Qiagen im Check: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

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Liebe Leserinnen und Leser,

Qiagen war einer der Corona-Profiteure, der zwar wichtig zur Bekämpfung der Pandemie war, in der breiten Öffentlichkeit im Unterschied etwa zu BioNTech oder Moderna aber eher weniger wahrgenommen wurde. Dabei haben viele von uns vielleicht sogar mehrfach auf die Produkte der BioTech-Firma zurückgegriffen – nämlich auf Schnelltests und PCR-Tests.

Das Virus jedenfalls hatte Qiagen einen gigantischen Geschäftsimpuls verpasst. Schauen Sie: 2020 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar. 2021 ging es dann noch einmal um 20 Prozent auf 2,25 Milliarden Dollar aufwärts.

Entsprechend schoss auch der Aktienkurs zwischen Anfang 2020 und Ende 2021 um etwa 60 Prozent nach oben.

2022: Qiagen muss Umsatzrückgang hinnehmen

Doch nun hat sich Blatt gewendet. Das Coronavirus hat an Schrecken verloren, die Testnachfrage ist rückläufig und ebenso das Geschäft von Qiagen. Wie das Unternehmen vor wenigen Tagen mitteilte, ist der Umsatz im Jahr 2022 wieder gesunken – auf 2,14 Milliarden Dollar.

Ein Belastungsfaktor war der im letzten Jahr starke US-Dollar. Die Firma mit deutscher Tradition und Hauptsitz in den Niederlanden erzielt einen Großteil ihrer Umsätze in der Region Americas und musste daher wegen Wechselkurseffekten bilanzielle Nachteile hinnehmen.

Aber auch operativ gab es Einschnitte, vor allem im Geschäft rund um das Coronavirus. Allein im vierten Quartal 2022 krachte der Umsatz in diesem Bereich bei konstanten Wechselkursen (CER) um 61 Prozent auf 66 Millionen Dollar ein. Qiagen musste eine deutlich reduzierte Nachfrage in der Covid-19-Produktgruppe einräumen. Kein Wunder also, dass auch der Gewinn des Konzerns im Gesamtjahr und in Q4 nach unten rutschte.

Warum es trotzdem besser lief als gedacht

Trotzdem: Die Zahlen sind gar nicht mal so schlecht. Denn die Firma hatte bereits in ihrer Prognose wegen der Corona-Flaute deutliche Abstriche in Aussicht gestellt und blieb nun oberhalb dieser Erwartungen. So hatte Qiagen für Q4 einen Umsatz von 520 Millionen Dollar (konstante Wechselkurse, CER) erwartet, erzielte jedoch 531 Millionen Dollar. Und auch der Nettogewinn fiel zwar um 28 Prozent auf 122 Millionen Dollar, damit aber ebenfalls weniger stark als befürchtet.

Der Grund: Qiagen ist weit mehr als Corona. Die BioTech-Firma bietet unter anderem Testverfahren für die Forschung, die molekulare Diagnostik und für die Pharmaindustrie. Das Portfolio umfasst beispielsweise Produkte und Automatisierungslösungen für die Probenentnahme von Nukleinsäuren und Proteinen.

Im Prinzip hilft Qiagen der BioTech- und Medizinbranche also dabei, Erkenntnisse aus biologischen Proben zu  gewinnen. Abgerundet wird das Ganze durch eine Software-Plattform, die den mehr als 500.000 Kunden bei der Interpretation der biologischen Daten hilft. Qiagen ist somit ein wichtiger Partner, wenn es darum geht, neue Arzneimittel und Behandlungsstrategien zu identifizieren.

Hoffnung auf Nicht-Covid-Geschäft

Und eben dieses Geschäft lief zuletzt abermals hervorragend. In Q4 stieg der Umsatz des Nicht-Covid-Produktportfolios um 15 Prozent auf 432 Millionen Euro. Sie sehen schon: Dieses Standbein ist wesentlich größer und bedeutender als die Corona-Tests und konnte deren Einbruch immerhin etwas abfedern.

Entsprechend sieht Qiagen trotz Corona-Flaute durchaus optimistisch in die Zukunft. Für 2023 erwartet die Firma einen Umsatz von 2,05 Milliarden Dollar (CER). Klar: Das wäre ein erneuter coronabedingter Rückgang. Das Geschäft mit Nicht-Covid-Produkten soll aber weiterhin im zweistelligen Prozentbereich zulegen.

Qiagen-Aktie: mein Fazit für Sie

Von einem massiven Geschäftseinbruch, wie er etwa für BioNTech erwartet wird, kann bei Qiagen also nicht die Rede sein. Einfach weil die Firma längst nicht so abhängig vom Coronavirus ist. Zudem erwarten einige Analysten, dass Qiagen in den kommenden Monaten die Geschäftsprognose für 2023 nach oben schrauben wird.

Das allein macht die Aktie aber noch nicht unbedingt lohnenswert. Erstens: Qiagen schüttet keine Dividende aus. Zweitens: In dem Papier ist längst viel Hoffnung auf das Nicht-Corona-Geschäft eingepreist. Die Aktie notiert derzeit mit 46,2 Euro in etwa auf dem Niveau der Covid-Hochzeit (Stand: 08.02.2023, 10:00 Uhr). Entsprechend ist das für 2023 prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) mit rund 22 Zählern nicht gerade überragend. Wollen Sie in die Qiagen-Aktie investieren, sollten Sie also entweder nach günstigeren Einstiegschancen Ausschau halten – oder eben Ihren Anlagehorizont langfristig ausrichten. Tatsächlich ist das Unternehmen sehr gut in der BioTech- und Pharmabranche verankert. Und auf lange Sicht handelt es sich hier allemal um einen starken Wachstumsmarkt, der auch abseits von Corona neue Akzente setzt.