Wochen noch bei vielen anderen Unternehmenslenkern erleben werden.
Anleger sollten die Aktie trotz der enormen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten im Auge behalten – vor allem die Dividendenjäger. Denn das Unternehmen scheint auf einen zukunftsträchtigen Pfad eingeschwenkt zu sein. Und der Aktienkurs liegt trotz des aktuellen Kurssprungs um rund 30 % unter dem Stand vor Jahresfrist.