Lufthansa vor Kapitalerhöhung: Aktionäre erleichtert

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Wenige Tage vor der Bundestagswahl gibt es Bewegung bei der Lufthansa. Die Airline war eines der ersten Unternehmen, die im vergangenen Jahr zu Beginn der Corona-Pandemie durch staatliche Hilfsmilliarden vor dem Bankrott gerettet wurden. Nun will die Kranichlinie auch zu den ersten Unternehmen zählen, die eben jene Staatshilfen zurückzahlen.

Lufthansa bringt Kapitalerhöhung auf den Weg

Dazu hat die Lufthansa eine bereits seit Monaten angekündigte Kapitalerhöhung auf den Weg gebracht. Mit diesem Schritt sollen insgesamt rund 2,1 Milliarden Euro eingenommen werden. Die Summe wird vollständig garantiert, unter anderem durch ein Bankenkonsortium aus 14 Geldinstituten. Darüber hinaus haben auch mehrere Investmentfonds sowie sämtliche Lufthansa-Vorstände zugesagt, sich an der Kapitalerhöhung zu beteiligen.

Neben Hilfskrediten hatte der Bund die Lufthansa auch mit mehreren Stillen Einlagen unterstützt. Allerdings hatte die Airline nur auf einen Teil der insgesamt 5,7 Milliarden Euro, die die Regierung zur Verfügung gestellt hatte, zurückgreifen müssen.

Staatshilfen werden noch in diesem Jahr zurückgezahlt

Ein erster Anteil soll nun mit Hilfe der Kapitalerhöhung zurückgezahlt werden, weitere Staatshilfen bis Ende des Jahres. Zurzeit hält der Bund noch rund 16 Prozent der Anteile an der Lufthansa über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), der zu Beginn der Pandemie aufgelegt wurde, um wirtschaftlich wichtigen Unternehmen durch die Krise zu helfen.

Bereits im August hatte die Bundesregierung ein größeres Aktienpaket abgestoßen und die zuvor 20-prozentige Beteiligung an der Lufthansa um knapp ein Viertel reduziert. Für den Bund unterm Strich ein lohnendes Geschäft: Erworben hatte man das Aktienpaket einst für 300 Millionen Euro. Zum Zeitpunkt des Verkaufs war der Wert der Anteile bereits auf mehr als 1 Milliarde Euro gestiegen.

Luftfahrtbranche weiterhin schwer angeschlagen

Der Aktienkurs der Lufthansa ist seit Beginn der Pandemie immer wieder stark unter Druck geraten. Die Reisebranche insgesamt hatte besonders stark gelitten unter den Beschränkungen. Strenge Quarantänevorschriften und zeitweise geschlossene Grenzen hielten sowohl private Urlauber als auch Geschäftsreisende – die die eigentliche Kernzielgruppe der Lufthansa bilden – davon ab, Flüge zu buchen.

Die Luftfahrt kam fast vollständig zum Erliegen, nicht einmal 10 Prozent der Flüge aus dem Vorkrisenjahr 2019 wurden zwischenzeitlich durchgeführt. Mittlerweile geht es allerdings wieder aufwärts, nicht zuletzt dank der fortschreitenden Impfkampagne. Für das Gesamtjahr 2021 rechnet nun auch die Lufthansa mit etwa 40 Prozent der Auslastung im Vergleich zu 2019.

Kaum Nachfrage für Langstreckenflüge

Dafür hat sich die Airline allerdings auch stark verbogen – und insbesondere in der Sommersaison etliche touristische Reiseziele ins Programm aufgenommen, die normalerweise der Tochtergesellschaft Eurowings oder aber Konkurrenten wie Tui oder Condor überlassen werden. Allerdings erholt sich die Nachfrage nach Reisen, die mit Kurz- oder Mittelstreckenverbindungen zu erreichen sind, deutlich schneller als die Langstrecke.

Während in Südostasien je nach Staat sehr unterschiedliche Einreisebedingungen vorherrschen, hatten die USA ihre Grenzen bereits zu einem frühen Zeitpunkt in der Pandemie weitgehend dichtgemacht. Explizit durften Reisende, die sich innerhalb der vorangegangenen 14 Tage in der Europäischen Union oder Großbritannien aufgehalten hatten, nicht in die Vereinigten Staaten einreisen. Lediglich für US-Staatsbürger, Inhaber einer Green Card sowie deren nahe Familienangehörige gab es Ausnahmeregelungen.

US-Regierung stellt Aufhebung des Einreiseverbots in Aussicht

Das Einreiseverbot wurde noch unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump erlassen, sein Nachfolger Joe Biden hielt die Regelungen jedoch weiterhin aufrecht – bis jetzt. Nachdem europäische Staaten ihrerseits zuletzt die Einreiseregeln für US-Bürger gelockert hatten, will nun offenbar auch die US-Administration entsprechende Schritte einleiten. So soll zumindest vollständig gegen Covid-19 geimpften Reisenden mit entsprechendem Nachweis und aktuellem negativem Corona-Test ab November die Einreise wieder gewährt werden.

Eine gute Nachricht für die gesamte Reisebranche, insbesondere aber auch für die Lufthansa, die in ihrem Streckennetz normalerweise etliche US-Ziele anfliegt. Dennoch geht man in Frankfurt von einer eher langsamen Erholung der Luftfahrtbranche aus. Erst zur Mitte des Jahrzehnts rechnet die Lufthansa wieder mit einer Auslastung auf Vorkrisenniveau. Die 14 Riesenjets vom Typ A380, die mehr als 500 Reisende befördern können, wurden mittlerweile eingemottet. Der letzte Flieger dieses Modells aus der Lufthansa-Flotte parkt seit der vergangenen Woche im spanischen Teruel. Bis auf weiteres plant die Lufthansa offenbar nicht, ihre A380-Jets wieder in Betrieb zu nehmen.

Lufthansa setzt auf Transformationsprozess

Insgesamt setzt die Airline laut Vorstandschef Carsten Spohr nun auf einen Transformationsprozess. Dazu wurde nicht nur die Flotte verkleinert, sondern auch die Belegschaft schrumpfte um 30.000 auf nun nur noch rund 110.000 Beschäftigte.

Das Zeitfenster für die Kapitalerhöhung beginnt am morgigen Mittwoch. Vom 22. September bis zum 5. Oktober werden Anlegern die neuen Anteilsscheine im Bezugsverhältnis 1:1 angeboten zu einem Bezugspreis von 3,58 Euro.

Lufthansa Aktie zu Wochenbeginn zweistellig im Plus

Während Kapitalerhöhungen am Markt üblicherweise nicht gut ankommen, weil sie den Wert der einzelnen Aktien verwässern, sorgte die Nachricht in diesem Fall für Erleichterung am Parkett. Denn es liegt im Interesse aller Beteiligten, dass die Lufthansa die staatliche Beteiligung so schnell wie möglich wieder los wird.

Das liegt zum einen an den Zinsen, die mit fortdauernder Laufzeit ansteigen. Zum anderen aber will man auch die unternehmerische Autonomie zurückgewinnen, um sich am Konsolidierungsprozess der Luftfahrtbranche beteiligen zu können: Übernahmen schwächelnder Konkurrenten sind nicht möglich, solange der Bund mit an Bord ist.

Die Lufthansa Aktie legte dementsprechend zum Wochenauftakt kräftig zu und notierte auf Wochensicht zeitweise mehr als 10 Prozent im Plus. Zuletzt war das Papier, das im vergangenen Jahr vom Dax in den MDax abgestiegen war, für gut 8,50 Euro zu haben.