Steigt die Lufthansa bei Alitalia-Nachfolgerin ein?

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Die Wirtschaft ist nach dem pandemiebedingten Einbruch 2020 inzwischen auf Erholungskurs – doch der wird spürbar ausgebremst durch die Lieferkettenprobleme. Rund um den Globus knirscht es im eng getakteten und umfassend verwobenen Lieferkettennetz, Produktionsengpässe und Materialmangel kommen noch erschwerend hinzu.

Umso wichtiger ist es für alle Beteiligten, dass die Ware, die geliefert werden kann, möglichst schnell von A nach B gelangt. Hier profitiert vor allem die Luftfracht: Zeitkritische Lieferungen gelingen per Flugzeug am schnellsten, sind aber in aller Regel auch teurer als der Transport per Containerschiff oder auf dem Landweg per Güterzug oder Lkw.

Luftfracht profitiert von hoher Nachfrage

Airlines profitieren seit Beginn der Pandemie von einer steigenden Nachfrage im Frachtsegment, das erhöhte Frachtaufkommen kann Einnahmeausfälle, die durch eine geringe Auslastung im Passagierverkehr entstehen, zumindest teilweise kompensieren. Zudem können für den Frachttransport inzwischen deutlich höhere Preise aufgerufen werden als noch vor Beginn der Pandemie – die Inflation macht auch hier nicht Halt.

So verzeichnete die Lufthansa mit ihrer Cargo-Sparte zuletzt neue Rekorde, die selbst die Vor-Corona-Jahre übertreffen konnten, während der Passagierverkehr noch erheblich hinterherhinkt. Doch auch hier rechnen Experten mit einer anhaltenden Erholung auch im neuen Jahr, wobei Ziele, die per Kurz- oder Mittelstreckenflug erreichbar sind, bei Passagieren besonders hoch im Kurs stehen, während die Langstrecke noch unter geringerer Nachfrage leidet.

Luftfahrtverband fordert Lockerungen von Corona-Reiseregeln

Der internationale Luftfahrtverband IATA forderte in der vergangenen Woche die Regierungen dazu auf, die Reisebeschränkungen im Flugverkehr zu lockern. Die sich ständig ändernden und zudem länderspezifisch unterschiedlichen Bestimmungen über Einreisevoraussetzungen, Testpflichten und Quarantäneregelungen machen die Auslandsreise zum Papierkrieg – für deutsche Urlauber vor allem dann, wenn Ziele außerhalb der EU angesteuert werden.

Sich über die jeweils aktuell geltenden Regelungen zu informieren und die Umsetzung zu gewährleisten, kostet Zeit und Nerven – für die Reisenden wie auch für die Beschäftigten der Airlines und Flughäfen. Laut IATA ist der wirtschaftliche Schaden enorm, bei vergleichsweise geringer Wirkung im Hinblick auf die Eindämmung des Infektionsgeschehens. Nachdem etwa Frankreich und Großbritannien ihre Einreiseregeln zuletzt gelockert hätten, sei es nun an der Zeit, auch andernorts zur Normalität zurückzukehren.

Passagierluftfahrt erholt sich langsam, aber stetig

Weltweit erreichte die Passagierluftfahrt laut IATA im vergangenen Jahr rund 42 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019, im ersten Jahr der Pandemie lag dieser Wert – gemessen nach Personenkilometern – bei gerade einmal 34 Prozent. Monatelang ging damals im grenzübergreifenden Personenverkehr so gut wie gar nichts mehr, allein die Luftfracht sorgte noch für ein bisschen Umsatz in der Kasse der Airlines.

Dieser Umsatz hat sich zuletzt deutlich gesteigert: Im Vergleich zum Dezember 2019 sind die Frachtpreise im Dezember 2021 um 150 Prozent gestiegen. Wirtschaftliche Erholung und Lieferkettenprobleme sorgen für höhere Nachfrage und damit steigende Preise.

Containerschiff-Weltmarktführer plant Einstieg bei ITA

Das ruft unterdessen auch neue Player auf den Markt: Immer häufiger ist in den vergangenen Jahren zu beobachten, dass sich Unternehmen aus dem Bereich der Containerschifffahrt für Luftfracht oder auch Speditionen interessieren.

Für Schlagzeilen sorgen zurzeit die Pläne des italienischen Privatunternehmens MSC. Der Weltmarktführer im Bereich Containerschifffahrt plant offenbar, in die italienische Fluggesellschaft ITA – Nachfolgerin der Alitalia – einzusteigen, und zwar gemeinsam mit der Lufthansa.

Lufthansa streckt Fühler nach Bella Italia aus

MSC will mit dem Schritt offenbar sein Portfolio ausweiten und Kunden neben der Schifffracht auch den Transport per Flugzeug aus eigener Hand anbieten können. Weil man sich aber in der Luftfahrtbranche bis dato nicht auskennt und dort nicht Fuß gefasst hat, ist ein Kooperationspartner vonnöten.

Die Lufthansa ihrerseits hat vor allem Interesse daran, in den lukrativen italienischen Markt einzusteigen, der bislang von Billiganbietern wie Ryanair dominiert wird. Mit einem Einstieg bei ITA könnten attraktive Verbindungen für Touristen wie auch Businesskunden gestärkt werden, etwa mit einer engeren Verknüpfung von Flughäfen wie Rom oder Mailand an europäische Verkehrsknotenpunkte wie Frankfurt, München oder Zürich.

Neue Bundesregierung muss zustimmen

Ob es allerdings tatsächlich etwas wird mit dem Engagement der Lufthansa in Italien, wird wohl nicht zuletzt davon abhängig sein, welchen Preis die italienische Regierung für die Airline aufruft. Gerüchten zufolge dürfte sich der Kaufpreis in einer Spanne zwischen 700 Millionen und 1,4 Milliarden Euro bewegen.

Zudem hat auch die deutsche Bundesregierung bei einem solchen Deal noch ein Wörtchen mitzureden: Der deutsche Staat ist nach wie vor an der Lufthansa beteiligt, nachdem der Bund kurz nach Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 mit milliardenschweren Hilfen die Airline vor dem Bankrott gerettet hatte.