Osram Aktie notiert über Österreich-Angebot
Der erste Anlauf war noch gescheitert, daraufhin hatte Osram eigentlich angekündigt, nun doch eigenständig bleiben zu wollen. Doch nun war der Halbleiterhersteller AMS im zweiten Versuch erfolgreich: Osram wird von den Österreichern übernommen.
Zwar stehen noch einige kartellrechtliche Genehmigungen aus, sodass mit einem Abschluss des Deals erst im kommenden Jahr gerechnet werden kann. Doch die weitaus größere Hürde als die Behörden stellten die Anleger dar. 55 Prozent der Anteilsscheine waren notwendig, um die Übernahme in die Wege zu leiten – doch Kleinanleger reagierten relativ verhalten auf die Offerte. Sie hielten zuletzt etwa ein Fünftel bis ein Viertel der Anteile.
Charmeoffensive bei Hedgefonds-Vertretern
Ein deutlich größeres Stück vom Kuchen lag bei verschiedenen Hedgefonds: Bis zu 45 Prozent der Osram Aktien waren in ihrem Besitz, und so richteten sich die massiven Kampagnen, die zum Abtreten der Anteilsscheine motivieren sollten, in den vergangenen Wochen und Monaten vor allem an eben jene Hedgefonds.
AMS-Chef Alexander Everke reiste persönlich um die Welt und führte Gespräche mit etlichen Vertretern, um sie von den Übernahmeplänen zu überzeugen. Auch Osram-Chef Olaf Berlien, der zuvor eigentlich den Fortbestand der Eigenständigkeit des Unternehmens propagiert hatte, ließ sich bei diesen Treffen ebenfalls zuschalten und warb für den Deal. Parallel versuchte man, auch den Kleinanlegern das Angebot von 41 Euro je Aktie schmackhaft zu machen.
Im Ergebnis hat die Charmeoffensive gefruchtet. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass AMS die 55-Prozent-Schwelle knacken konnte. Bis Weihnachten haben Osram-Aktionäre nun Zeit, in einer zweiten Phase ihre Anteile anzudienen.
Osram Aktien schießen in die Höhe
An der Börse wurde die Übernahme gefeiert, Osram Aktien schossen um mehr als 10 Prozent in die Höhe und notierten zuletzt oberhalb von 44 Euro. Damit lagen sie bereits deutlich über dem Angebot von AMS und notierten so hoch wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Die Papiere der Österreicher gaben hingegen leicht nach.
Während man sich auf Managementebene nun schon zu „Zukunftsgesprächen“ trifft und an der Börse weiterhin Sektlaune herrscht, macht sich die Belegschaft Sorgen. Gewerkschaft und Betriebsrat hatten sich bis zuletzt gegen die Übernahmepläne gewehrt, nun fordern sie Beschäftigungsgarantien, die über die bisherigen Zusagen hinausgehen. AMS hatte zugesichert, bis 2022 werde niemand fusionsbedingt seinen Arbeitsplatz verlieren. Ganz im Gegenteil: Gerade die deutschen Standorte sollen noch weiter gestärkt werden.
Gewerkschaft fürchtet Zerschlagung von Osram
Grund zur Sorge bereitet den Arbeitnehmervertretern allerdings das Finanzierungskonzept: AMS ist bereits hochverschuldet, Osram schrieb zuletzt seinerseits Verluste. Die Übernahme soll nun wiederum kreditfinanziert werden. Die Gewerkschaft fürchtet daher mittelfristig eine Zerschlagung der einstigen Siemens-Tochter.
Die Produktpalette beider Unternehmen ergänzt sich hingegen gut. Der Leuchtmittelhersteller und der Sensorik-Spezialist könnten in Sachen Zukunftstechnologien wegweisend werden.