Sartorius-Aktie geht mit kräftigem Kursplus aus dem Handel

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Am Freitag zogen die Sartorius-Papiere nach einer langen Konsolidierung wieder kräftig an und gingen mit einem Kursplus von 7,7% aus dem Handel. Die schwächer als erwartet ausgefallene Entwicklung im zweiten Quartal hakten die Anleger schnell ab und wechselten anschließend auf die Käuferseite. Optimismus über die künftige Auftragslage beim Pharma- und Laborausrüsters Sartorius verliehen der Aktie deutlichen Rückenwind.

Sartorius – Spezialist für die Pharma- und Laborbranche

Falls Ihnen Sartorius noch kein Begriff ist: Der Familienkonzern ist einer der weltweit führenden Zulieferer der Biopharma- und Laborbranche. Das Göttinger Unternehmen wurde bereits 1870 gegründet und beschäftigt heute mehr als 6.000 Mitarbeiter. Das Angebot umfasst ein breites Produktsortiment zur Herstellung von Biopharmazeutika und Impfstoffen (Bioprocess Solutions) sowie Präzisionsinstrumente und Verbrauchsmaterialien für Labore (Lab Products & Services).

Im Geschäftsjahr 2022 erzielte Sartorius ein Umsatzplus von 13,4% auf 4,42 Milliarden Euro. Zeitgleich erhöhte sich der Jahresgewinn von 360 auf 718 Millionen Euro.

Marktführer in lukrativer Nische

In der Hauptsparte Bioprocess Solutions deckt das Produktportfolio Waren für fast alle Prozessschritte zur Herstellung von Biopharmazeutika von Zellkulturmedien, Bioreaktoren, Filtern über Reinigung und Konzentration bis zur endgültigen Befüllung der Medikation ab.

Als Marktführer zeichnet sich das Unternehmen durch umfassendes Prozess-Know-how und ein breites Produktportfolio aus.  In einer Branche, in der jeder Produktionsschritt und jedes Verbrauchsmaterial durch die Regulierungsbehörde zugelassen werden muss, sind Qualität und Vertrauen entscheidend, während der Preis nur von sekundärer Bedeutung ist. Das sichert dem Konzern hohe Gewinnmargen.

Erstes Halbjahr mit Bremsspuren

Zuletzt stockte es allerdings bei Sartorius im Getriebe: Im ersten Halbjahr schrumpfte der Umsatz von Sartorius gegenüber einer hohen, von pandemiebedingt positiven Sondereffekten geprägten Vorjahresbasis um wechselkursbereinigt 15,4% auf 1,74 Milliarden Euro. Ohne Berücksichtigung des Coronageschäfts lag der Umsatzrückgang wechselkursbereinigt im oberen einstelligen Prozentbereich.

Die Gewinnmarge war ebenfalls rückläufig: Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreiben (EBITDA) sank im Berichtszeitraum hauptsächlich infolge der Volumenentwicklung auf 517 Millionen Euro (-25,9%). Entsprechend reduzierte sich die EBITDA-Marge um 4,1 Prozentpunkte auf 29,8%. Der auf die Aktionäre entfallende bereinigte Gewinn lag unterdessen bei 202,5 Millionen Euro, das waren rund 40% weniger als vor einem Jahr.

Ein Blick auf die Auftragseingänge fiel ebenfalls mau aus: Der Auftragseingang reduzierte sich im ersten Halbjahr wechselkursbereinigt deutlich um 32,7% auf 1,45 Milliarden Euro.

Wachstumstreiber weiter intakt – Management bestätigt Prognose

Der Anstieg der Aktie war also kein Ergebnis der Halbjahreszahlen, sondern dürfte auf Kommentare des Management während der Telefonkonferenz mit Analysten zurückzuführen gewesen sein: Dort hat das Management gesagt, dass die Schwäche im Auftragseingang von Sartorius einen Boden gefunden habe. Zudem wurde angedeutet, dass die Aufträge im dritten und vierten Quartal wieder anspringen dürften.

Sartorius hatte vor rund einem Monate wegen der Nachfrageschwäche seine Umsatz- und Margenziele für das Jahr gesenkt und diese nun nochmals bestätigt: Der Konzern rechnet mit einem Umsatzrückgang im niedrigen bis mittleren 10-Prozent-Bereich.

Fazit: Die Anleger haben die Wachstumsdelle in diesem Jahr mittlerweile verdaut und scheinen wieder optimistischer zu werden. Für Sartorius sprechen die starken Fundamentaldaten und die starke Marktposition. Allerdings ist die Bewertung (Kurs-Gewinn-Verhältnis 2024 lt. Marketscreener.com: 49) keinesfalls günstig. Entscheidend für den weiteren Kursverlauf wird sein, wie schnell die Rückkehr auf den Wachstumspfad gelingt.