Lufthansa darf bei ITA einsteigen – Aktie legt kräftig zu
Gleich zwei Traditionskonzerne aus der Dax-Familie haben heute eine Rückmeldung der Kartellwächter zu geplanten Geschäften erhalten: Lufthansa und Volkswagen.
Die Airline darf jubeln: Die seit längerem geplante Übernahme der staatlichen italienischen Fluglinie ITA bekommt grünes Licht aus Brüssel. Nach Zugeständnissen der Lufthansa wurden wettbewerbsrechtliche Bedenken der EU-Kommission „vollumfänglich“ ausgeräumt, sodass der Expansion der Kranich-Airline nun formal nichts mehr im Wege steht.
EU gibt grünes Licht: Lufthansa darf bei ITA einsteigen
ITA war vor vier Jahren aus der Vorgängerin Alitalia hervorgegangen und hatte sich zuletzt wirtschaftlich wieder besser entwickelt. Auf lange Sicht wäre ihr Bestand ohne den Einstieg der Lufthansa jedoch fraglich. Zunächst soll die deutsche Traditionsgesellschaft mit 41 Prozent bei den Italienern einsteigen, eine vollständige Übernahme zu einem späteren Zeitpunkt wird ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
Ganz im Gegenteil: Für die Lufthansa ist Italien einer der wichtigsten Märkte – und die Übernahme einer ausländischen Tochtergesellschaft wäre zudem nichts Neues. ITA wäre bereits die siebte Tochter-Airline außerhalb Deutschlands unter dem Dach der Lufthansa.
Bund legt Veto ein: VW darf Gasturbinen-Geschäft nicht nach China verkaufen
Weniger gute Nachrichten gab es hingegen für Volkswagen. Der Autobauer hatte eigentlich geplant, sein Gasturbinen-Geschäft nach China zu verkaufen. Dem hat die Bundesregierung nun aber einen Riegel vorgeschoben. Begründet wurde das Veto damit, dass die China State Shipbuilding Corp, zu der der Kaufinteressent gehört, dem chinesischen Militär zu nahestehe.
Die Gasturbinen, die eigentlich in Pipelines zum Einsatz kommen, könnten zweckentfremdet und auch in Kriegsschiffen verbaut werden, so die Befürchtung. Es ist nicht das erste Mal, dass Geschäfte zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen sehr kritisch auf dem Prüfstand stehen. Auch das Telekommunikationsunternehmen Huawei sieht sich immer wieder mit Beschränkungen konfrontiert.
Handelskonflikt mit China spitzt sich weiter zu
In den Schlagzeilen waren in den vergangenen Wochen zudem mehrfach wechselseitige Strafzölle präsent: Neben dem andauernden Handelsstreit zwischen China und den USA entflammt zunehmend auch ein wirtschaftlicher Konflikt zwischen dem Reich der Mitte und der Europäischen Union. Die Hintergründe sind vielschichtig: Sie reichen von wettbewerbsrechtlichen Bedenken und dem Vorwurf von Verzerrung durch Subventionen über Bedenken hinsichtlich mutmaßlicher Menschenrechtsverletzungen bis hin zu handfesten Spionagebefürchtungen im wirtschaftlichen und militärischen Kontext.
Auf der einen Seite sind China und Europa – und insbesondere Deutschland als exportorientierter Industriestandort – eng miteinander verbunden, auf der anderen Seite nimmt das Misstrauen zu. Befeuert wird die Entwicklung durch geopolitische Konflikte wie etwa den russischen Angriff auf die Ukraine, der von Europa verurteilt, von China aber unterstützend kommentiert wird.
Lufthansa und Volkswagen: Anleger schicken beide Aktien ins Plus
Anleger griffen dennoch zur VW Vorzugsaktie, die bis zum Mittag gut 1 Prozent zulegen konnte. Damit stemmt sich das Papier gegen den Abwärtstrend, der den Kurs seit Mai hinuntergedrückt hatte. Noch deutlicher aufwärts ging es im Handelsverlauf für die Lufthansa Aktie, die sich bis zum Mittag um gut 2,6 Prozent verteuerte.
Bis zur Vorlage der Quartalszahlen für das frisch zu Ende gegangene Vierteljahr müssen sich Anleger in beiden Fällen noch ein wenig gedulden. In etwa vier Wochen – also Ende Juli, Anfang August – wird in Frankfurt und Wolfsburg der Blick in die Geschäftsbücher gewährt.