Munich Re rechnet mit mehr Großschäden durch Umweltkatastrophen
Um die 18 Grad waren es zum Jahreswechsel in Deutschland. Damit konnten bisherige Wärmerekorde für Silvester vielerorts eingestellt werden. Auch insgesamt zeigt sich das Winterwetter bislang vergleichsweise mild – sehr zum Verdruss der Wintersportler, die auf künstlich angelegten schmalen Schneestreifen, umringt von grünen Wiesen, ein einigermaßen skurriles Bild abgeben.
Globale Erwärmung: Trend setzt sich fort
All das folgt dem Trend der vergangenen Jahre: Es wird wärmer, der globale Klimawandel macht sich immer stärker bemerkbar. Mehr als 40 Grad rund ums Mittelmeer im Sommer sind ebenso keine Seltenheit wie weitgehend schneefreie Winter in Deutschland. In einigen Regionen der Republik gab es bislang erst wenige Tage mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Doch nicht nur das alltägliche Wetter verändert sich. Auch Naturkatastrophen nehmen zu: Sie werden einerseits häufiger und andererseits zugleich auch heftiger. In Deutschland können die Menschen entlang des Ahrtals davon ein Lied singen, wo im Sommer 2021 die Flutkatastrophe besonders heftig wütete. Mehr als 100 Menschen kamen damals ums Leben.
Munich Re spricht von „neuer Normalität“
Zumindest in Deutschland gab es 2022 kein vergleichbares Ereignis – doch die Wetterextreme und Umweltkatastrophen rund um den Globus haben sich auch im zurückliegenden Jahr deutlich bemerkbar gemacht. Das wird deutlich beim Blick auf die Schadensbilanz des Rückversicherers Munich Re. Demnach sind im vergangenen Jahr durch Stürme, Überschwemmungen, Waldbrände und Co. insgesamt Schäden in Höhe von 270 Milliarden Dollar entstanden. Das waren etwa 50 Milliarden Dollar weniger als noch 2021, dennoch spricht man auch bei dem Dax-Konzern aus München von einem fortdauernden Trend: Die vergangenen 5 Jahre waren demnach besonders schadenintensiv, immer wieder entstehen Schäden in dreistelliger Milliardensumme.
So auch 2022: Die teuerste Umweltkatastrophe war einmal mehr ein schwerer Hurrikan, der im September die US-Ostküste traf. „Ian“ verursachte Schäden in Höhe von 100 Milliarden Dollar, rund 60 Milliarden davon waren versichert. Von den Gesamtschäden des Jahres durch Naturkatastrophen, die sich auf weltweit 270 Milliarden Dollar summierten, waren etwa 120 Milliarden versichert.
Die Branche müsse sich darauf einstellen, dass dies die neue Normalität sei, so Munich Re. In Zukunft werde es voraussichtlich immer häufiger der Fall sein, dass die Schwelle von 100 Milliarden Dollar bei den versicherten Schäden überschritten werde.
Munich Re Aktie setzt Rally auch nach Jahreswechsel fort
Aktien des Rückversicherers sind stark ins neue Jahr gestartet: Seit Anfang Januar konnte der Kurs um rund 6 Prozent zulegen. Damit setzt die Munich Re Aktie ihren monatelangen Erfolgskurs fort: In den vergangenen sechs Monaten ist der Wert der Aktie um 45 Prozent in die Höhe geschnellt und entwickelte sich damit weit besser als die meisten anderen Werte im eher schwierigen Börsenjahr 2022.
Analysten zeigten sich für 2023 zuversichtlich: Das Analysehaus Jefferies sowie die Privatbank Berenberg haben jeweils ihre Kaufempfehlungen und Kursziele (320 Euro beziehungsweise 324 Euro) Anfang Januar bekräftigt. Die Deutsche Bank und auch die kanadische Bank RBC beließen ihre Einstufungen zwar auf „neutral“, hoben aber jeweils das Kursziel an von 270 auf 290 Euro (Deutsche Bank) und von 290 auf 344 Euro (RBC). Zuletzt war das Papier nach der jüngsten Rally für gut 320 Euro zu haben.