Mister Spex: Online-Brillenhändler mit erfolgreichem Börsenstart
Konkurrenz für Fielmann und Apollo Optik: Mit Mister Spex hat am vergangenen Freitag ein Brillenhändler den Sprung aufs Börsenparkett gewagt, der einiges anders macht als die etablierten Platzhirsche mit ihrem engmaschigen Filialnetz.
Mister Spex unterhält gerade einmal 42 Niederlassungen, kooperiert dafür aber mit stationären Partnern. Das Hauptgeschäft läuft virtuell: Kunden können aus rund 100 Brillenmarken und zahlreichen Gestellen auswählen, sie können ein eigenes Foto hochladen und die Brillenmodelle so bereits online „anprobieren“, sie können sich Muster nach Hause liefern lassen, um dort ganz in Ruhe alle möglichen Modelle tatsächlich auf die Nase zu setzen – und all das ohne Mengenbegrenzungen oder versteckte Kosten, wie das Berliner Start-up betont.
Onlinehandel auch für Brillengeschäft immer wichtiger
Die Brille kaufen und individuell einstellen lassen können die Kunden bei einem der zahlreichen niedergelassenen Partner von Mister Spex oder in einer der Eigenfilialen. Das Geschäftsmodell ist nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil Fielmann und Apollo Optik den Online-Vertriebsweg lange vernachlässigt und geradezu stiefmütterlich behandelt haben.
Nun aber wird der Onlinehandel auch für Brillenanbieter immer wichtiger: Zum einen haben sich die Shoppinggewohnheiten der Menschen in den vergangenen zwei Jahrzehnten grundlegend verändert, Kunden sind es gewohnt, rund um die Uhr und an jedem Wochentag bequem von der heimischen Couch aus alles bestellen zu können und innerhalb kurzer Zeit an die Tür geliefert zu bekommen. Zum anderen hat die Pandemie mit ihren teils monatelangen Ladenschließungen den Onlinebereich zusätzlich befeuert.
Mister Spex profitiert vom Online-Boom
Zwar läuft der Brillenhandel bislang noch überwiegend analog: Lediglich rund 13 Prozent des Umsatzes werden über digitale Vertriebswege erzielt. Doch die Tendenz ist klar steigend, zumal eine jüngere Generation von künftigen Brillenträgern nachwächst, die mit dem Onlineshopping als Selbstverständlichkeit aufgewachsen ist und dementsprechend weniger Berührungsängste haben dürfte als die heutige Seniorengeneration.
Davon profitiert in erster Linie Mister Spex, wie die Zahlen der vergangenen Jahre eindrücklich unter Beweis stellen: Das 2007 gegründete Unternehmen kann seit geraumer Zeit mit zweistelligen Wachstumsraten aufwarten. Im vergangenen Jahr lag das Umsatzplus bei 18 Prozent, der Jahresumsatz belief sich auf 164 Millionen Euro und der operative Gewinn auf 7 Millionen Euro.
Mister Spex Aktie: Anleger greifen zu
Anleger jedenfalls zeigten sich zum Auftakt an der Börse überzeugt vom Potenzial des Unternehmens und seiner Aktie: Der Ausgabepreis lag bei 25 Euro, die Erstnotiz am Freitag bereits 38 Cent darüber. Insgesamt brachte der Börsengang rund 375 Millionen Euro an frischem Kapital für das Unternehmen und damit etwas weniger als ursprünglich angestrebt.
Für die Zukunft hat man sich bei Mister Spex einiges vorgenommen. Ganz oben auf der To Do Liste steht die Expansion, wobei auch internationale Märkte stärker als bislang erschlossen werden sollen. Aktuell ist Mister Spex in zehn Ländern aktiv, aber nur drei der 42 Eigenfilialen befinden sich im Ausland. Beides soll sich in den kommenden Jahren ändern, man will hoch hinaus – und sich als Marktführer in seinem Geschäftssegment etablieren.