Nordex: Hohe Nachfrage aber Profitabilitätsprobleme
Das vergangene Jahr war laut aktuellen Zahlen der Fachagentur Windenergie ein Spitzenjahr für den Windenergieausbau. Mehr als 3,5 Giga-Watt (GW) neu installierte und fast 7,5 GW genehmigte Leistung brachten 2023 einen deutlichen Schub für die Windenergie. Ende 2023 drehten sich in Deutschland rund 28.700 Windturbinen mit 60,9 GW Gesamtleistung.
Von diesem Boom profitierte auch der Hamburger Windenergie-Anlagenbauer Nordex, dessen Auftragseingang im Jahr 2023 um 16% gestiegen ist. Bevor ich im Detail auf die gute Auftragslage eingehe, möchte ich Ihnen das Unternehmen kurz vorstellen.
Nordex SE im Fokus
Die 1985 gegründete Nordex SE befasst sich mit der Entwicklung, Herstellung und Wartung von Windenergieanlagen im Onshore-Bereich. In einigen Märkten tritt Nordex auch als Projektentwickler auf. Seit dem Zusammenschluss mit Acciona Windpower im Jahr 2016 ist Nordex einer der größten Hersteller von Windenergieanlagen weltweit.
Aktuell liegt der Schwerpunkt des Hamburger Unternehmens auf Windenergieanlagen der 4+ bis 6+ Megawatt (MW)-Klasse (MW = Megawatt), die auf die Marktanforderungen von Ländern mit begrenzten Ausbauflächen und Regionen mit begrenzten Netzkapazitäten ausgelegt sind.
Nordex hat Produktionsstätten in Deutschland, Spanien, Brasilien, den USA, Indien und Mexiko. Dort fertigt das Unternehmen Maschinenhäuser, Rotorblätter und Betontürme. Darüber hinaus ist das Unternehmen mit Niederlassungen und Büros weltweit in mehr als 30 Ländern vertreten.
Die Hamburger Windenergiespezialisten haben bisher über 44 Gigawatt (GW) Windenergieleistung in mehr als 40 Ländern installiert. Aktuell beschäftigt das Unternehmen gut 9.000 Mitarbeiter. Hauptsitz von Nordex mit Sitz der Vorstände sowie der zentralen Konzernfunktionen ist Hamburg, der juristische Stammsitz ist in Rostock. Die Nordex-Aktie ist sowohl im Technologieindex TecDAX als auch im MDAX gelistet.
Gute Auftragslage in 2023
Nordex konnte seinen Auftragseingang im Jahr 2023 um 16% auf insgesamt 7,4 GW mit 1.270 Windturbinen steigern. Im Vorjahr hatte der Auftragseingang noch bei 6,3 GW mit 1.235 Windturbinen gelegen.
Insgesamt erhielt Nordex im vergangenen Jahr Bestellungen aus 23 Ländern mit einem durchschnittlichen Verkaufspreis in Euro je Megawatt Leistung (ASP) von 0,84 Mio. Euro/MW (2022: 0,84 Mio. Euro/MW). Auf Europa entfielen mit 19 Ländern 86% des gesamten Auftragseingangs. Die größten europäischen Einzelmärkte waren dabei Deutschland, die Türkei, Spanien und Schweden.
Die Region Lateinamerika verzeichnete mit Brasilien und Chile 8% des Auftragsvolumens. Auf die Region Nordamerika entfiel mit Kanada 4% der Aufträge. Die restlichen Aufträge mit einem Volumen von 2% kamen aus Südafrika.
Viele Aufträge im Schlussquartal 2023
Besonders stark war der Auftragseingang bei Nordex im 4. Quartal 2023: Hier wurden 420 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von knapp 2,5 GW in Auftrag gegeben. Das entspricht einem Anstieg von fast 30%.
Die meisten Aufträge des Schlussquartals 2023 kamen dabei aus Europa. So entfielen 92% der im 4. Quartal 2023 bei Nordex eingegangenen Aufträge auf europäische Staaten. Die restlichen 8% kamen aus außereuropäischen Regionen. Die größten Einzelmärkte im Schlussquartal waren Deutschland, Schweden und Spanien.
Der Aufwind bei den Aufträgen hat dem Kurs der Nordex-Aktie jedoch keine Flügel verleihen können. Insbesondere die gestiegenen Zinsen belasten die kapitalintensive Windkraft-Branche immer stärker. So dümpelt auch der Kurs der Nordex-Papiere seit Monaten auf einem niedrigen Niveau vor sich hin.
Auch wenn die aktuelle Steigerung der Auftragseingänge erfreulich ist, fährt Nordex schon seit Jahren operative Verluste ein. Und genau das ist auch der Grund dafür, dass die Nordex-Aktie trotz hoher Nachfrage und hoher Verkaufszahlen heute auf demselben Niveau notiert, auf dem sie bereits im Frühjahr 2019 notierte.