Ryanair enttäuscht – ist Lufthansa jetzt die bessere Airline-Aktie?
Viele Menschen in Deutschland dürften froh sein, dass Ryanair Frankfurt am Main direkt anfliegt und man nicht mehr ins abgelegene Hahn fahren muss, das 80 Minuten und 125km von Frankfurt entfernt liegt, aber trotzdem mitunter Frankfurt/Hahn genannt wird.
Nicht nur Frankfurter kommen leichter zum Frankfurter Flughafen. Über die gute Schienenanbindung sind z.B. auch Kölner in weniger als einer Stunde am Flughafen.
Deutlich weniger begeistert ist die Lufthansa, die Frankfurt als Drehkreuz nutzt und jetzt sogar am eigenen Kernstandort mit den britischen Billigfliegern konkurrieren muss.
Wie sich der neue Standort auf Ryanairs Gewinnrechnung auswirken wird, ist noch nicht bekannt. Das Unternehmen fliegt erst seit Januar Frankfurt an. Es liegen aber bereits die Zahlen zum abgelaufenen Quartal vor – noch ohne Frankfurt – und die waren schlecht.
Die Überkapazitäten knabberten an Ryanairs ohnehin niedrigen Ticketpreisen. Durchschnittlich 17% günstiger reiste ein Ryanair-Kunde im letzten Quartal 2016 verglichen mit dem Vorjahresquartal. Ryanair kompensierte diesen Preisrückgang jedoch mit um 17% gestiegenen Passagierzahlen.
Kein Problem wäre das, wenn Ryanair einfach mehr Passagiere in die Flugzeuge gequetscht hätte. Die Kosten wären dann kaum gestiegen. Doch Ryanair musste wohl auch zusätzliche Maschinen fliegen lassen, denn der Gewinn ging trotz fast unverändertem Umsatz um 8% zurück.
Ryanair leidet auch unter dem schwachen Pfund
Aber zumindest verdient Ryanair überhaupt noch Geld. Das kann nicht jede Airline von sich behaupten. Ein weiteres Problem für Ryanair könnte das schwache Pfund werden. Sowohl Flugzeuge als auch Kerosin werden in US-Dollar gehandelt.
Gleichzeitig wird aber ein nennenswerter Anteil der Umsätze in britischen Pfund erzielt, für die die Briten auf dem Weltmarkt weniger US-Dollar bekommen. Das schwache Pfund steigert also mittelfristig die Kosten, selbst wenn sich die Preise für Kerosin und Flugzeuge auf dem Weltmarkt nicht ändern sollten.
Ein ähnliches Problem haben natürlich auch die Airlines vom Kontinent. Der Euro ist auch nicht gerade eine Ausgeburt von Stabilität. Global agierende Airlines wie Lufthansa erzielen aber wenigstens noch Umsätze außerhalb Europas. Ryanair tut das fast gar nicht.
Ein weiterer Trend könnte Ryanair zu schaffen machen. Die Angebote der Airlines gleichen sich langsam einander an. Während Lufthansa und Co. neue Angebote im Billigsegment schaffen, während Billigflieger sich auch an anspruchsvollere Kunden wenden.
Vorbild dafür dürfte die US-amerikanische Airline Southwest sein. Das ist ein lupenreiner Billigflieger, der trotzdem einiges an Service zu bieten hat, wenn man bereit ist zu zahlen.
Während Ryanair durch weitere Kosteneinsparungen profitabel bleiben will, könnte die Lufthansa durch eine vertiefte Kooperation oder sogar Fusion mit Etihad Effizienzpotentiale heben.
Ich selbst halte von Luftfahrt-Aktien derzeit wenig. Wenn es denn aber eine Aktie aus der Branche sein soll, würde ich derzeit eher Lufthansa als Ryanair wählen. Bei der Lufthansa ist für mich derzeit mehr Phantasie drin in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Etihad.
Profiteure des Preiskampfes der Airlines könnten übrigens Boeing und Airbus sein. Denn je stärker der Preisdruck ist, umso eher könnten Airlines alte, verbrauchsstarke Flugzeuge gegen modernere mit deutlich niedrigerem Verbrauch tauschen.
Der Trend könnte außerdem wieder zu größeren Flugzeugen gehen. Denn je mehr Passagiere pro Flug befördert werden, umso niedriger sind die Kosten pro Kunde.