Rheinmetall Aktie an Dax-Spitze: Milliardenschwerer Regierungsauftrag in Sicht?

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Die Zeitenwende, sie ist auch im Dax angekommen: Gab es bei der Aufnahme von Airbus in die Top-Riege der deutschen börsennotierten Unternehmen noch kritische Stimmen, weil der Flugzeugbauer auch eine lukrative Rüstungssparte unterhält, wundert sich über Rheinmetall inzwischen niemand mehr.

Rheinmetall Aktie deutlich im Plus

Der Rüstungskonzern aus dem Rheinland ist ein relativ junges Mitglied in den Dax-40, läuft aber weitaus besser als viele traditionelle Dax-Werte. Seit Beginn des Jahres liegt der Kurs fast 40 Prozent im Plus und entwickelt sich damit stärker als die meisten anderen Dax-Titel.

Allein am heutigen Freitag stieg die Rheinmetall Aktie bis zum frühen Nachmittag um knapp 5 Prozent. Hintergrund ist die Aussicht auf einen neuen Munitions-Rahmenvertrag mit der Bundesregierung, der allerdings aus Berlin bislang nicht offiziell bestätigt wurde.

Rüstungskonzerne: Vom Saulus zum Paulus

Lange Jahre war die Börsenlandschaft in Deutschland bemüht, mehr auf Nachhaltigkeit zu setzen, Good Governance einzufordern, Diversity zu fördern und insbesondere Rüstungsgeschäften kritisch gegenüberzustehen. Von der einstigen Distanz ist nicht viel übriggeblieben. Die einst geächteten und stiefmütterlich behandelten Konzerne gelten als neue Heilsbringer.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der damit einhergehenden veränderten geopolitischen Ordnung ist die gefühlte Bedrohungslage eine andere. Die systemische Konfrontation zwischen Ost und West droht mit neuer Wucht zurückzukehren, ein Kalter Krieg 2.0 würde jedoch mit ganz anderen Waffen geführt.

Bundesregierung stellt Nationale Sicherheitsstrategie v or

Zwar gilt das Atomwaffenarsenal insbesondere der USA nach wie vor als entscheidende Abschreckung mit Blick auf eine etwaige Eskalation militärischer Auseinandersetzungen. Doch längst gelten Angriffe auf kritische Infrastrukturen, die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Energie oder auch digitale Spionage als zusätzliche Bedrohungslagen.

In diese Richtung zielt auch die Nationale Sicherheitsstrategie, die die Bundesregierung in dieser Woche in Berlin vorgestellt hat. Neben dem Verteidigungsministerium zeichnen weitere Ressorts für das Strategiepapier verantwortlich, das in der Geschichte der Bundesrepublik das erste seiner Art ist. Neben dem Kanzleramt waren das Verteidigungsministerium, das Außenministerium, das Innenministerium und auch das Finanzministerium in die Ausarbeitung eingebunden.

Regierung will Rüstungspolitik erneuern

Darin bekennt sich die Bundesrepublik zu ihren europäischen und transatlantischen Bündnissen, hebt die USA und Frankreich als besonders wichtige bilaterale Partner hervor und bezeichnet das „heutige Russland“ als „größte Bedrohung“. Das Verhältnis zu China ist ambivalent, die Volksrepublik wird zugleich als Partner wie auch als Rivale gesehen, mit dem es themenspezifisch Verhandlungen zu führen gilt.

Die Ausgaben für Rüstung und Verteidigung will die Bundesregierung anheben und möglichst schon im kommenden Jahr das Nato-Ziel von 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in diese Bereiche investieren. Auch mit Blick auf Rüstungsexporte in Partnerländer scheint die Regierung künftig großzügiger agieren zu wollen.

Rheinmetall-Chef: Rahmenvertrag noch vor der Sommerpause?

Kein Wunder also, dass Anleger auch am Freitag vermehrt bei Aktien von Rüstungskonzernen zugreifen und nicht nur der Rheinmetall Aktie ein kräftiges Plus bescheren. Rheinmetall-Chef Armin Papperger hatte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters zuvor die Erwartung geäußert, dass bereits in den kommenden 6 Wochen ein Munitions-Rahmenvertrag mit der Bundesregierung unterzeichnet und somit noch vor der parlamentarischen Sommerpause auf den Weg gebracht werden könnte.

Der zuständige Verteidigungsausschuss tagt planmäßig noch mindestens 2 Mal. Immer wieder hatten Vertreter der zuständigen Ministerien in den vergangenen Wochen ihre Absicht betont, die Ausgaben für Rüstung, Verteidigung und Bundeswehr ausweiten zu wollen.