Wirbel um Lufthansa Aktien: Staatsbeteiligung zum Schleuderpreis?

Inhaltsverzeichnis

Wieviel ist das Tafelsilber wert? Als solches wurde dieser Tage die Lufthansa von Seiten des Bundeswirtschaftsministeriums betitelt. Etliche Arbeitsplätze hängen an der Traditionsairline, die gerade vor einer der tiefsten Krisen ihrer Unternehmensgeschichte steht.

Dennoch gestaltet es sich offenbar schwierig, ein geeignetes staatliches Rettungspaket zu schnüren, mit dem die Fluggesellschaft in der Zeit der Corona-Pandemie finanziell unterstützt werden kann. Die Lufthansa braucht Geld, dringend und viel, das machte Vorstandschef Carsten Spohr zuletzt immer wieder deutlich.

Kein Durchbruch in Verhandlungen

Ein Durchbruch in den Verhandlungen ist bislang trotzdem nicht in Sicht. Es geht um eine Summe von gut 9 Milliarden Euro, die der Bund bereitstellen soll, um die Airline zu retten. Ein solcher Griff in die Steuerkasse ist sinnvollerweise mit Auflagen versehen. So soll zum Beispiel bis auf Weiteres keine Dividende mehr ausgezahlt werden.

Doch der Bund will mehr als nur das. Geplant ist eine Kapitalerhöhung durch die Ausgabe neuer Anteilsscheine. Medienberichten zufolge will die Regierung allerdings lediglich 2,56 Euro je Aktie investieren. Am Parkett wurde das Papier zuletzt noch zu einem Kurs von knapp 8 Euro gehandelt, also einem Vielfachen dessen, was der Bund auszugeben bereit ist. Angestrebt ist ein staatlicher Anteil von bis zu 25 Prozent.

Lehren aus der Finanzkrise

Dass die Regierung auf einen Ausgabekurs weit unterhalb der Marktbewertung abzielt, hat nicht zuletzt mit Erfahrungen aus der Vergangenheit zu tun. Vor rund zehn Jahren, im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, war der Staat der Commerzbank zur Seite gesprungen. Ein Teil der damals erworbenen Aktien wurde inzwischen wieder verkauft – mit Verlusten.

De facto wurden hier also Steuermilliarden in ein Verlustgeschäft gepumpt. Das will man nun vermeiden, indem der Kaufpreis so gering angesetzt wird, dass bei einem künftigen Verkauf ein Gewinn für die Staatskasse herausspringt.

In wenigen Wochen vom Erfolgskonzern zum Insolvenzfall

Die Verhandlungen dauern weiter an, unterdessen verbrennt die Lufthansa weiterhin Kapital. Konzernschätzungen zufolge macht die Airline derzeit eine Million Euro Miese – pro Stunde. Scheitert die Staatsbeteiligung, müsste das Unternehmen wohl ein Schutzschirmverfahren in Anspruch nehmen, eine Art Vorstufe zur Insolvenz.

Damit liefert die Lufthansa ein erschreckendes Beispiel dafür, wie anfällig selbst sonst verlässlich erfolgreiche Traditionsunternehmen durch die Corona-Krise geworden sind. Wenige Wochen des Lockdowns genügen, um Konzerne, die in den vergangenen Jahren noch Milliardengewinne erwirtschaftet haben, vor existenzielle Probleme zu stellen.

Die Luftfahrtbranche war als eine der ersten durch die Pandemie betroffen, nachdem internationale Reiseverbindungen vehement zusammengestrichen wurden. Deutlich über 90 Prozent der Lufthansa-Flotte stehen seit März am Boden, der Kranich darf nicht fliegen – und kann es aus eigener Kraft wohl auch schon bald nicht mehr.