RWE-Aktie: Kohlegeschäft rettet Neunmonatsbilanz!

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Kaum ein anderer Konzern hat den Zorn der Umwelt- und Klimaschützer in den letzten Jahren so stark auf sich gezogen wie der Energieversorger RWE. Bestimmt haben Sie den langwierigen Streit um den Hambacher Forst und den dortigen Kohletagebau noch in Erinnerung.

RWE trimmt sich auf grün

Was viele Aktivisten aber gerne ausblenden: RWE ist heute einer der führenden europäischen Anbieter von Strom aus Erneuerbaren Energien. Der Konzern investiert Milliardensummen in Windparks, Solarkraft, Batteriespeicher und Wasserstofftechnologien. Inzwischen macht der grüne Strom den größten Teil des RWE-Kerngeschäfts aus.

Bei der Offshore-Windkraft gilt der Konzern übrigens bereits als Nummer 2 der Welt. Vor der Küste Großbritanniens etwa plant RWE mit „Sofia“ ein gigantisches Projekt mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt. Rund 100 Turbinen sollen dort Mitte der 20er Jahre in Betrieb gehen. Und weitere Grünstrom-Wachstumsprojekte sollen folgen – in den USA, Europa sowie Australien.

Als Anleger sollten Sie das unbedingt auf dem Schirm haben. Denn die RWE-Aktie wird in den kommenden Jahren mehr und mehr zu einem „grünen“ Papier, das enormes Zukunftspotenzial in sich vereint. Natürlich handelt es sich dabei um einen Transformationsprozess, der nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann.

Kohlegeschäft rettet Neunmonatsbilanz

Bis dahin bleibt der umstrittene Brennstoff Kohle Teil des RWE-Portfolios. Und das muss nicht einmal so schlecht sein – zumindest aus ökonomischer Sicht. Schauen Sie sich einfach die neuen Bilanzzahlen des Konzerns an.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 erwirtschafteten die Essener ein bereinigtes Betriebsergebnis (EBIT) von 1,3 Milliarden Euro. Das ist eine Steigerung von etwa 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Als Ergebnistreiber erwies sich das klassische Geschäft mit Kohle und Kernenergie.

Im Berichtszeitraum betrug dessen EBIT 549 Millionen Euro – etwa viermal so viel als im Vergleichszeitraum 2020. RWE hat in den letzten Monaten von den hohen Preisen für Kohle profitiert. Trotz der Belastungen aus der Umsetzung des deutschen Kohleausstiegsgesetzes habe sich der Geschäftsbereich sehr gut entwickelt, so RWE. Für den Strom aus den Kohlekraftwerken habe man bessere Großhandelsmargen erzielen können. Ähnlich gut lief es demnach bei den Kernkraftwerken.

Energiehandel boomt

Stark präsentierte sich auch der Energiehandel. Über die Tochterfirma „Supply & Trading“ handelt der Konzern weltweit mit Strom, Gas, Rohstoffen und CO2-Emissionszertifikaten. Zwischen Januar und Ende September jedenfalls boomte das Geschäft.

Wegen einer außerordentlich guten Handelsperformance und einer verbesserten Ertragslage im Gasgeschäft steigerte man im Energiehandel das EBIT um 200 auf 574 Millionen Euro.

Ökostrom wegen Wetterkapriolen unter Druck

Bei den Erneuerbaren Energien allerdings sah es weit weniger rosig aus. Das Betriebsergebnis der Wind- und Solarkraft krachte in den ersten neun Monaten des Jahres deutlich ein. Vor allem im Onshore-Bereich musste RWE Federn lassen. Hier wies man gar ein negatives EBIT von -258 Millionen Euro aus.

Der Konzern begründet den Einbruch mit verschiedenen Wetterkapriolen – unter anderem mit der Jahrhundertkälte im Februar in Texas. Diese habe in Teilen der USA zu massiven Beeinträchtigungen der Energieversorgung geführt.

RWE hatte wegen Eisstürmen einige Windparks in Texas vorübergehend außer Betrieb nehmen müssen. Teilweise hatte man die Erzeugung jener Anlagen bereits auf Termin verkauft. Deshalb musste RWE Strom extern teuer zukaufen, um die Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Das ließ das Ergebnis der Sparte drastisch einbrechen.

Mein Fazit für Sie

Die Öko-Transformation von RWE ist zweifelsohne der richtige Weg – trotz der wetterbedingten Risikofaktoren. Dem Konzern bleibt angesichts des politischen Drucks auch kaum eine andere Wahl.

Dass man zuletzt ausgerechnet vom umstrittenen Brennstoff Kohle profitieren konnte, ist den Klimaschützern sicherlich ein Dorn im Auge. Dabei sollte man aber nicht übersehen, dass die Kohle zwar Gewinntreiber war, in Sachen Umsatz aber längst nur noch eine Randerscheinung ist. So kommt der RWE-Geschäftsbereich Kohle/Kernenergie nur noch auf ein Fünftel des Umsatzes des Onshore-Windsegments.

Das sorgt natürlich für Zukunftsfantasie an der Börse. Laut Marketscreener empfehlen die Analysten durchschnittlich den Kauf der RWE-Aktie mit einem Kursziel, das knapp 30 Prozent über dem Niveau von Montag liegt.

Die RWE-Aktie ist für Sie also durchaus einen Blick wert.