Themenschwerpunkt Flutkatastrophe: Versorger vor immensen Herausforderungen
Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands hat enorme Flächen verwüstet. In einer Schneise von Trier am südwestlichen Rand von Rheinland-Pfalz bis nach Hagen im Ruhrgebiet wurden zahlreiche Dörfer überschwemmt. Wesentliche Teile der Infrastruktur sind zusammengebrochen. Aufräumarbeiten und Wiederaufbau werden Monate, teilweise auch Jahre andauern.
Direkte Auswirkungen hat die Katastrophe nicht nur auf zigtausende Menschen vor Ort, sondern auch auf unterschiedlichste Wirtschaftszweige. In dieser Woche sollen daher die verschiedenen Bereiche und Konzerne im Fokus stehen, für die die verheerenden Wassermassen unmittelbar spürbare Folgen haben werden.
Schwerpunkt: Versorger
Für die Menschen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten ist die Situation auch Tage später kaum zu begreifen. Einige Häuser sind eingestürzt, andere stehen nicht mehr auf stabilem Grund und müssen womöglich abgerissen werden. Doch auch für diejenigen, deren Haus noch bewohnbar ist, werden die kommenden Wochen und Monate eine große Herausforderung.
Einer der ersten Effekte, die die Wassermassen mit sich brachten, war der Zusammenbruch wesentlicher Infrastruktur. Mehr als hunderttausend Menschen waren tagelang von der Strom- und Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Noch immer konnte der Zugang nicht überall wiederhergestellt werden.
Das betrifft zum einen die beschädigten Stromtrassen und Versorgungsleitungen, deren Instandsetzung mehrere Wochen dauern wird. Die Gasleitungen einiger Orte werden wohl auch im Herbst noch unterbrochen sein. Ohne Heizung und Warmwasserzufuhr würden somit bei einem Kälteeinbruch weitere Häuser zumindest zeitweise de facto unbewohnbar.
RWE: Mehrere Kraftwerke direkt betroffen – Tagebau geflutet
Doch darüber hinaus ist der Energieversorger RWE auch an anderer Stelle direkt betroffen von den Unwetterschäden: In der Nähe von Eschweiler ist der Fluss Inden zum reißenden Strom angeschwollen, der Deich hat nicht standgehalten. Wasser ist in den Tagebau eingedrungen, das Kraftwerk Weisweiler konnte tagelang nur mit geringer Teilleistung betrieben werden.
Zudem befinden sich in der Eifel mehrere Laufwasserkraftwerke von RWE in stark von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten. Die Kraftwerke mussten komplett heruntergefahren werden, zum Teil ist noch unklar, wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann.
RWE Aktie stürzt unter 30 Euro – neuer Jahrestiefstwert
Der Konzern schätzt die Kosten für den durch die Katastrophe entstandenen Schaden auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Anleger ließen die RWE Aktie am Montag fallen, der Kurs durchbrach die charttechnisch wichtige 30-Euro-Linie nach unten und sackte fast 5 Prozent auf knapp 29 Euro ab.
In den kommenden Wochen und Monaten dürfte es in erster Linie um die Instandsetzung der beschädigten Infrastruktur gehen: Die Kraftwerke müssen wieder ans Laufen gebracht und die Versorgung der Menschen im Krisengebiet so schnell wie möglich sichergestellt werden.
Da so viele Dörfer von der unterbrochenen Stromversorgung betroffen sind und zugleich auch mehrere Brücken weggerissen wurden und Straßen nicht mehr befahrbar sind, werden sich die Reparaturarbeiten für den Versorger als Herausforderung darstellen – und für die Bewohner in den überfluteten Regionen als zermürbende Geduldsprobe.