Lufthansa Aktie trotz Eurowings-Streik deutlich im Plus
Streiktage bei Eurowings: Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit legen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings die Piloten die Arbeit nieder. Seit Montag und bis Mittwoch dauert der dreitägige Ausstand diesmal, zuletzt hatte das Cockpit-Personal vor gut zwei Wochen für 24 Stunden gestreikt. Erneut wird etwa jeder zweite Flug gestrichen.
Verhärtete Fronten im Tarifkonflikt bei Eurowings
Beide Arbeitsniederlegungen treffen vor allem Urlauber, die zeitversetzten Herbstferien der verschiedenen Bundesländer waren und sind in beiden Fällen betroffen. Dabei geht es den Piloten gar nicht mal ums Geld. In diesem Punkt wurde bereits eine Einigung erzielt. Stattdessen fordert die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit bessere Arbeitsbedingungen, etwa im Hinblick auf Dienstdauer und Ruhetage.
Hier aber zeigt sich die Arbeitgeberseite wenig kompromissbereit: Das jüngste Angebot gehe diesbezüglich bereits an die Grenzen des wirtschaftlich Tragbaren, so Eurowings – und droht mit einer Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Die Fronten sind derart verhärtet, dass die Verhandler des Arbeitgebers zuletzt gar damit drohten, das zuletzt vorgelegte Angebot zurückzuziehen, sollten die Piloten ihren Streik weiterhin durchziehen (was sie bekanntermaßen tun).
Zieht Eurowings sein Angebot zurück?
Tatsächlich befindet sich Eurowings als sogenannte Billig-Airline in einem harten Konkurrenzkampf auf der Kurz- und Mittelstrecke. Wettbewerber wie Ryanair oder Easyjet mit ihrer radikalen Preispolitik setzen die Lufthansa-Tochter unter Druck. Das haben auch einige der Piloten erkannt: Nachdem sie das jüngste Angebot der Airline studiert hatten, entschieden sie sich gegen neuerliche Streiks und meldeten sich freiwillig zum Dienst.
Die Geschlossenheit bei den Arbeitnehmern bröckelt also offenbar. Zieht Eurowings nun aber eben jenes Angebot zurück, dürfte es schwierig werden, im Tarifkonflikt zu einer Einigung zu kommen. Es drohen dann zähe Verhandlungen und mögliche weitere Ausstände der Piloten.
Lufthansa verdoppelt Jahresprognose
Deutlich besser läuft es demgegenüber bei der Lufthansa selbst. Angetrieben durch ein starkes Geschäft im Cargo-Bereich konnte die Traditionsairline zum Wochenauftakt ihre Jahresprognose deutlich anheben, genauer gesagt: verdoppeln.
Grundlage hierfür sind Eckdaten zum zurückliegenden Sommerquartal, die deutlich besser ausfielen als erwartet. Bereits im August hatte die Lufthansa die Prognose für den bereinigten operativen Gewinn im Gesamtjahr angehoben auf 500 Millionen Euro – nun geht das Management sogar von bis zu 1 Milliarde Euro aus. Analysten hatten der Lufthansa zuletzt ein bereinigtes Ebit von gut 800 Millionen Euro zugetraut.
Sommerquartal stärker als gedacht
Laut vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal erzielte die Lufthansa einen Umsatz von gut 10 Milliarden Euro und damit doppelt soviel wie im Vorjahreszeitraum, der noch stark von coronabedingten Beschränkungen geprägt war. Der bereinigte operative Gewinn konnte im Vergleich zum Vorjahresquartal sogar vervierfacht werden auf 1,1 Milliarden Euro.
Im Frachtgeschäft fuhr die Tochtergesellschaft Lufthansa Cargo ein Rekordergebnis ein. Hier profitiert die Airline vor allem von der nach wie vor angespannten Lage auf den Weltmeeren in Bezug auf den Schifffrachtverkehr. Staus vor den Häfen und gestiegene Preise lassen viele Frachtkunden vom Schiff umschwenken auf die Schiene oder eben den Luftverkehr, sehr zur Freude der Lufthansa.
Kranich Aktie im Aufwind
Die Zahlen fallen stärker aus als gedacht. Immerhin hatte auch die Lufthansa in den Sommermonaten und damit zur Hauptreisesaison mit Streiks ihrer Crewmitglieder zu kämpfen. Diese schlagen sich mit einem Volumen von rund 70 Millionen Euro in der Bilanz nieder, wie das Unternehmen mitteilte. Auch Personalengpässe an den Flughäfen sorgten im Sommer für erhebliche Schwierigkeiten. Weil es vor allem im Sicherheitsbereich an geschulten Fachkräften fehlte, um dem hohen Reiseaufkommen gerecht zu werden, mussten allein bei der Lufthansa mehrere tausend Flüge gestrichen werden.
Die detaillierten Zahlen für den Zeitraum von Juli bis Ende September will die Lufthansa am 27. Oktober vorlegen. Der Vorstand blickt optimistisch in die Zukunft: Die aktuelle Buchungslage ist gut, die Ticketnachfrage weiterhin hoch und auch das Frachtgeschäft verspricht sich weiterhin stark zu entwickeln.
Anleger bejubelten die Meldung aus Frankfurt und ließen die Lufthansa Aktie um zeitweise knapp 5 Prozent steigen. Letztlich ging das im MDax gelistete Papier am Montag mit einem Tagesplus von 1,6 Prozent aus dem Handel. Damit setzt die Kranich Aktie ihren Höhenflug fort: Auf Monatssicht liegt der Kurs bereits zweistellig im Plus bei zuletzt rund 6,60 Euro.