Lufthansa verärgert Regierung mit Boni-Plänen

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Wer Staatshilfen empfängt, darf in dieser Zeit keine Boni an Manager oder Dividenden an Anleger zahlen – so hat es die Bundesregierung festgelegt, als sie den Wirtschaftsstabilisierungsfonds, kurz WSF, im Frühjahr 2020 auf den Weg brachte.

Luftfahrtbranche von Pandemie hart getroffen

Damals schlug die Pandemie mit voller Härte zu, wochenlang herrschte Stillstand im Land, von einem Tag auf den anderen gerieten eigentlich gesunde Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage. Besonders hart getroffen war seinerzeit die Luftfahrtbranche: Sie wurde besonders abrupt und drastisch heruntergefahren, und es dauerte wesentlich länger als in den meisten anderen Wirtschaftszweigen, bis sich hier eine allmähliche Lockerung der Beschränkungen abzeichnete.

Bis heute kommt die Branche noch nicht auf die Fluggastzahlen des Vorpandemiejahres 2019, nähert sich aber allmählich dem alten Niveau wieder an: Zuletzt gaben mehrere europäische Airlines an, zwischen 80 und 90 Prozent ihrer früheren Kapazität zu fliegen oder dies in den kommenden Monaten abzusehen.

Lufthansa: Aufsichtsrat beschließt Bonuszahlungen – auch für 2021

Exemplarisch wird die Misere der Branche in Deutschland am Beispiel der Lufthansa. Die stolze Traditionsairline stürzte aus einem echten Höhenflug ab in die existenzielle Bedrängnis, wurde aus dem Dax in den MDax zurückgestuft und vom Bund mit milliardenschweren Hilfsleistungen vor der Pleite bewahrt. Die Regierung übernahm 20 Prozent der Anteile und vergab außerdem großzügige Kredite, stellte dafür aber auch Spielregeln auf – wie eben jene, dass während laufender staatlicher Hilfsmaßnahmen keine Dividenden- oder Bonuszahlungen stattfinden dürfen.

Daran hat sich die Lufthansa gehalten, inzwischen sind die staatlichen Gelder vollständig zurückgezahlt. Der Bund hat mit dem Verkauf seines Aktienpakets sogar satte Gewinne eingefahren. Nun aber könnte es doch noch zu einem Nachspiel kommen. Denn offenbar plant die Airline, der Top-Riege des Managements doch noch Boni auszuzahlen – aber eben erst später. Konkret sollen für 2021 und 2022 entsprechende Zahlungen in Millionenhöhe gewährt werden, die allerdings erst ab 2025 zur Auszahlung kommen würden. So hat es der Aufsichtsrat des Konzerns Anfang Dezember laut Medienberichten beschlossen.

Regierung gegen zeitverzögerte Bonuszahlungen

Das sieht man in Berlin nicht gern. Genauer gesagt betonte Regierungssprecher Steffen Hebestreit vor wenigen Tagen, ein solches Vorgehen widerspreche der Auffassung der Bundesregierung. Man halte eine Ansammlung und spätere Auszahlung von Managerboni für die betreffenden Zeiträume für einen Verstoß gegen die Vereinbarungen, die mit dem Hilfspaket einhergingen.

Das riecht nach Präzedenzfall: Es dürften sich wohl einige Juristen damit befassen, welche Seite hier im Recht ist – ob es also um eine allgemeine Bonussperre für die Zeit der staatlichen Hilfen geht oder lediglich eine Auszahlung in dieser Zeit nicht gestattet ist. Auch andere Unternehmen dürften dieses Verfahren mit Interesse beobachten, denn die Lufthansa ist nur eine von vielen, die im Zuge der Pandemie staatliche Hilfen empfangen haben.

Lufthansa Aktie im Aufwind – Tourismusbranche auf Erholungskurs

Im Kerngeschäft geht es für die Lufthansa unterdessen wieder kräftig aufwärts. Zwar hat sich der Kurs noch nicht auf vorpandemische Sphären erholt, doch im Verlauf des Jahres ging es klar aufwärts. Vor allem das Schlussquartal bereitete Anlegern viel Freude. Seit Anfang Januar ist der Kurs der Lufthansa Aktie um gut 20 Prozent gestiegen, seit Mitte Dezember bewegt sie sich oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 8 Euro.

Der Ausblick auf das kommende Jahr ist zudem durchaus positiv: Tourismusverbände rechnen mit einer deutlichen Erholung der Branche, zudem konnte die Lufthansa zuletzt deutlich höhere Ticketpreise durchsetzen. Bereits 2022 gingen Nachfrage und Auslastung deutlich nach oben, im Sommer kam es zeitweise sogar zu Engpässen wegen des Personalmangels an deutschen Flughäfen. So gesehen spricht nichts dagegen, dass der Kranich und seine Aktie im kommenden Jahr wieder abheben.