Salzgitter – preiswerteste SDAX-Aktie verdient dank hoher Stahlpreise prächtig
Keine andere Aktie im SDAX ist so niedrig bewertet wie Salzgitter. Dabei hat der Stahlkocher und Stahlhändler im Jahr 2021 vor Steuern so viel verdient wie seit 13 Jahren nicht mehr. Da 2022 sehr gut angelaufen ist, rechnet der neue Unternehmenschef Gunnar Groebler auch für das laufende Geschäftsjahr mit einem hohen Gewinn. Allerdings sieht er beträchtliche Risiken, falls die Energiepreise weiter klettern sollten. Schließlich ist die Stahlproduktion sehr energieintensiv.
10,74 Euro je Aktie hat Salzgitter 2021 verdient. Analysten hatten zwar im Durchschnitt mit einem noch leicht besseren Ergebnis gerechnet, aber dank des optimistischen Ausblicks und eines unerwartet hohen Dividendenvorschlags von 75 Cents je Aktie zog die Aktie im Vormittagshandel um rund 2,5 Prozent auf 38,50 Euro an.
Daraus errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV von gerade einmal 3,6. Es dauert also nur 3,6 Jahre, bis die kumulierten Gewinne den aktuellen Aktienkurs eingeholt haben. Natürlich nur, falls sie auf diesem Niveau verharren.
2022 dürfte das Ergebnis kaum geringer ausfallen, falls die Risiken nicht überhand nehmen. Groeblers Prognose umfasst eine breite Spanne von 600 bis 750 Millionen Euro Vorsteuergewinn (EBT). 2021 sind es nach mehreren Prognoseanhebungen auf zuletzt 600 bis 700 Millionen Euro letztlich 706 Millionen Euro geworden.
Aurubis-Beteiligung ist allen schon 1,2 Milliarden Euro wert
Der gesamte Salzgitter-Konzern weist aktuell lediglich gut 2 Milliarden Euro Marktkapitalisierung auf. Und das bei einem erwarteten Umsatz von 11 Milliarden Euro. Wenn man bedenkt dass das Unternehmen eine Beteiligung von knapp über 25 Prozent an Europas größtem Kupferkonzern Aurubis hält, ist das erstaunlich wenig. Denn allein diese Beteiligung ist bei einem Börsenwert von gut 4,7 Milliarden Euro für Aurubis rund 1,2 Milliarden Euro wert. Das gesamte Stahlgeschäft wird also nur mit gut 700 Millionen bewertet! Der Hamburger Kupferkonzern ist auch ein guter Gewinnlieferant, hat er doch 2021 mit 217 Millionen Euro immerhin 30 Prozent zu Salzgitters Vorsteuergewinn beigetragen.
Wie stark sich das Geschäft zuletzt verbessert hat, zeigt sich darin, dass das vierte Quartal rund 42 Prozent zum gesamten Gewinn vor Steuern 2021 beigetragen hat. Und das fast beendete Anfangsvierteljahr weist laut Groebler in wichtigen Bereichen eine „anhaltend starke Ergebnisentwicklung“ auf. Langfristig soll die von Groebler angestoßene „Strategie 2030“ den Gewinn zusätzlich steigern – beispielsweise durch eine geringere Abhängigkeit von fossilen Energiequellen. Bis Ende 2025 soll im Werk Salzgitter die Wasserstofftechnologie Einzug halten.
350 Prozent Kursgewinn in zwei Jahren
Die Salzgitter-Aktie ist einer der Highflyer der letzten Jahre. Vom Tiefpunkt von rund 8,40 Euro im Corona-Crash 2020 aus hat der Kurs um rund 350 Prozent zugelegt. Auch die Schwächephase der Börse des laufenden Jahres hat Salzgitter mit einem Kursplus von über 20 Prozent locker weggesteckt.
Die Analysten sind in ihren Kurszielen und Einschätzungen gespalten, da sie die konjunkturellen Risiken für Salzgitter unterschiedlich einschätzen. Kaufen-, Verkaufen- und Halten-Empfehlungen halten sich in etwa die Waage. Als erstes Research-Haus hat heute nach den Zahlen Jefferies sine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 40 Euro bestätigt.