SAP – Nur in der Cloud gut?

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Vorbei sind die Zeiten des Walldorfer Software-Konzerns, als noch Bill McDermott den Vorstandsvorsitz führte und SAP auf Weltniveau hievte. Vor allem ihm, dem charismatischen US-Manager mit der abgetönten Brille, ist es wohl zu verdanken, dass SAP wohl vor allem im Cloud-Geschäft heute international eine Rolle spielt, aber auch McDermott dürfte damals sicherlich nicht klar gewesen sein, welche Konsequenzen ein Krieg vor der Haustür Europa haben würde.

Der Krieg hinterlässt seine Spuren im jüngsten Ergebnis

Der russische Angriff auf die Ukraine, hat in der letzten Woche dazu geführt, dass Europas größter Softwarehersteller seine Ergebnisprognose zuerst einmal „kappen“ musste.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank dabei, kriegsbedingt zum Vorjahresvergleich um 13% auf 1,68 Mrd. Euro. Allein die Beendigung der Geschäftsbereiche in Russland und Belarus kosteten den Konzern gut 160 Mio. Euro. Beim Nettogewinn sah es dazu noch etwas bedrohlicher aus, dieser fiel um 86% auf nur noch 203 Mio. Euro.

Tagesgeschäft stach positiv heraus

Lediglich das Tagesgeschäft scheint bei den Walldorfern noch zu funktionieren. Der Umsatz konnte hier zumindest um 13% auf 7,5 Mrd. Euro gesteigert werden, dem schwachen Euro sei Dank! Vor allem die Cloud-Software, die über das Netz genutzt werden kann, konnte hier deutlich zulegen. Das mag allerdings auch daran liegen, dass den Kunden hier ein schnellerer Umstieg in die Cloud ermöglicht wurde, das Vorstandprojekt „Rise“ scheint dementsprechend zu funktionieren.

Klar war allerdings auch, dass die Cloud-Software sich erst nach längerer Laufzeit über das Abo-Modell rechnet und zuvor Technik und Vertrieb angepasst und auf das neue Modell „hingeführt“ werden mussten – das kostet bekanntlich Zeit und Geld.

Aktie legte nach Zahlen den Rückwärtsgang ein

Natürlich war es klar, dass nach all den schlechten Nachrichten die Aktie zuerst einmal den Rückzug antrat und einige Anleger ihre Gewinne vom Tisch nahmen. Vor allem wenn man bedenkt, dass der währungsbereinigte Ausblick vor Zinsen und Steuern gegenüber dem Vorjahr jetzt um 4 bis 8% fallen dürfte, während man in der Vorstandsetage noch gehoffte hatte, dass es evtl. „nur“ zu einer Stagnation oder einem Verlust von 5% des fallenden Betriebsergebnisses kommen könnte.

Aktienrückkaufprogramm verkündet

Was mir als Analyst und Journalist jedoch gefallen hat, war dann die Aussage, dass man weitere Aktien über den Markt zurückkaufen möchte. Ein Aktienrückkaufprogramm ist zwar für den Weltkonzern nicht neu, hat man doch gerade erst ein Programm über 1 Mrd. Euro in Arbeit, dann schließt sich direkt ein weiteres von nochmals von 500 Mio. Euro an.

Aktien, die dann in der Folge vor allem Mitarbeitern als Vergütung angeboten werden können und sollen. Das macht Sinn, denn bei dem aktuell niedrigen Kursniveau sollte auch das Unternehmen selbst davon profitieren und die Mitarbeiter am langfristigen Erfolg Teil haben lassen. 

SAP-Aktie verkaufen?

Letztlich natürlich nicht nur der Aktienkurs, sondern auch die Marktbewertung bei SAP gelitten haben. Wie hatte doch die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) vor kurzem noch festgestellt: Kein deutsches Unternehmen mehr unter den wertvollsten 100 Konzernen der Welt!

Das war in der Tat früher einmal anders, nicht nur in Gesamtdeutschland, sondern auch bei den Walldorfern, da hatte man nämlich sehr wohl noch eine Rolle unter den wertvollsten Konzernen gespielt. Hoffen wir, dass das Unternehmen was aus der Firma „Systemanalyse Programmentwicklung“ entstanden ist und die heutige SAP darstellt, baldigst wieder in diese Sphären vordringt, denn ein verhaltener Ausblick in dieser Zeit, ist für mich kein Grund die Aktien direkt über Bord zu werfen.