Salzgitter-Aktie: Warum sie noch weiter steigen könnte

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Es ist ein Debakel: 2024 hat der deutsche Traditionskonzern Salzgitter AG einen Nachsteuerverlust von satten 296 Millionen Euro eingefahren. Ob Stahlerzeugung, Stahlverarbeitung oder der Handel: Die wichtigsten Sparten des Konzerns waren im letzten Jahr defizitär.

Hauptverantwortlich für die Misere ist die in Deutschland lahmende Konjunktur, die die Stahlnachfrage ausbremst. Gleichzeitig fluten vor allem chinesische Akteure den hiesigen Markt mit billigen Stahlprodukten und sorgen somit für ein preisdrückendes Überangebot.

Hinzu kommen die ohnehin gestiegenen Produktions- und Personalkosten am Standort Deutschland. Und nicht zuletzt steht der hiesigen Stahlbranche die bislang wohl größte Transformation ihrer Geschichte ins Haus. Schließlich sollen die Hersteller perspektivisch auf grünen Stahl umstellen, was mit hohen Investitions- und Anlaufkosten einhergeht.

Salzgitter-Aktie zuletzt deutlich im Plus

Doch schauen Sie sich einmal den Aktienchart der Salzgitter AG an. Tatsächlich hat der deutsche Stahl-Titel 2025 bislang recht deutlich zugelegt, wie Sie anhand des Pfeils erkennen können (Stand: 25.03.2025, 9:30 Uhr).

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Quelle: www.aktienscreener.com

Aber wie passt das zusammen? Nun, die Krise der Salzgitter AG ist zwar längst noch nicht gelöst, viele Experten aber erwarten für die kommenden Jahre eine sukzessive Erholung der Geschäfte, woraufhin viele Anleger die günstigen Kurse zum Einstieg genutzt haben.

Vor allem die von der wohl kommenden Bundesregierung forcierten Mega-Finanzierungen in den Bereichen Infrastruktur und Rüstung haben der Aktie auf die Sprünge geholfen. Denn die Salzgitter AG kann in beiden Bereichen profitieren.

Modernisierungsbedarf in der Infrastruktur: Salzgitter AG winkt Sonderkonjunktur

Erstens: die Infrastruktur. Die Salzgitter AG spielt eine wichtige Rolle als Werkstofflieferant für Infrastrukturprojekte in Deutschland. So bietet der Konzern unter anderem hochfeste Stähle für den Brückenbau. Die Tochter Ilsenburger Grobblech GmbH stellt zudem spezielle Grobbleche her, die derzeit beispielsweise zur Erneuerung der maroden Rader Hochbrücke im Nord-Ostsee-Kanal eingesetzt werden. Auch trägt der Konzern mit seinen Produkten zum Tunnelbau bei – etwa über Stützkonstruktionen.

In vielen dieser klassischen Infrastrukturbereiche gibt es in Deutschland erheblichen Modernisierungsbedarf. So wurden viele der heute noch in Betrieb befindlichen Brücken in den 1960er-Jahren gebaut und sind dementsprechend von Verschleiß geprägt. Dank des Schuldenpakets der wohl kommenden Bundesregierung dürfte der deutschen Stahlbranche eine neue Sonderkonjunktur blühen.

Turbo für grünen Stahl erwartet

Hinzu kommt, dass sich die Politik auch auf hohe Finanzierungen für Klimaschutzprojekte geeinigt hat. Zwar ist noch nicht klar, welche konkreten Projekte hiervon profitieren werden. Doch Experten sind sich sicher, dass auch der grüne Stahl dabei eine große Rolle spielen wird.

Hintergrund: Grüner Stahl wird hergestellt, indem fossile Brennstoffe wie Kohle durch grünen Wasserstoff ersetzt werden. Grüner Wasserstoff wiederum entsteht durch die Elektrolyse von Wasser, bei der erneuerbarer Strom aus Wind oder Sonne genutzt wird. In der Stahlproduktion wird dieser Wasserstoff eingesetzt, um Sauerstoff aus dem Eisenoxid zu entfernen. Bei jener Direktreduktion entsteht im Unterschied zur CO2-lastigen Kohleverbrennung lediglich Wasserdampf als Abgas, was die Klimabilanz der Stahlbranche massiv verbessert.

Die Grundvoraussetzung, damit die Grünstahlproduktion wirtschaftlich funktionieren kann, ist eine ausreichende Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff – und das zu möglichst günstigen Preisen. Dank des Mega-Schuldenpakets von Union und SPD dürfte die Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland signifikant ausgebaut werden, was letztendlich die Transformation der Salzgitter AG maßgeblich unterstützen dürfte.

Salzgitter AG hält an Grünstahl-Investitionen fest

Kein Wunder also, dass der Konzern daran festhalten will. Erst vor wenigen Tagen hat das Management zwar eine Ausweitung seines Sparprogramms angekündigt. Doch die geplanten Investitionen für den Aufbau der Grünstahlproduktion blieben unangetastet.

Aktuell laufen die Bauarbeiten für das Salzgitter-Projekt „Salcos“, das in 18 Monaten in Betrieb gehen soll. Das staatlich subventionierte Programm umfasst eine sukzessive Umstellung der Stahlproduktion auf das wasserstoffbasierte Verfahren.

Der Clou: Der dann hergestellte Stahl ist wesentlich klimaschonender als der klassische Werkstoff und kann zur Dekarbonisierung wichtiger Abnehmermärkte beitragen – etwa des genannten Infrastruktursektors, aber auch der Autobranche und der Windkraftindustrie. Gerade Windkraftanlagen benötigen große Mengen an Stahl, der bis dato aber einen sehr großen Klimafußabdruck vorweist. Über Grünstahl ließe sich somit die Windverstromung dekarbonisieren, was die Energiewende beflügeln würde.

Stahlkonzern will bei Rüstungs-Offensive mitmischen

Zweitens: die Rüstung. Deutschland wird in den nächsten Jahren gigantische Summen in die Modernisierung und den Ausbau der Bundeswehr investieren. Salzgitter-Chef Gunnar Groebler betonte inzwischen, dass der Stahlkonzern im Bereich Verteidigung deutlicher partizipieren wolle.

Demnach wird die Salzgitter AG künftig verstärkt spezielle Sicherheitsstähle für militärische Geräte sowie Rohre für Armeefahrzeuge produzieren. Um diese Produktionsumschichtungen zu koordinieren, habe man bereits eine Taskforce gegründet, so CEO Groebler.

Sie sehen also: Das vom Bund forcierte Mega-Schuldenpaket für Rüstung und Infrastruktur wird aller Voraussicht nach der Salzgitter AG stark zugutekommen. Damit stärkt die Politik gleichzeitig auch den Stahlstandort Deutschland, was mit Blick auf die geopolitischen Konflikte von strategischer Bedeutung ist.

EU will europäische Stahlindustrie stärker schützen

Hierzu gab es kürzlich auch von der EU Rückendeckung. So wird Brüssel seine protektionistischen Maßnahmen im Stahlbereich intensivieren, um den hiesigen Markt noch stärker vor Dumping-Einfuhren z.B. aus China zu schützen.

Hierfür werden die Schutzzölle auf importierten Stahl verlängert. Dadurch sollen die Stahlimporte in die EU insgesamt verringert werden, auch um die Preise und damit die Gewinnmargen der hiesigen Hersteller zu unterstützen. Brüssel sieht in diesen und weiteren Maßnahmen (z.B. Absenkung der Energiesteuern und zusätzliche Abgaben auf CO2-intensiven Stahl aus China) wichtige Schritte zum Erhalt der europäischen Stahlbranche.

Der zuständige EU-Kommissar Stéphane Séjourné betonte in dem Kontext, wie essenziell es sei, dass Europa eine eigene Stahlindustrie habe – gerade mit Blick auf die politisch heiklen Abhängigkeiten z.B. von China bei anderen Werk- und Rohstoffen. Durch die Stahl-lastige Rüstungsoffensive bekommt dieses Argument nun noch mehr Gewicht.

Mein Fazit für Sie

Auch wenn die Salzgitter AG operativ immer noch in der Krise steckt, hat sich die Perspektive der Aktie in den letzten Wochen deutlich aufgehellt. Meiner Meinung nach hat der Titel mittel- bis langfristig noch ordentlich Luft nach oben.

Um neue starke Kursschübe zu initialisieren, dürfte es zunächst aber konkretere Erfolgsmeldungen des Managements bezüglich Kosteneinsparungen, Effizienz, Gewinnperspektive und nicht zuletzt der von der wohl kommenden Bundesregierung geplanten Mega-Investitionen brauchen.

Als Anleger sollten Sie also Geduld mitbringen. Die grundlegenden Chancen jedenfalls stehen bei der Salzgitter AG und deren Aktie meiner Meinung nach aktuell so gut wie schon sehr lange nicht mehr.