Lufthansa: Neues Personal, alte Probleme
Die Lufthansa sieht sich auf Wachstumskurs – und stellt mehrere tausend neue Mitarbeiter ein. Vor allem Flugbegleiter sind gefragt, sie machen mit 2.200 neuen Stellen den Großteil der Personalaufstockung aus, die sich auf insgesamt 3.000 Arbeitsplätze beläuft.
1.400 der neuen Flugbegleiter sollen direkt für die Lufthansa zum Einsatz kommen, die übrigen 800 werden auf die Tochtergesellschaften Eurowings, Austrian und Swiss Air verteilt. Parallel dazu werden allerdings in anderen Bereichen des Unternehmens auch Stellen abgebaut, etwa bei der Technik oder im Catering.
Ungelöste Tarifkonflikte
Mit Teilen ihrer Belegschaft befindet sich die Traditionsairline seit Jahren im Clinch, eine Lösung ist bislang nicht in Sicht. Die Flugbegleiter wehren sich über ihre Gewerkschaft Ufo gegen Pläne der Lufthansa-Führung, durch eine Anstellung bei Eurowings deutlich schlechtere Tarifkonditionen zu bekommen als die Kollegen, die direkt bei der Muttergesellschaft tätig sind.
Die Lufthansa sieht sich jedoch gezwungen, auch an Personalkosten zu sparen, um dem zunehmenden Druck der Billig-Konkurrenz auf Dauer standhalten zu können. Gerade in Europa sind Fluglinien, die mit günstigen Tickets punkten und dafür an Service und Komfort sparen, äußerst erfolgreich. Das betrifft insbesondere Kurz- und Mittelstreckenverbindungen, beispielsweise eben zwischen den Metropolen Europas.
Starke Konkurrenz
Durch den Aufstieg von Anbietern wie Ryanair oder Easyjet wurde das Fliegen für alle Einkommensklassen erschwinglich – zu Lasten der Lufthansa, der die Touristen abhandenkommen und die sich stattdessen zunehmend auf Geschäftsreisende ausrichtet. Doch das kostet, zumal auch im Premiumsegment in den vergangenen Jahren neue Konkurrenten erstarkt sind, insbesondere Airlines aus dem arabischen Raum wie Emirates oder Etihad.
Teurer als der Arbeitskampf der Flugbegleiter kam die Kranichairline zudem bislang der Tarifkonflikt mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) zu stehen. Die Auseinandersetzung läuft bereits seit etwa vier Jahren. In diesem Zeitraum haben die Piloten mehrfach gestreikt, zum Teil blieben die Flugzeuge gleich mehrere Tage am Boden. Besonders hart trafen die Ausstände Urlauber zu Ferienzeiten. Die Streiks haben bereits Kosten im mehrstelligen Millionenbereich verursacht, auch im vergangenen Jahr.
Lufthansa Aktie: Droht 2017 der Absturz?
Die Lufthansa Aktie ging daraufhin in den Sinkflug, notierte im Herbst rund 30 Prozent niedriger als noch zu Jahresbeginn 2016. Seit Oktober konnte das Papier jedoch wieder einiges an Boden gut machen. Das Minus auf Jahressicht wurde eingedämmt auf zuletzt gut 15 Prozent.
Ein Schnäppchen, bei dem es sich zuzugreifen lohnt, ist die Lufthansa Aktie mit ihren etwa 13 Euro trotzdem nicht – die meisten Analysten zeigten sich zuletzt skeptisch gegenüber dem Papier, viele befürchten einen Kursabsturz auf unter 10 Euro und empfehlen, sich von der Aktie zu trennen. Auch wenn weitere Streiks durch eine laufende Schlichtung zumindest bis Ende Januar ausgeschlossen sind – 2017 dürfte kein leichtes Jahr werden für den Dax-Konzern.