Sartorius mit Milliardenübernahme

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Lange Zeit kannte die Aktie des Göttinger Konzern Sartorius nur eine Richtung und zwar steil nach oben. Vor allem der Wettlauf um einen Corona-Impfstoff bescherte dem Unternehmen eine Sonderkonjunktur. Sartorius belieferte nämlich unter anderem Impfstoffproduzenten mit Spezialfiltern, Zellkulturmedien und analytischen Instrumenten. Entsprechend stark war die Börsenperformance – im Jahr 2021 zog der Kurs um über 70% an.

Doch seither ist die Euphorie verflogen. In 2022 sackten die Papiere um 38% in den Keller und entwickelten sich damit sogar schwächer als der DAX (Anm.: Sartorius ist ein DAX-Mitglied), der um 12% an Wert verlor. In diesem Jahr setzt sich der Trend fort. Mit einem Plus von 6% haben die Papiere nur rund halb so stark zugelegt wie der DAX (+12,2%).

Sartorius – Spezialist für die Pharma- und Laborbranche

Falls Ihnen Sartorius noch kein Begriff ist: Der Familienkonzern ist einer der weltweit führenden Zulieferer der Biopharma- und Laborbranche. Das Göttinger Unternehmen wurde bereits 1870 gegründet und beschäftigt heute mehr als 6.000 Mitarbeiter. Das Angebot umfasst ein breites Produktsortiment zur Herstellung von Biopharmazeutika und Impfstoffen (Bioprocess Solutions, 73% vom Konzernumsatz) sowie Präzisionsinstrumente und Verbrauchsmaterialien für Labore (Lab Products & Services, 27% vom Umsatz).

Im Geschäftsjahr 2022 erzielte Sartorius ein Umsatzplus von 13,4% auf 4,42 Milliarden Euro. Zeitgleich erhöhte sich der Jahresgewinn von 360 auf 718 Millionen Euro.

Marktführer in lukrativer Nische

In der Hauptsparte Bioprocess Solutions deckt das Produktportfolio Waren für fast alle Prozessschritte zur Herstellung von Biopharmazeutika von Zellkulturmedien, Bioreaktoren, Filtern über Reinigung und Konzentration bis zur endgültigen Befüllung der Medikation ab.

Als Marktführer zeichnet sich das Unternehmen durch umfassendes Prozess-Know-how und ein breites Produktportfolio aus.  In einer Branche, in der jeder Produktionsschritt und jedes Verbrauchsmaterial durch die Regulierungsbehörde zugelassen werden muss, sind Qualität und Vertrauen entscheidend, während der Preis nur von sekundärer Bedeutung ist. Das sichert dem Konzern hohe Gewinnmargen.

Sartorius mit Milliardenübernahme

Zuletzt machte Sartorius mit einer Mega-Übernahme auf sich aufmerksam. Der Pharma- und Laborausrüster will über seine Tochter Stedim Biotech für etwa 2,4 Milliarden Euro das französische Unternehmen Polyplus kaufen. Das ist der größte Zukauf in der kompletten Unternehmensgeschichte.

Mit dem Deal setzt Sartorius auf ein wachsendes Segment. Polyplus ist ein Produzent für Komponenten, die für die Herstellung viraler Vektoren verwendet werden. Diese Vektoren sind für den Zukunftsmarkt der Zell- und Gentherapien unerlässlich. Zell- und Gentherapien kommen zunehmend etwa im Kampf gegen Krebs und seltene Krankheiten zum Einsatz und gelten als Hoffnungsträger für viele Patienten.

Für 2023 rechnet Polyplus mit einem Umsatz im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich und mit einer „sehr hohen“ Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Zuletzt beschäftigte das Unternehmen 270 Mitarbeiter. Das Unternehmen unterhält neben Frankreich auch Standorte in Belgien, den USA und China.

Mögliche Kapitalerhöhung drückt auf die Stimmung der Anleger

Die Sartorius-Aktie ging direkt nach der Meldung erst einmal in die Knie und gab am Freitag 4,7% ab. Der Grund war eine mögliche Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Deals, die bei den Anlegern nicht gut ankam, da diese den auf die Aktionäre anfallenden Gewinn zu verwässern droht.

Die Übernahme steht aber ohnehin noch unter dem Vorbehalt der zuständigen Regulierungsbehörden. Sollte die Behörden ihren Segen geben, dann dürfte die Transaktion im dritten Quartal über die Bühne gehen.