Schaeffler – Enttäuschte Erwartungen sorgen für Kurseinbruch
In den letzten Tagen hat der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler mit dem Rückzug der Firmen-Matriarchin Maria-Elisabeth Schaeffler aus dem Aufsichtsrat für Schlagzeilen gesorgt. Die heute gemeldeten Jahresergebnisse für 2022 und der Ausblick auf 2023 schlagen ebenfalls hohe Wellen.
Starkes Umsatzwachstum …
Der Aktienkurs des SDAX-Werts Schaeffler hatte in den letzten Tagen kräftig angezogen. Anleger und Analysten hatten nach starken Zahlen aus der Automobilindustrie – den wichtigsten Kunden des Herzogenauracher Unternehmens – ihre Erwartungen hochgeschraubt. Aber sie wurden schwer enttäuscht, insbesondere von der Gewinnentwicklung.
Bei den Umsätzen sah es 2022 recht gut aus. Mit Verkaufserlösen in Höhe von 15,8 Milliarden Euro übertraf Schaeffler die Durchschnittsprognose der Analysten von 15,6 Milliarden Euro leicht. Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2021 ist das ein Umsatzanstieg um 13,7%. Wie die meisten anderen europäischen Exportunternehmen profitierte der Konzern erheblich vom starken Dollar. Denn währungsbereinigt betrug das Wachstum 9,4%.
Die Expansion wurde durch eine höhere Nachfrage in den Sparten Automotive und Industrial sowie durch eine teilweise Überwälzung der starken Kostensteigerungen auf die Preise getragen.
… aber Absturz beim Konzerngewinn
Beim Ertrag schlugen sich dagegen die gestiegenen Material- und Energiekosten negativ nieder, waren aber nicht allein für den Gewinneinbruch verantwortlich. Weitere Verwerfungen bei den Lieferketten, einmalige Sonderkosten für ein neu aufgelegtes Sparprogramm und den Abbau von Stellen belasteten das Jahresergebnis so stark, dass die Analystenschätzungen deutlich verfehlt wurden.
Der Gewinn vor Steuern (EBIT) sackte um ein Fünftel auf 974 Millionen Euro ab, nach Sondereffekten betrug das Minus immerhin noch gut 14%. Unter dem Strich, also nach Steuern, verdiente die Schaeffler Gruppe mit 557 Millionen Euro sogar 26% weniger als 2021. Das entspricht einem Ergebnis je Aktie von 84 Cents nach 1,14 Euro im Jahr zuvor. Analysten hatten mit 91 bis 92 Cents gerechnet.
Die Aktionäre bekommen den Ertragseinbruch allerdings nur abgeschwächt zu spüren. Die Dividende soll von 50 Cents auf 45 Cents reduziert werden und ist damit wieder genauso hoch wie im letzten Vor-Corona-Jahr 2019. Insgesamt schüttet Schaeffler damit 48% des Konzernergebnisses vor Sondereffekten aus.
2023 belasten hohe Energie- und Lohnkosten
Für 2023 bezeichnet das Unternehmen seinen Ausblick als vorsichtig und sieht Gegenwind vor allem durch höhere Energiekosten und Lohnaufwendungen. Währungsbereinigt veranschlagt Schaeffler ein Umsatzplus von 5 bis 8% und eine EBIT-Marge von 5,5 bis 7,5%. 2022 hatte die Spanne 6,6% betragen, lag also ziemlich genau in der Mitte der für das laufende Geschäftsjahr angepeilten Marge vor Steuern. An der Börse kamen die enttäuschenden Gewinne im Vorjahr und der wenig mutige Ausblick gar nicht gut an. Der Kurs gab bis zum Mittag um 6,5% auf rund 6,91 Euro nach und hat die Gewinne seit Monatsbeginn von knapp 6% mehr als wettgemacht. Der Anteilschein hat sich damit wieder ein Stück vom gestern erreichten 12-Monatshoch von 7,39 Euro entfernt.